Patrick Rott versteht das Wort „Mittagspause“ ein bisserl anders. Beine hochlegen und etwas essen – ja, aber nicht lange. Die Zeit bis zum nächsten Termin nutzt er lieber so: „Ich werde jetzt noch 90 Minuten selbst trainieren“, erzählt der 28-Jährige. Als Sportwissenschaftler hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Und darum muss der Fußball-Bayernligist SV Schalding vorerst auf einen seinen Stürmer verzichten.
Seit knapp drei Monaten arbeitet Rott als Sportwissenschaftler in Regen. Die neue Stelle zwingt ihn zu einer Fußball-Pause: Beim Aufgalopp Anfang März schlüpfte Rott in die Rolle des Zuschauers – und daran wird sich so schnell nichts ändern. Das Pensum in der Bayernliga und sein Beruf, das passt nicht unter einen Hut. Zumindest in den kommenden Wochen: „Erstmal muss ich pausieren, aber in absehbarer Zeit möchte ich wieder voll einsteigen. Ich muss von Woche zu Woche schauen.“
Mit dem Fußballer Patrick Rott verliert Schalding eine zentrale Säule der Herbstrunde. Der 28-Jährige stand fast immer auf dem Platz, erzielte vier Tore und gab zwei Vorlagen. „Ich vermisse meine Teamkollegen jetzt schon“, erzählt er. Der Verein habe jedoch volles Verständnis für seine Entscheidung.
Viele Termine am Abend: Keine Zeit für Fußball
Zugleich geht für den studierten Sportwissenschaftler ein Traum in Erfüllung: „Ich kann endlich meiner Passion nachgehen.“ Und die spürt man sogar durch den Telefonhörer. Rott sprudelt vor Begeisterung. „Mich fasziniert der ganzheitliche Ansatz, den wir in Regen verfolgen. Wir versuchen das Beste aus dem Fitness-Bereich, der regenerativen Medizin und der Naturheilkunde zu vereinen.“ Rott und seine Kollegen bieten Reha-Sport und Prävention ebenso an wie Physiotherapie und Fitnesstraining. Vieles davon auch am Abend, weshalb Rott kaum Zeit für Fußball bleibt. „Aber das stört mich nicht, ich liebe meinen Job.“
Den Kontakt zum runden Leder verliert er ohnehin nicht. „Heute Abend kommt noch eine Fußball-Mannschaft zu mir in den Skill-Court.“ Der Skill-Court, das ist eine Trainingsfläche, auf der die Kicker im Bereich der Neuroathletik, kombiniert mit Speed und visuellem Training arbeiten. Andere lassen ihren Laufstil analysieren oder sich in Sachen Ernährung beraten. Und vor dem Jahreswechsel schaute auch der gebürtige Bischofsmaiser Profitorwart Christian Früchtl von Austria Wien zum Personaltraining in seiner Heimat vorbei.
Kreuzbandriss: „Im Nachhinein könnte man fast von Glück sprechen“
Die Arbeit am Menschen begeistert Rott, weil er früher selbst der Patient war. Im Sommer 2020 reißt sein Kreuzband im rechten Knie, viele wählen danach die Operation. Rott nicht, er entscheidet sich für eine konservative Behandlung. „Im Nachhinein könnte man fast von Glück sprechen, dass ich mir das Band gerissen habe“, erzählt der 28-Jährige mit einem Schmunzeln. „Seitdem interessiere ich mich sehr für konservative Medizin.“
In Zukunft will Rott von größeren Verletzungen verschont bleiben. Dafür trainiert er fast täglich – auch mit dem Ball. Seine Mittagspause hat gerade erst begonnen.