Futsal vs. Bandenkick

BFV-Verantwortlicher glaubt an Futsal-Zukunft – Wird Hallen-Diskussion zur Generationenfrage?

23.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:53 Uhr

Zweifacher Freyunger Landkreismeister: Der TSV Waldkirchen gewann zwei der bisher sechs Turniere. Bei den A- und C-Junioren setzten sich die favorisierten Waldkirchner durch. Die Begeisterung der Jugend für Futsal ist sichtlich vorhanden. −Fotos: Sven Kaiser

Es ist ein Thema, das sich im niederbayerischen Fußball zur Glaubensfrage entwickelt hat: Futsal oder Bandenkick? Während der Bayerische Fußball-Verband (BFV) voll auf die moderne Spielform setzt, erlebte der traditionelle Budenzauber bei privaten Turnieren ein furioses Revival. Wie geht es nun also weiter?

Es ist ein Neuanfang. Das ist Gregor Kern aus Grainet bewusst. Er ist Spielleiter beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und glaubt nicht an ein Ende der traditionellen Hallenmeisterschaften im Landkreis Freyung-Grafenau. „Wir möchten etwas Neues auf die Beine stellen“, sagt der 51-Jährige. Die erste Saison unter seiner Regie endete an diesem Wochenende mit zwei Turnieren der E-Junioren – Zeit für eine Zwischenbilanz.

Gregor Kern und die Turnierleitung des TV Freyung sind „mit der Resonanz und den Rückmeldungen zufrieden“. Natürlich kennt der Graineter die Zahlen und vermeidet deshalb Vergleiche mit der Vergangenheit, aber fürs Erste habe er positive Eindrücke gesammelt und Zuspruch aus den Vereinen bekommen. Darum soll der Landkreiscup eine Zukunft haben und im nächsten Winter auch wieder bei den Herren ein Turnier in Freyung stattfinden. Heuer war dies mangels Teilnehmer entfallen. Aber Kern ist überzeugt, „wenn wir beim BFV für nächstes Jahr mehr Werbung machen, dann klappt es wieder“.

„Daraus kann etwas entstehen, wenn alle mitmachen“



Die diesjährige Hallensaison nutzten Kern und der TV Freyung, der unter Jugendleiter Christian Fuchs maßgeblich an der Austragung der Landkreismeisterschaften beteiligt war, um zu lernen und zu probieren. Bei den G- und F-Junioren wurden die Turniere auf einem verkürzten Spielfeld ausgetragen und ein Teil der Halle als Platz für Spielpausen genutzt.

Immer wenn Kern dieser Tage in der Dreifachturnhalle zugegen war, habe er Interesse an Futsal und Meisterschaften in Freyung verspürt. Darum will er sich mit verdienten Vertretern der Zunft zusammensetzen und daran arbeiten, dass im nächsten Winter deutlich mehr Fußballmannschaften für die Hallenmeisterschaften in Freyung melden. „Es hat heuer viel Spaß gemacht und daraus kann etwas entstehen, wenn alle mitmachen.“

Interesse an Bandenturnieren liefert Futsal-Kritikern Argumente



Der BFV sieht sich wegen des Festhaltens am Futsal immer wieder massiver Kritik ausgesetzt. Der Zuspruch vieler „klassischer“ Hallenturniere in den vergangenen Wochen liefert den Gegner durchaus Argumente: Beim Wolf-Haus-Cup in Osterhofen war die Halle über drei Tage hinweg gut besucht. Auch der Hofbauer-Cup in Simbach am Inn lockte am ersten Januarwochenende 600 Zuschauer in die Halle. Ganz zu schweigen vom Sonnenland-Cup, der beim C-Junioren-Turnier am Dreikönigstag schon früh restlos ausverkauft war.

„Wo mit Bande gespielt wird, da ist die Halle voll“, sagte Wolfgang Wagner, Co-Organisator des Sonnenland-Cups vor einigen Tagen im Gespräch mit der PNP. Für ein klarer Beweis dafür, dass der BFV zurückkehren müsse zum klassischen Bandenkick. „Anstatt ständig nach Ausreden zu suchen, muss der BFV mal den Mut beweisen, zurückzurudern“, fordert Wagner. „Eine Futsalverdrossenheit“ gebe es unter den Fans, berichtet auch der Simbacher Turnierorganisator Klaus Hofbauer.

Doch ganz so eindeutig contra Futsal ist die Stimmungslage im regionalen Fußball keinesfalls. Das erfährt man, wenn man sich mit Vertretern einer deutlich jüngeren Generation unterhält. So hat heimatsport.de vor einigen Tagen bei zwei Nachwuchskickern nachgefragt – und eindeutige Aussagen pro Futsal bekommen.

„Spiele lieber Futsal – Großteil meiner Mitspieler denkt so“



Alexandros Hatjissavas, A-Junioren-Spieler des FC Fürstenzell, hat in den letzten Wochen beide Spielformen erlebt und sagt: „Ich spiele lieber Futsal.“ Es komme dabei mehr auf die Technik und das Zusammenspiel als Mannschaft an. So gebe es dort auch den schöneren Fußball zu sehen. Hatjissavas ist überzeugt: „Der Großteil meiner Mitspieler denkt so.“

Auch Luca Canales Uhrmann sieht das so. Der A-Jugendliche der Spvgg GW Deggendorf erzählt, Futsal habe ihm „großen Spaß gemacht“. Er bevorzuge diese Spielform, „weil es der technisch anspruchsvollere Fußball ist“. Entsprechend wünscht er sich vom BFV ein Festhalten am Futsal-Modus.


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Die Hallen-Diskussionen als fußballerische Generationenfrage? Darauf lassen die konträren Aussagen zumindest schließen. Beim BFV indes will man keine voreiligen Entscheidungen treffen. „Letztlich sind es Vermutungen, welche Turnierformen besser laufen würde“, sagte Josef Janker vor einigen Tagen gegenüber heimatsport.de. Der Vorsitzende des Spielausschusses beim BFV schloss eine Rückkehr zum klassischen Bandenkick nicht aus, aber: „Wir müssen hier natürlich viele Faktoren in Betracht ziehen.“ Nach der Hallensaison werde man in Abstimmung mit den Vereinen schauen, wie es weitergeht.

− akr/jkr



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