Voller Tatendrang im Trainingslager

Von wegen WM-Loch: Wie Bayern-Star Kimmich die Katar-Enttäuschung abgeschüttelt hat

11.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:47 Uhr

Von einer Stimmungsdelle nichts zu sehen: Josua Kimmich sprüht vor Tatendrang im Trainingslager des FC Bayern in Katar. −Foto: imago images

Keine Spur von der befürchteten Post-Turnierdepression: WM-Patient Joshua Kimmich sprüht im Trainigslager des FC Bayern wieder vor Tatendrang - und überrascht mit einer einfachen Erkenntnis.

Joshua Kimmich scherzte und lachte, vom befürchteten Turnierblues war beim am schwersten „erkrankten“ deutschen WM-Patienten überhaupt nichts zu spüren. „In ein Loch bin ich ehrlicherweise nicht gefallen“, berichtete der Profi von Bayern München gut gelaunt, „das ist meinen drei Kindern geschuldet.“ Als Papa habe er nunmal „gewisse Aufgaben“, erzählte Kimmich munter, da bleibe keine Zeit für eine WM-Depression.

Vor fünfeinhalb Wochen hatte das noch ganz anders geklungen. Als Kimmich damals nur wenige Kilometer entfernt im „Beduinenzelt“ von Al-Khor das abermalige deutsche Turnierdebakel kommentierte, schien jegliche Lebensfreude aus ihm gewichen. Der 27-Jährige sprach vom „schlimmsten Tag meiner Karriere“ und äußerte die große Sorge, in ein „Loch“ zu fallen. Am Mittwoch aber präsentierte sich im noblen Al Aziziyah Boutique Hotel von Doha ein aufgeräumter Profi voller Tatendrang.

„Ich habe sehr, sehr viel Lust auf Fußball“



Kimmich betrat den Raum „Elite“ mit einem Lächeln und garnierte zahlreiche Antworten mit einem Lachen oder Schmunzeln. Fußball, lautete die ebenso überraschende wie einfache Erkenntnis des ewig Ehrgeizigen, „macht auch sehr viel Spaß. Ich habe sehr, sehr viel Lust auf Fußball.“ Mit den Bayern und beim DFB.

Dabei waren sie hier wie dort in Sorge um ihn wegen seines herzzerreißenden Auftritts nach dem blamablen WM-Aus. Bayern-Boss Oliver Kahn sprach Kimmich Mut zu, weil er sich selbst in ihm erkannte. Bei der WM 2002 hätten ihm, dem umjubelten „Titan“, „zwei Milliarden Menschen beim Versagen zugeschaut“, sagte Kahn. Nach dem verlorenen Finale sei er in jenes „Loch gestürzt“, vor dem nun Kimmich zitterte.

Der Mittelfeldchef versuchte, die tiefe Enttäuschung im Familienurlaub auf den Malediven zu verarbeiten, während sie in München einen Aufbau-Plan entwarfen. Kimmich, so der Ansatz, soll wieder mehr Freude spüren - und einen Teil der riesigen Verantwortung, die er sich selbst stets aufbürdet, abgeben.

Wer Kimmich im Training beobachtet, sieht ihn wie gewohnt mit Feuereifer am Werk, dirigieren und diskutieren. Das WM-Debakel sei „nichts, was man einfach vergessen oder abhaken kann“, sagte er, „trotzdem ist die Motivation, wieder hier zu sein, riesig“.

Auch Kahn ist überzeugt von Kimmichs Rückkehr zu alter Stärke



Kahn ist sich sicher, dass Kimmich beim FC Bayern und in der Nationalelf „wieder Top-Leistungen bringen“ werde. „Joshua wird hier wie immer vorangehen und angreifen“, sagte er der Sport Bild: „Nach solchen Erlebnissen noch besser zu werden, das zeichnet den Champion aus.“

Es bringe ja nichts, „die ganze Zeit über die vergebene Chance zu hadern“, stimmte Kimmich zu. Der Urlaub sei ihm „fast schon zu lang“ vorgekommen, er habe mit den Bayern national wie in der Champions League „große Ziele“.

Und mit der Nationalmannschaft, mit der er bei drei großen Turnieren zweimal in der Vorrunde und einmal im Achtelfinale scheiterte? „Ich muss einfach spielen, bis ich 45 bin“, sagte Kimmich - und lachte.

− sid

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