Nach zuletzt sieben Winterspielen
Wolfgang Pichler in Peking nicht dabei – Ruhpoldinger fiebert während Olympia am TV mit

25.01.2022 | Stand 25.01.2022, 19:00 Uhr

Wolfgang Pichler arbeitet für die Biathleten und den Eisschnelllaufverband in Schweden. −Foto: Kas

Wolfgang Pichler, einer der erfolgreichsten Trainer im Wintersport, bekleidet aktuell einen Direktorenposten im schwedischen Olympischen Komitee und arbeitet für die Biathleten sowie für den Eisschnelllaufverband in Schweden. Für die Winterspiele in Peking wurde er bereits mit kompletter Kleidung ausgerüstet, aber er sagte ab nach zuletzt sieben Winterspielen am Stück. Im Gespräch mit der Heimatzeitung begründet der 66-jährige Ruhpoldinger seine Entscheidung, erklärt, warum er während des Biathlon-Weltcups in Ruhpolding im Trostberger Krankenhaus lag und wie er die Chancen für Schweden und Deutschland in Peking sieht.

Herr Pichler, Sie werden bei den Olympischen Spielen in Peking nicht vor Ort sein, warum?
Wolfgang Pichler: Es ist nicht so dramatisch, denn ich arbeite nicht direkt am Mann. In meiner neuen Funktion bin ich quasi Trainer der Trainer. Ich hatte ja den Herzinfarkt, und da muss ich schon etwas vorsichtig sein. Aber ich betreue bis zu seiner Abreise nach Peking unseren Eisschnellläufer Nils van de Poel. Ich organisiere auch alles für ihn.

Was heißt das?
Pichler: Seit 2. Oktober bin ich mit ihm täglich in der Max-Aicher-Arena in Inzell beim Training.

Haben Sie vom Eisschnelllauf überhaupt eine Ahnung?
Pichler (lacht): Es geht hier nicht um die Verbesserung seiner Technik, sondern um seine Ausdauer. Ich nehme seine Rundenzeiten, seine Laktatwerte und kümmere mich um eben alles, was ein Weltklassesportler braucht. Wir sind jetzt am Feinschliff für die Olympischen Spiele. Ich bin ständig in Verbindung mit seinem Trainer, der kürzlich Vater geworden ist und deshalb nicht in Inzell sein kann. Aber wir haben hier in der Eishalle optimale Bedingungen.

Aber Ihr Mann ist Medaillenkandidat, oder?
Pichler: Natürlich! Er ist Weltrekordinhaber über 10000 und 5000 Meter. Das ist einigermaßen überraschend, denn er hatte komplett mit dem Eisschnelllauf aufgehört. Ich hatte ihn dann mal angerufen vor gut zwei Jahren, ob er nicht wieder Lust auf Eisschnelllauf hätte. Man muss wissen, dass er von Null gekommen ist. Er ist dann im letzten Jahr zwei Mal Weltmeister geworden. Er kann so hart trainieren, so etwas habe ich noch nie erlebt. Er ist kein einfacher Typ, aber er ist knallhart zu sich selbst. Er hat jetzt schon seinen Zeitrhythmus für Peking umgestellt, geht um 18 Uhr ins Bett und steht um 3 Uhr nachts auf. Er ist aus Calgary gekommen, es hatte minus 10 Grad, ich hatte ihm ein Rad besorgt, und er ist damit sechs Stunden herumgefahren.

Vom Eisschnelllauf mal weg, zu Ihrer Lieblingssportart, dem Biathlon. Wie haben Sie den Weltcup in Ruhpolding miterlebt?
Pichler (lacht): Erstmals war ich nicht in der Chiemgau-Arena. Ich wurde vor der Akkreditierung positiv auf Corona getestet, obwohl ich geboostert bin. Und weil meine Werte bei der Sauerstoffsättigung so gering waren, kam ich ins Krankenhaus nach Trostberg. Ich wurde dort bestens betreut, kann nur gut darüber reden und wurde nach dem Ruhpoldinger Weltcup in guter Verfassung entlassen.

Und wie geht es Ihnen heute?
Pichler: Danke, mir geht es gut, ich bin auch schon wieder im Trainingsrhythmus. Man muss jetzt halt schauen, wie ich die Zeit verkraften kann.

− kas

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