Nach den Spielen plant sie eine kleine Auszeit
Kein "Ergebnis-Stress" in Tokio: Tina Lutz geht in der Formel 1 des Segelns auf Medaillenjagd

20.07.2021 | Stand 18.09.2023, 7:13 Uhr

In wenigen Tagen geht’s los: Tina Lutz (rechts) aus Holzhausen (Lkr. Traunstein) und "Nordlicht" Susann Beucke sind vor gut einer Woche in Tokio angekommen. −Foto: imago images

Als einzige Chiemgauerin greift Seglerin Tina Lutz vom Chiemsee Yacht Club (CYC) in Prien bei den Olympischen Spielen in Tokio nach einer Medaille. Während bei Winterspielen oder Weltmeisterschaften auf Schnee und Eis Erfolge wie jene von "Gold-Rosi" Mittermaier, Anni Friesinger, Evi Sachenbacher, Andreas Wellinger oder Markus Eisenbichler fast schon zur Normalität gehör(t)en, sieht es bei Sommerspielen ganz anders aus. Leistungen wie jene des Trostbergers Christopher Kas, der bei Olympia 2012 in London an der Seite von Sabine Lisicki nur knapp eine Medaille im Tennis-Mixed-Bewerb verpasst hat, haben eher Seltenheitswert.

Nun also gibt Tina Lutz aus Holzhausen (Gemeinde Bergen/Lkr. Traunstein) ihr Olympia-Debüt, nachdem sie 2012 und 2016 jeweils die Teilnahme verpasst hat – einmal davon scheiterte ihr "Anliegen", dabei zu sein, auch vor Gericht. Gemeinsam mit ihrer Vorschoterin Susann Beucke (Norddeutscher Regatta Verein) nimmt sie das "Abenteuer Tokio" in Angriff, um in der 49er FX-Klasse möglichst gut abzuschneiden.

Mit "Nordlicht" Beucke (beide 30 Jahre jung) arbeitet Lutz seit vielen Jahren perfekt zusammen: "Ich finde, wir ergänzen uns gut", betont Lutz, ",Sanni‘ ist eher die Abenteurerin, ich eine Art Organisationstalent." Augenzwinkernd schiebt die Chiemgauerin hinterher: "Anfangs ist es jahrelang so abgelaufen, dass ich geschaut habe, dass alles läuft und ,Sanni‘ ein bisschen chaotisch war. Als wir dann mal ein halbes Jahr Pause hatten, musste sie es selbst erledigen – seitdem hat sie den Organisations-Part übernommen und macht das auch hervorragend."

Zu Beginn der Vorwoche stand die Anreise auf dem "vorolympischen" Plan, nun steigt das Regatta-Fieber natürlich von Tag zu Tag. Jammerschade finden es Lutz und Beucke, dass die Spiele – also womöglich ihr Karriere-Höhepunkt – pandemiebedingt ohne Zuschauer stattfinden wird. "Wir sind zwar beim Segeln ohnehin nicht von allzu vielen Fans gesegnet. Doch bei der Eröffnungsfeier wäre es schon schön, wenn Zuschauer für Stimmung sorgen könnten." Auch auf die Begleitung ihres Lebensgefährten und der Familie muss Tina verzichten. "Wir sind eigentlich nur im Hotel und am Wettkampfareal unterwegs. Das heißt: drei Wochen ohne soziale Kontakte in einer Art Blase", beschreibt die Europameisterin von 2020 in der 49er FX-Klasse – der so genannten Formel 1 des Segelsports – die Situation.

In sportlicher Hinsicht setzt sich das Duo nicht zu sehr unter Druck. "Wir machen uns jetzt keinen Ergebnis-Stress. Wichtig ist bei den Wettfahrten immer ein guter Start. Wenn wir vorne sind, haben wir freie Kurswahl – das ist ein großer Vorteil", weiß das CYC-Aushängeschild.

Vor ihrem Abflug nach Japan hatten sich die beiden im dänischen Aarhus vorbereitet. "Wir hatten gute Bedingungen, etwas mehr Wind wäre nicht schlecht gewesen", sagt Lutz. Zuvor waren Lutz/Beucke in Spanien und Portugal unterwegs. Bei der letzten Regatta im "Ronaldo-Land" (Platz 6) erlaubten sie sich einen Frühstart. "Das darf uns bei Olympia nicht passieren", meint Lutz schmunzelnd – und verrät, dass sie bereits seit ihrer Kindheit von der olympischen Eröffnungsfeier träumt. Nach den Spielen plant sie übrigens eine Wettkampfpause, einen Rücktritt vom aktiven Sport schließt sie jedoch aktuell aus. Kein Wunder, denn im November will sie mit Susann an den Weltmeisterschaften im Oman teilnehmen. Und wenn man dort als Olympia-Medaillengewinner antreten könnte, wäre das natürlich das i-Tüpfelchen...

Mehr über Tina Lutz lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Dienstag, 20. Juli 2021 – unter anderem im Trostberger Tagblatt, Reichenhaller Tagblatt und Burghauser Anzeiger.