Im Amateurfußball drohen prall gefüllte Ligen
Wenn die halbe Liga nach unten muss – Turbulenzen in Landes- und Bezirksligen?

14.05.2021 | Stand 18.09.2023, 7:11 Uhr
Alexander Hübner

In einer sicher sehr interessanten Bezirksliga Ost möchte der ESV Freilassing in der Saison 2021/22 jubeln. Sollte es heuer keine Absteiger geben, dann könnten es nächstes Jahr sogar deren acht werden. −Foto: btz

Der Verzicht auf Absteiger nach der "Corona-Saison" im bayerischen Amateurfußball würde vor allem die Landes- und Bezirksligen in den nächsten beiden Jahren hart treffen.

Aus den auf 22 Vereine aufgeblähten Landesligen müssten 2021/22 und 2022/23 jeweils vier Klubs fix absteigen, wie aus einem Szenario hervorgeht, das der Bayerische Fußball-Verband (BFV) den Vereinen jetzt vorstellte. Für bis zu vier weitere ginge es in die Relegation – im ersten Jahr wären damit bis zu acht, im zweiten Jahr bis zu sechs Absteiger möglich. Damit will der Verband die Ligen bis 2023 wieder auf "Normalmaß" stutzen.

Die 4500 Vereine in Bayern können bis Dienstag darüber abstimmen, ob es nach dem Saisonabbruch, wie in der Spielordnung vorgesehen, Auf- und Absteiger geben soll oder ob der Verband wegen der außergewöhnlichen Umstände auf Absteiger verzichten und zusätzlich alle Tabellenzweiten aufsteigen lassen soll. Letzteres würde zu überdimensionierten Spielklassen und einem brutalen Abstiegskampf über zwei Jahre führen.

Das zeigt sich auch in der Bayernliga. Wenn alle Meister und Vizemeister der Landesligen aufrücken, gäbe es in der kommenden Runde drei Fix-Absteiger, vier weitere Mannschaften müssten in die Relegation. Damit wäre ein Drittel der Liga abstiegsgefährdet. In welchem Modus die Verbandsligen ausgetragen werden, spielt dabei keine Rolle, wie der oberbayerische BFV-Bezirksvorsitzende Robert Schraudner (München) betonte, der die Vorschläge federführend ausgearbeitet hat.

Noch stärker betroffen wären die oberbayerischen Bezirksligen. Sie müssten bei einem Verzicht auf Absteiger 19 Vereine aus den Kreisligen zusätzlich aufnehmen, verlieren aber nur sechs Formationen an die Landesliga. 2022 müssten sie einen Großteil der Flut von Absteigern aus der Landesliga aufnehmen. Bezirksspielleiter Wolf-Peter Schulte (Schäftlarn) würde im kommenden Jahr jeweils acht der 19 oder 20 Mannschaften pro Gruppe direkt absteigen lassen, 2023 müssten sogar acht bis neun von 18 Vereinen die Bezirksliga nach unten verlassen – praktisch die halbe Liga.

Die Kreisligen im Kreis Inn/Salzach kämen glimpflicher davon. Doch auch hier gäbe es im ersten Jahr in jeder der beiden Gruppen vier bis fünf Direktabsteiger und zwei Relegations-Teilnehmer. 2022/23 wären im zweiten Schritt noch fünf von 15 Vereinen abstiegsgefährdet. In den Kreisklassen käme das dicke Ende erst im zweiten Jahr: Dann müssten von 15 Vereinen drei direkt runter und zwei in die Relegation, um wieder auf maximal 14 Mannschaften pro Klasse zu kommen.
Lesen Sie dazu auch die PNP-Printausgabe vom Samstag, 15. Mai 2021 – unter anderem den Burghauser Anzeiger, das Trostberger Tagblatt und den Freilassinger Anzeiger.