Vom Eishockeyspieler zum Uni-Professor
Wolfgang Seiberl stand früher in Berchtesgaden auf dem Eis – Heute erforscht er neuromuskuläre Mechanismen

13.05.2021 | Stand 18.09.2023, 7:11 Uhr

Professor Dr. Wolfgang Seiberl forscht an der Technischen Universität der Bundeswehr in München im Bereich Bewegungswissenschaft. Als ehemaliger Eishockeyspieler ist Seiberl somit auch heute noch mit dem Sport beruflich und privat eng verbunden. −Foto: Wechslinger

Bewegung war immer ein elementarer Teil im Leben von Wolfgang Seiberl – sei es als Eishockeyspieler auf dem Eis oder als Professor für Bewegungswissenschaft an der Universität. Beim Gespräch mit Professor Dr. Wolfgang Seiberl am Wochenend-Wohnort seiner Familie im Pfingstlerlehen in Unterstein gab der bescheidene Wissenschaftler der Biomechanik Einblicke in seine sportliche Vergangenheit und seine wissenschaftliche Gegenwart.

Beim EV Berchtesgaden war Seiberl längere Zeit Führungsspieler und Mannschaftskapitän. So stand Wolfgang Seiberl bereits mit 17 Jahren in den Abwehrreihen der 1. Mannschaft. Seiberl wurde schnell zu einem Leistungsträger und verdiente sich vornehmlich auf der linken Defensivseite hohe Anerkennung. Seine Mannschaftskameraden wählten ihn nicht nur wegen seines Könnens als Spieler, sondern auch wegen seiner menschlichen Vorzüge zu ihrem Kapitän. Nachdem sich Seiberl den Wissenschaften verschrieben hatte und an der TU in München arbeitete, blieb für Training und Spiele nicht mehr viel Zeit. So beendete er seine Laufbahn früher als es sich der Verein gewünscht hatte. Dennoch blieb der Wissenschaftler der schnellsten Mannschaftssportart bis heute treu und greift immer wieder einmal bei den "Eisbären" – dem Ehemaligen-Team des EV Berchtesgaden – zum Schläger.

Die Arbeit des Sport-Wissenschaftlers

2011 promovierte Wolfgang Seiberl an der Technischen Universität München mit Auszeichnung im Fachbereich Biomechanik. Dazu schrieb er auch ein Fachbuch. Seiberl erklärt den Begriff Biomechanik damit, den Menschen mit den Methoden aus der Mechanik zu betrachten. Ein Schwerpunkt in seiner Grundlagenforschung ist das Spiel der Muskeln in der Hebelwirkung zu maximaler Kraft. In seiner Postdoc-Phase mit Forschungsaufenthalten am "Human Performance Laboratory" der University of Calgary widmete sich Seiberl der Neuromechanik der menschlichen Muskulatur. Im Jahr 2019 wurde ihm von der Technischen Universität München die "Venia Legendi" für das Fach Sportwissenschaft verliehen. Aktuell vertritt er die Professur für Bewegungswissenschaft an der Universität der Bundeswehr München.

Seiberls Forschungsinteresse gilt unter anderen den neuromuskulären Funktionsmechanismen des menschlichen Muskel-Sehnen-Komplexes. Zu den Hauptthemen des Wissenschaftlers gehören die "History dependence" muskulärer Krafteigenschaften, Analysen sportlicher Bewegungsmuster sowie die Evaluation präventiver und rehabilitativer Maßnahmen am muskuloskelettalen System. Als Forschungsprojekte seien kontraktile, elastische und neuronale Mechanismen der muskulären Leistungssteigerung im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (Deutsche Forschungsgemeinschaft/DFG) sowie die "Modular Extendes Transcranial Magnetic Stimulation" (MEXT) genannt. Dies ist ein Forschungsprojekt im Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr.