Vor Eisschnelllauf-EM in Heerenveen
Personalentscheidungen sorgen für Ärger – Brand-Mail an die DESG-Verantwortlichen

12.01.2021 | Stand 18.09.2023, 7:09 Uhr

Joel Dufter vom DEC Inzell hat keinerlei Verständnis für diverse Personalentscheidungen der DESG. −Foto: Wukits

Drei Eisschnellläufer des DEC Inzell gehen am Wochenende bei den Europameisterschaften im Heerenveen an den Start. Neben Joel Dufter vertreten Katja Franzen und etwas überraschend Leia Marie Behlau die Inzeller Farben in der niederländischen Eisschnelllauf-Hochburg. Ermittelt wurden die Teilnehmer aus dem Bereich der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) bei Wettkämpfen in Berlin, Erfurt und Inzell.

Neben der Qualifikation für die Europameisterschaft wurden die Ergebnisse auch für die beiden ersten Weltcups herangezogen. Diese finden ebenfalls in Heerenveen in einer extra wegen Corona eingerichteten Blase statt. Dort werden neben Dufter und Franzen auch Josephine Heimerl und Anna Ostlender teilnehmen. "Das ist eine sehr gute Sache für Inzell, besser geht’s kaum", freut sich Andreas Kraus, verantwortlicher DEC-Trainer und Mitglied der DESG-Trainerkommission.

Prognosen, wie sich die Sportler aus dem Chiemgau bei den Rennen am Wochenende aus der Affäre ziehen können, möchte Kraus nicht abgeben. "Jeder soll sein Bestes geben. Mit den Zeiten, die zuletzt gelaufen wurden, kann man wenig anfangen, es waren schließlich verschiedene Bahnen. Corona macht das alles auch nicht leichter", sagt Kraus und betont, dass er und die Mitglieder der Trainerkommission immer einen Start der Sportler bei den internationalen Wettkämpfen im Auge hatten. DESG-Präsident Matthias Große hatte es den Athleten ja freigestellt, daran teilzunehmen. "Wir sind immer nach Plan A vorgegangen, das heißt, wir wollten unsere Läufer zur EM und zu den Weltcups schicken", verrät Kraus und freut sich darüber, dass vor allem seine jungen Kufenflitzer zuletzt eine Reihe persönlicher Bestzeiten erzielten. Josephine Heimerl gelang dies über 500 und 1000 Meter, Anna Ostlender über 500 Meter.

Noch immer nicht gut ist Joel Dufter auf die Tatsache zu sprechen, dass der Vertrag mit seinem jahrelangen Trainer Danny Leger von der DESG nicht verlängert wurde. "Natürlich bin ich noch sauer", bekräftigt der 25-Jährige. Er und seine Kameraden aus dem Sprintteam machten sich zuletzt mit Mails an Präsident Große mit deutlichen Worten Luft zu den Vorkommnissen im Fall Leger. Unter anderem warfen die Sportler den Verantwortlichen wenig Fingerspitzengefühl und Sachverstand vor. Persönliche Machtbestrebungen einzelner stünden im Vordergrund, hieß es.

Dies zeige sich auch bei anderen Personalentscheidungen. Viele der Posten seien an systemtreue, unkritische und langjährige Begleiter von Claudia Pechstein vergeben worden. Pechstein ist die Lebensgefährtin von Große. (Original-Mails liegen der Redaktion vor). Trotz des Ärgers gilt es für Joel Dufter nach vorne zu blicken. "Ich muss mir jetzt schon meine Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Vielleicht werde ich versuchen, außerhalb Deutschlands zu trainieren. Sportlich ist es aktuell schwierig, eine Prognose abzugeben. Ich hatte in Inzell in den vergangenen Wochen keinen wirklichen Vergleich und keine starken Konkurrenten. Keine Ahnung, was mich in Heerenveen erwartet. Klar: Die internationale Konkurrenz wird stark sein", meint er vor der Vergabe des kontinentalen Mehrkampftitels.

Froh über ihre Nominierung für EM und Weltcups ist Katja Franzen. "Da kann ich einen weiteren Entwicklungsschritt gehen. Andreas Kraus hat mich gut vorbereitet", meint die 31-Jährige.

Für Leia Marie Behlau kam die EM-Teilnahme überraschend. Die 24-Jährige hatte eigentlich vor zwei Jahren die Schlittschuhe an den Nagel gehängt. Vor sieben Monaten hat sie sich entschlossen, in die Trainingsgruppe von Michi Restner – und damit wieder aufs Eis – zurückzukehren. "Wir haben von Anfang an gut zusammengearbeitet, er hat meine Stärken und Schwächen ausgelotet und wohl das richtige Händchen gehabt", erklärt die Sportlerin, die 2018 von Erfurt nach Inzell kam.
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