"Viele Schneetage" in der Vorbereitung
Tenglinger "Pepi" Ferstl freut sich auf die neue Saison: "Ich fahre auf Angriff"

14.11.2020 | Stand 18.09.2023, 7:07 Uhr
Walter Hohler

Sprung- und Kurventechnik in Perfektion möchte der Tenglinger "Pepi" Ferstl in der kommenden Weltcup-Saison demonstrieren. −Foto: dpa

Derzeit läuft praktisch alles nach Plan: Für Skirennläufer Josef "Pepi" Ferstl vom SC Hammer überwiegt nach dem bisherigen Verlauf der Vorbereitung die Vorfreude auf die neue Wintersaison. Zwar musste ein geplantes Trainingslager in Chile wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden, aber "wir sind halt in Europa geblieben", berichtet der 31-Jährige.

Und in Europa konnte das deutsche Speed-Team schon im Sommer in Saas-Fee und Zermatt trainieren, hinzu kam noch ein weiterer Lehrgang in Sölden. "Wir hatten schon viele Schneetage und sind viel Ski gefahren", freut sich Ferstl. "Das waren supercoole Camps."

Zunächst stehe nun ein weiterer Konditions-Block an. Die bisherige Vorbereitung in Sachen Ausdauer war wegen der Corona-Einschränkungen stark auf individuelle Einheiten beschränkt. So fiel ein geplantes Radtrainingslager auf Zypern ebenso aus wie alle anderen Konditionslehrgänge, "aber da hat einfach jeder mehr Verantwortung übernommen". Offensichtlich mit Erfolg, denn "die bisherigen Leistungstests zeigen, dass wir alle auf einem guten Fitnessstand sind", berichtet der Sportler, der in Tengling (Lkr. Traunstein) wohnt. Und inzwischen auch zu Hause gut ausgerüstet ist. "Ich habe jetzt fast alles daheim. Ich habe mir zum Teil auch Geräte aus Fitnessstudios besorgt und die wieder gut hergerichtet. Jetzt bin ich sehr gut aufgestellt", freut sich der 31-Jährige, der sogar an der Schaukel seiner Kinder Umbauten vorgenommen hat, um dort unter anderem Schlingentraining machen zu können.

Der Lockdown im Frühjahr traf ihn nicht besonders hart. Zum einen, weil die Rennsaison schon abgeschlossen war. Daher war sowieso "Urlaub und Pause" angesagt und er konnte mehr Zeit mit der Familie verbringen. Zum anderen, weil die Skiprofis – Ferstl zum Beispiel gehört dem Zoll-Skiteam an – "beim Staat angestellt und dadurch auch abgesichert sind".

Doch Ferstl hat auch die gesamte Entwicklung im Blick, und es geht ihm nahe, "dass es für viele um die Existenz geht". Schon beim Lockdown im Frühjahr sei es "ziemlich heftig gewesen, wie Hotels, Gastronomie und andere Branchen kämpfen müssen". Der neuerliche Lockdown "ist wieder ein gravierender Einschnitt. Da fühlen wir Sportler schon mit. Ich habe selbst Bekannte, die da betroffen sind." Und dabei "stecken die ja auch viel Herzblut in ihre Arbeit rein".

Mit "viel Herzblut" gehen auch die Skisportler die neue Saison an. Zwar sei es in der gegenwärtigen Lage schwer abzusehen, wie es mit der Vorbereitung bis zum Weltcup-Auftakt der Speedfahrer am 12. und 13. Dezember (Abfahrt und Super-G) in Val d’Isère weitergeht, aber insgesamt sei man derzeit auf einem guten Stand. Wichtig wäre es allerdings aus Ferstls Sicht, in der unmittelbaren Vorbereitung vor dem ersten Weltcup "richtig reinzukommen". Natürlich "muss uns die Lage bewusst sein. Wir haben Hygienekonzepte und müssen Tests nachweisen, und bei den Quartieren sollen wir möglichst Einzelzimmer haben. Man muss halt schauen, was sinnvoll ist."

Sehr erfreulich für die Aktiven ist, dass sie auf ein eingespieltes Trainer- und Betreuerteam – unter anderem mit Bundestrainer Christian Schwaiger und dem Chef Abfahrt und Speed, Andreas Evers – setzen können. Schließlich sind Ferstls Ziele ambitioniert. "Ich möchte schon möglichst wieder die eine oder andere Platzierung unter den besten Fünf oder den Top Ten erreichen", betont er. Auch wenn die vergangene Saison nicht nach Wunsch verlaufen sei, "weiß ich, dass ich schnell fahren kann und in die Top 15 reingehöre".

Zwar hatte er im vergangenen Winter in den Disziplinwertungen in der Abfahrt (26.) und im Super-G (29.) nicht die erhofften Platzierungen erreicht, "aber ich war ja nicht irgendwo, sondern immer noch zweite Garde". Nach der Saison wurde analysiert, warum es nach zwei hervorragenden Jahren – unter anderem mit dem Sieg auf der Streif in Kitzbühel 2019 (Super-G) und den Plätzen 6 (2017/18) und 9 (2018/19) in der Weltcup-Disziplinwertung im Super-G – einen "Schritt zurück" gegangen war. Er hofft darauf, dass trotz der Corona-Pandemie zumindest die Klassiker wie Gröden (18./19. Dezember), Kitzbühel (22. bis 24. Januar) und Garmisch (5./6. Februar) sowie die WM in Cortina d’Ampezzo (8. bis 21. Februar) stattfinden können. Sollte dies der Fall sein, ist jedenfalls klar: "Ich fahre auf Angriff..."
Mehr über Pepi Ferstl lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Samstag, 14. November 2020 – unter anderem in der Südostbayerischen rundschau, im Traunreuter Anzeiger, Burghauser Anzeiger und Reichenhaller Tagblatt.