Zwangspause im Berchtesgadener Land
So reagieren die Fußballvereine auf den "BGL-Lockdown" – Andi Brandl ist sogar selbst in Quarantäne

22.10.2020 | Stand 18.09.2023, 7:07 Uhr

Nehmen derzeit nicht auf der Bank, sondern allenfalls vor dem TV-Gerät Platz: Teisendorfs Trainer Andi Brandl und TSV-Abteilungschef Moritz Bauregger (rechts). −Foto: Butzhammer

Die verschärften Ausgangsbeschränkungen lassen den Fußball im Landkreis Berchtesgadener Land (vorerst mal) ruhen. Doch nicht nur im betroffenen Landkreis selbst ist zurzeit Trainings- und Wettkampfpause, auch alle Auswärtsspiele von BGL-Teams bis einschließlich 2. November wurden von den Spielplänen des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) gestrichen. Wie reagieren die Trainer und Verantwortlichen auf die Pause, die für einige möglicherweise schon den Beginn des Winterschlafs bedeutet? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns bei den fünf BGL-Vereinen TSV Teisendorf, SV Saaldorf, SG Schönau, FC Hammerau und TSV Bad Reichenhall umgehört.

Selbst betroffen von der Pandemie, zumindest indirekt, ist Andi Brandl, Trainer des abstiegsbedrohten Bezirksligisten TSV Teisendorf: "Ich war mit einem Infizierten in Kontakt", sagt er, "mein erster Test war negativ, was mich jedoch nicht von der Quarantäne befreit." Er bringe Verständnis dafür auf, so der frühere Bezirksoberliga-Torjäger des ESV Freilassing, "wenn es Vereine gibt, die jetzt einen Schlussstrich unter das Jahr 2020 ziehen", bei seinen Teisendorfer "Rothosen" sei das jedoch nicht der Fall. Man wolle – voraussichtlich nach nur einem Training am Tag zuvor – am Mittwoch, 4. November, die nächste Ligapokal-Partie gegen den TSV Bad Endorf in Angriff nehmen.

Die Kicker des Mit-Bezirksligisten SV Saaldorf packen erst wieder im Frühjahr 2021 an. Schon am vergangenen Montag, als im Berchtesgadener Land die Corona-Zahlen so in die Höhe geschossen waren, hatte Saaldorfs Abteilungsleiter Marcus Dinkler beschlossen, den SVS-Spielbetrieb für heuer einzustellen. Am Dienstag kam dann die BGL-Ausgangssperre. "Da wurden wir mit unserer Entscheidung dann ohnehin rechts überholt", sagt Dinkler. Er und sein SV Saaldorf haben das Team ganz aus dem Ligapokal genommen und die Nachholpartie der Bezirksliga Ost zuhause gegen Bruckmühl auf nächstes Jahr verlegen lassen. Die Entscheidung, den Ball für 2020 ruhen zu lassen, gilt beim SVS übrigens auch für die Damen.

Diverse Motivationsprobleme gibt es bei der SG Schönau – und das, obwohl die Crew vom Königssee als Tabellenzweiter der Kreisliga 2 hinter dem TSV Siegsdorf eine Top-Rolle spielt. Das gibt Trainer Thomas Meissner unumwunden zu: "Ich kenne den Fußball ja auch anders", hat er in den letzten Wochen festgestellt, "der eine oder andere Spieler hat nicht mehr den hundertprozentigen Bock. Da fällt es dir als Trainer nicht immer leicht, die Jungs zu pushen beziehungsweise Woche für Woche neu zu motivieren."

Nach dem 2:1-Sieg am 10. Oktober in Peterskirchen "haben wir alles schon ziemlich runtergefahren", berichtet Meissner, seitdem sei man im Prinzip nicht mehr auf dem Platz gestanden. "Wir hätten das Ligapokal-Spiel in Siegsdorf ohne Training bestritten", erzählt der Schönauer Trainer, "doch dann haben wir uns im gegenseitigen Einvernehmen auf eine Absage verständigt." Es folgte die Platzsperrung seitens der Gemeinde Schönau – "dann war sowieso alles beendet". Das Ligapokal-Gastspiel seiner Mannschaft in Surheim ist zwar aktuell noch für 8. November angesetzt, doch Meissner kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es heuer tatsächlich noch ausgetragen wird.

Wie in Schönau, so darf auch beim Mit-Kreisligisten FC Hammerau lockdownbedingt nicht trainiert werden. "Wir hätten jetzt natürlich gern weitergespielt. Nach der langen Pause im Frühjahr ruht der Ball jetzt wieder – das ist schon sehr zermürbend", so Hammeraus Vorstand Gernot Althammer, den auch die Befürchtung beschleicht, dass Einige ins benachbarte Österreich abwandern, da dort gespielt wird und bei uns nicht. "Drei, vier Akteure wurden da bereits angefragt", weiß Althammer, der hofft, dass heuer wenigstens noch gespielt wird: "Die Kreisliga ist für uns 2020 zwar rum, aber im Ligapokal könnte Mitte November durchaus noch gespielt werden – wenn’s Wetter passt."

Beim Kreisklassisten TSV Bad Reichenhall hatte man kurz vor dem "BGL-Lockdown" noch eine Vereinssitzung: "Wir haben darüber gesprochen, wie es weitergehen kann", so der Sportliche Leiter Hansi Haas, der dann am vergangenen Dienstag ohnehin vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: "Jetzt geht erstmal eh nichts. Das Stadion ist gesperrt, trainiert darf nicht werden." Haas geht davon aus, dass "wir heuer nicht mehr spielen". Für den Fall, dass die Reichenhaller im Ligapokal doch noch ran müssen, halten sich die Akteure individuell fit.
Mehr über die Corona-Fußballpause im Berchtesgadener Land lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Freitag, 23. Oktober 2020 – unter anderem im Reichenhaller Tagblatt, Freilassinger Anzeiger, Burghauser Anzeiger, Traunreuter Anzeiger und in der Südostbayerischen Rundschau.