Palling
"Deutsche" als Höhepunkt: Benedikt Huber nach Olympia- und EM-Absage mit neuen Zielen

29.06.2020 | Stand 18.09.2023, 7:05 Uhr
Markus Müller

Nach langer Wettkampfpause kann es der heimische Top-Läufer Benedikt Huber kaum erwarten, wieder Rennen zu bestreiten. Mit Olympia (auf 2021 verschoben) und der EM wird es heuer zwar nichts, doch dafür will der vierfache Deutsche Meister im Juli drei Wettkämpfe in Regensburg absolvieren und dann im August bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig starten. Unser Foto zeigt Ben Huber (links) im Vorjahr bei einem Rennen in Regensburg. −Foto: privat

Knapp vier Monate ist es her, da hatte sich der 30-jährige 800-Meter-Spezialist Benedikt Huber aus Palling mit rund 50 anderen deutschen Mittel- und Langstreckenläufern zu einem dreiwöchigen Höhentrainingslager des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ins südafrikanische Dullstroom aufgemacht – voller Motivation und Vorfreude auf eine wettkampfreiche und spannende Saison mit den Olympischen Sommerspielen in Tokio und der Leichtathletik-EM in Paris als anvisierten Höhepunkten. Die Corona-Pandemie zwang den vierfachen Deutschen Meister jedoch schon am 19. März, also knapp eine Woche früher als geplant, zur vorzeitigen Abreise.

In den folgenden Wochen wurde dann seine komplette Saisonplanung über den Haufen geworden. Zuerst erfolgte am 24. März die Absage der Olympischen Spiele, für die sich Huber erstmals qualifizieren wollte. Sie sollen nun ein Jahr später von 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt über die Bühne gehen. Gegen Mitte/Ende April war auch klar, dass die EM 2020 ersatzlos gestrichen wird. Die WM in Eugene (USA) war da schon von 2021 auf 2022 verschoben worden.

In den vergangenen Monaten und Wochen war für Huber neben seiner Arbeit als Ingenieur bei der BSH Hausgeräte GmbH in Traunreut coronabedingt "nur" Training angesagt, meist allein auf den Feld- und Waldwegen beziehungsweise Straßen rund um Palling oder im Kraftraum, den er sich extra auf der eigenen Terrasse eingerichtet hatte. Rennen gab es keine. "Es war jetzt schon eine komische Situation, als keiner wusste, wie es weitergeht und wann wieder Wettkämpfe sind. Da ist natürlich auch zwangsläufig die Motivation gesunken", blickt der seit Jahren für die LG Telis Finanz Regensburg laufende Huber auf die schwierige Zeit zurück.

Trotz allem habe er in enger Absprache mit seinem Regensburger Trainer Kurt Ring sein Training durchgezogen. "Die ersten zwei Wochen nach Südafrika etwas ruhiger mit 80 Prozent Trainingsumfang, dann wieder 100 Prozent", so der heimische Ausnahme-Athlet. Als dann Anfang Juli plötzlich wieder die ersten Rennen im Terminkalender auftauchten, waren auch Motivation und Fokus wieder zu 100 Prozent da.

Zu seiner Freude endet die Corona-Zwangspause am kommenden Samstag (4. Juli) mit der Challenge Regensburg, bei der er beim "Heimspiel" seines Vereins die 1000 Meter laufen wird. Nach dem Mittsommerlauf am Samstag, 11. Juli, in Regensburg steht dann am Samstag/Sonntag, 25./26. Juli, die Sparkassengala – ebenfalls in Regensburg – auf dem Programm. Dort wird sich Huber jeweils auf die doppelte Stadionrunde (800 Meter) begeben.

Den neuen Saisonhöhepunkt bilden nun die Deutschen Meisterschaften am 8./9. August in Braunschweig. Ursprünglich sollten die nationalen Titelkämpfe bereits am 6./7. Juni über die Bühne gehen. Huber möchte dort am liebsten seine vierte Einzel-Goldmedaille holen, doch wenn der derzeit beste deutsche 800-Meter-Läufer und amtierende Champion Marc Reuther dort nicht zu schlagen sein sollte, wäre die Silbermedaille ein ebenso lohnenswertes Ziel – dann hätte Huber auch bei DM-Einzelrennen einen kompletten Medaillensatz – nach dreimal Gold und einmal Bronze.

Was Bene Huber Co. derzeit noch etwas irritiert, ist die Tatsache, dass die Corona-Regeln bei den ersten Wettkämpfen so unterschiedlich sind. Im Gegensatz zu einigen in der Schweiz geplanten Rennen darf man bei der "Deutschen" nicht im Feld laufen. "Jeder muss bei der DM den kompletten Lauf in seiner Bahn durchziehen", so Huber. Das bedeute, dass man dann auch nicht mehr im Windschatten laufen und taktieren könne. Außerdem habe der Läufer auf der äußersten Bahn das Problem, dass er den Rest des Feldes nicht sehe und so den Lauf nur sehr schwer kontrollieren könne. "Die Folge ist, dass jetzt sehr viele Athleten in die Schweiz fahren und dort an Wettkämpfen teilnehmen, wie man sie gewohnt ist", erklärt Huber. Andererseits seien aber auch in Deutschland schon Wettkämpfe angesetzt, beispielsweise in Regensburg, bei denen man auch in Corona-Zeiten laut Veranstalter ganz normal im Feld laufen könne.

Auf nationaler Ebene hat Huber mit drei Goldmedaillen bei Deutschen Meisterschaften über seine Paradedisziplin 800 Meter (2016, 2017 und 2018), einem weiteren DM-Titel mit der 3 × 1000-m-Staffel (2016), Silber mit der 3 × 1000-m-Staffel (2015) und der Bronzemedaille über 800 Meter, mit der er im Vorjahr in Berlin seinen DM-Medaillensatz komplettierte, alles erreicht. Hinzu kommen elf Titel bei Bayerischen Meisterschaften. Doch nach dem sensationellen Erreichen des EM-Halbfinales 2016 und einer weiteren EM-Teilnahme 2018 möchte Huber endlich auch sein erstes Ticket für Olympia lösen und seine Premiere bei einer WM feiern.
Mehr über Bene Huber lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Dienstag, 30. Juni 2020 – unter anderem im Traunreuter Anzeiger und Trostberger Tagblatt.