Piding
Olympia-Vorbereitung in Arizona geplatzt: Fuderheuberg statt Grand Canyon

31.03.2020 | Stand 18.09.2023, 7:04 Uhr

Was sonst Alltag ist, ist jetzt willkommene Abwechslung: Katharina (links) und Eva Trost beim gemeinsamen Aufwärmen für den anstehenden Waldlauf. −Foto: privat

Eigentlich wäre sie jetzt im Südwesten der USA. Eigentlich – ein Wort, das in diesen Zeiten oft zu hören ist. In Arizona wäre Katharina Trost, zur Vorbereitung auf Olympia. Doch statt den Grand Canyon sieht sie den Fuderheuberg und statt Saguaro-Nationalpark ist die Saalachau angesagt, statt Höhentraining Stepper und Hanteln.

Letztes Jahr bei der Leichtathletik-WM in Katar lief die 24-jährige Pidingerin ins Halbfinale über 800 Meter – das nächste, und zugleich größte Ziel stünde nun vor der Tür: die Olympischen Spiele in Japan. Die sind bekanntlich auf 2021 verschoben. Grund: Der Druck für eine Verschiebung der eigentlich für den Sommer geplanten Spiele war angesichts der Coronavirus-Pandemie zuletzt stetig gewachsen.

Katharina Trost dazu: "Heuer hätte Olympia auch keinen Sinn gemacht. Selbst im Herbst nicht. Ich finde es gut, dass das Ganze ein Jahr verschoben wird." Fakt bleibt aber: Katharina Trost befindet sich in der Vorbereitung auf das Sportereignis ihres Lebens. Und jene Vorbereitung (so anders sich diese aufgrund der aktuellen Verhältnisse auch gestalten mag) findet für sie aktuell in ihrer Heimat statt. Die angehende Grundschullehrerin hat ihre Wohnung in München vorübergehend verlassen und ist zu den Eltern gezogen: "19 Quadratmeter, ohne Garten und Balkon – da ist die Situation in Piding viel, viel besser. Außerdem kann ich hier in der Au laufen", erzählt die amtierende Deutsche 800-Meter-Hallenmeisterin, die auch in dieser Zeit zehn- bis elfmal in der Woche trainiert – schließlich ist Sport für sie kein Hobby. Und so ist sie froh, dass Olympia verschoben und nicht abgesagt ist. "Im Sommer in vier Jahren wäre ich dann schon 29."

Jetzt ist sie 24 und gehört damit nicht zur Corona-Risikogruppe: "Ich habe ohnehin weniger Angst um mich selbst, sondern mehr um beispielsweise meine Großeltern. Mir kommt vor, dass manche junge Leute noch nicht kapiert haben, dass es nicht in erster Linie um sie geht, sondern darum, dass man das Virus weitertragen kann. Die Bilder von vor etwa zwei Wochen, als sich am Viktualienmarkt in München die Menschen dicht aneinander drängelten, sprechen Bände. Allerdings waren da auch viele ältere Menschen sehr unvernünftig", so die Pidingerin, die sich momentan auch so manche kreative Trainingsmethode gemeinsam mit ihrer Mama einfallen lässt. "Home-Office", lacht Eva Trost, selbst mehrfache Senioren-Weltmeisterin über 800 und 1500 Meter. Auch ihr nächstes sportliches Highlight ist verschoben: Die Hallen-EM der Senioren findet ebenfalls erst 2021 statt. "Und was das Training betrifft, da haben’s wir Läufer eh gut – das geht draußen und es geht allein", sagt Eva Trost.
Mehr lesen Sie in der Ausgabe vom Mittwoch, 1. April 2020, in der Südostbayerischen Rundschau, im Traunreuter Anzeiger und Trostberger Tagblatt.