"Sie brauchen den Sport im Verein"
Kommentar zum Trainingsverbot für Kinder: Fehlentscheidung mit fatalen Folgen

25.04.2021 | Stand 25.04.2021, 8:00 Uhr

In manchen Städten – so wie Passau − sind sogar die Bolzplätze gesperrt. −Foto: Lakota

Der Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen hat sich im Lockdown drastisch verschärft. Das zeigen mehrere aktuelle Studien. Experten schlagen Alarm und warnen vor fatalen Langzeitfolgen. Die Politik ignoriert das Thema aber weitgehend.

Vor allem in Bayern. Denn während in vielen anderen Bundesländer Kinder- und Jugendliche bis 14 Jahre schon seit Anfang März trainierten, auch wenn die Inzidenz über 100 lag, blieben im Freistaat den meisten jungen Sportlern aufgrund strengerer Regeln die kontaktlosen Einheiten verwehrt. Das wird sich auch in den kommenden Wochen nicht ändern. Denn anders als vom Bund beschlossen, gibt es in Bayern keine inzidenzunabhängige Freigabe für den kontaktlosen Trainingsbetrieb in Fünfergruppen. Eine Fehlentscheidung mit fatalen Folgen, wie unser Redakteur Andreas Lakota urteilt. Ein Kommentar.

Wer Sport treibt, senkt sein Risiko für einen schweren Corona-Verlauf deutlich. Dieses Ergebnis einer großen US-Studie sollte eigentlich niemanden überraschen. Bewegung und körperliche Fitness gelten seit jeher als Stützpfeiler eines gesunden Lebens. Umso unverständlicher ist es, dass der Sport seit Beginn der Pandemie von Seiten der Politik wenig bis gar nicht beachtet wird.

Sicher, Erwachsene können Joggen oder mit dem Rennrad durch die Gegend brausen. Aber Kinder und Jugendliche brauchen den Sport im Verein. Sie benötigen Anleitung, Hilfe, Motivation, fixe Termine. Und sie brauchen die körperliche Aktivität mehr als alle anderen, weil ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden dadurch entscheidend beeinflusst werden. Nach sechs Monaten Stillstand muss sich die Regierung endlich bewegen – und richtige Perspektiven schaffen. Die vom Bund neu beschlossenen Regelungen, die wenig praktikabel sind, können nur der Anfang sein. Dass Bayern nicht einmal diese kleine Lockerung übernimmt, ist mehr als enttäuschend und zeigt wieder einmal ganz deutlich, dass die Sorgen und Nöte des Nachwuchses im politischen Denken von Söder und seiner Gefolgschaft keine Rolle spielen. Und, dass der Wert des Sports für die physische und psychische Gesundheit nicht erkannt wird.

An der frischen Luft geht die Gefahr einer Ansteckung gegen null, sagen Aerosol-Experten. Selbst bei Kontaktsportarten. Wenn Umkleiden und Duschen geschlossen bleiben, sollten Kinder auch wieder kicken dürfen, denn: Der Nutzen überwiegt das Risiko. Einer Generation, die mit einer rasant voranschreitenden Digitalisierung aufwächst, die liebend gerne vorm Handy hockt und an der Konsole zockt, darf nicht auch noch die rote Karte gezeigt werden. Wer als Kind die Begeisterung für Bewegung verliert, wird diese später kaum wiederentdecken. Und das hat fatale Folgen für die Gesundheit. Studien, die das belegen, gibt es genug.

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