"Aufhören ist keine Option"
Triathlon-Weltumrunder Jonas Deichmann: Mit warmen Gedanken zum Rekord

20.04.2021 | Stand 18.09.2023, 20:38 Uhr

Zwischenstopp in Moldawien: Jonas Deichmann vor Panzerdenkmal. Mehrmals musste er die Route ändern. −Fotos: Markus Weinberg (2)/Ravir Film/privat

In 14 Monaten um den Globus – zu Fuß, im Wasser und auf dem Rad. Jonas Deichmann (33) ist im September in ein extremes Abenteuer gestartet. Inzwischen radelt er durch die sibirische Steppe. Ein Gespräch über Zeltabbau in der Kälte, über Gedanken an warmen Tee und an seine nächsten Vorhaben.

Herr Deichmann, Sie waren zuletzt im tiefsten russischen Winter unterwegs. Fotos zeigen Sie mit völlig vereistem Bart. Inzwischen wieder aufgetaut?
Jonas Deichmann: So richtig noch nicht. Ich fahre ja auch nach Osten. Im europäischen Teil von Russland fängt gerade der Frühling.

Und Sie fahren ihm quasi davon...
Deichmann: Genau, und in Sibirien, wo ich gerade bin, werden die Verhältnisse immer härter, je weiter ich in Richtung Osten fahre. Andererseits: Auch da wird es irgendwann Frühling. Momentan hat es tagsüber knapp Plusgrade und in der Nacht minus 10 bis minus 15 Grad. Wenn ich Glück habe, hat es tagsüber zehn Grad plus, aber es kann eben auch mal minus 20 haben.

Die Nächte verbringen Sie trotzdem im Zelt?
Deichmann: Momentan auch ab und zu im Hotel, einfach, um meine Sachen mal zu trocknen. Es ist auch nicht einfach, hier einen Platz für das Zelt zu finden. Hier liegt überall tiefer Schnee, der relativ pappig ist. Da kannst du keine Heringe befestigen. Deshalb hält sich das Verhältnis Zelt zu Hotel momentan die Waage. Wobei sich das schon bald wieder ändern wird, weil die Entfernungen zwischen den Orten immer größer werden.

Wie muss man sich denn Ihren Tagesablauf vorstellen?
Deichmann: Ich starte immer gegen halb acht Uhr. Um sechs ist es noch bitterkalt, ab acht oder neun wird’s langsam wärmer. Der Zeltabbau in der Früh fällt oft ziemlich schwer. Ohne Handschuhe ausziehen bekomme ich das kaum hin. Und zieh’ bei den Temperaturen mal für ein paar Minuten deine Handschuhe aus. Die werden nicht mehr warm.

Jonas Deichmanns Weltumrundung

Am 26. September ist der Münchner Jonas Deichmann in der bayerischen Landeshauptstadt auf dem Fahrrad gestartet. Auf seinem Weg nach Sibirien ist er 450 Kilometer und 54 Tage entlang der Adriaküste geschwommen. Danach ging es zurück aufs Fahrrad – eigentlich in Richtung Shanghai. Aufgrund von Grenzschließungen plante Deichmann seine Route um und peilt nun die Pazifikküste in Wladiwostok an. Die USA möchte er zu Fuß durchqueren. Geplante Rückkehr in München: November.

Deichmann hält bereits Rekorde für drei Kontinentaldurchquerungen mit dem Rad: Eurasien von Portugal nach Wladiwostok in 64 Tagen, die Panamericana von Alaska nach Feuerland in 97 Tagen und die Strecke vom Nordkap nach Kapstadt in 72 Tagen.



Zur Vorbereitung auf Ihre Weltreise haben Sie Deutschland im Triathlon umrundet und kamen dabei auch in Passau vorbei. Damals sagten Sie, Sie denken nie ans große Ziel, sondern an den nächsten Verpflegungspunkt. Das fällt in der russischen Steppe eher schwerer, oder?
Deichmann: Grundsätzlich hat sich daran nichts geändert. Nur, dass ich jetzt eben nicht an einen Schokoriegel denke, sondern an einen warmen Tee. Das motiviert.

Worüber denken Sie denn sonst nach? Zeit zum Grübeln haben Sie ja genug.
Deichmann: Ich denke viel darüber nach, was noch kommt auf meinem Abenteuer. Außerdem plane ich schon grob meine Laufstrecke. Natürlich überlege ich auch schon, was nach dem Triathlon kommen könnte – an Abenteuern und im Leben allgemein.

Wie oft ging Ihnen der Gedanke ans Aufhören durch den Kopf?
Deichmann: Aufhören ist keine Option.

Das komplette Interview lesen Sie am Donnerstag, 15. April, im Sportteil Ihrer Heimatzeitung und kostenlos nach kurzer Anmeldung bei PNP Plus.