Wintersport
Probleme im Nachwuchs, keine Topplätze im Weltcup: Deutschlands Biathleten stecken in der Krise

09.01.2021 | Stand 09.01.2021, 15:06 Uhr

Enttäuscht: Franziska Preuß rutschte am Samstag in der Verfolgung von Platz 14 auf 18 ab – nach vier Schießfehlern. −Foto: Martin Schutt/dpa

Die deutschen Biathletinnen haben beim Heim-Weltcup in Oberhof die nächste herbe Enttäuschung erlebt. Franziska Preuß erreichte als beste Deutsche in der Verfolgung über zehn Kilometer das Ziel als 18. Es wird immer offensichtlicher. Das deutsche Biathlon hat ein Nachwuchsproblem, wie auch der ehemalige Weltmeister Simon Schempp vermutet.

Während Preuß mit vier Schießfehlern um vier Plätze abrutschte, erwischte Denise Herrmann einen rabenschwarzen Tag. Die 32-Jährige musste sich nach einer indiskutablen Schießleistung mit sieben Fehlern mit Rang 32 begnügen. Vanessa Hinz (1) als 21. und Janina Hettich (1) auf Rang 28 kamen sogar noch vor Herrmann, im Sprint auf Platz 15 gelegen, ins Ziel. "Das war ein schlechtes Rennen. Das nervt mich, die anderen bekommen es auch hin, bei uns hängt es. Das Gesamtpaket passt nicht zusammen", sagte Preuß im ZDF konsterniert. "Das war ein Satz mit X", ergänzte die frühere Biathlon-Königin Laura Dahlmeier. Gerade bei Herrmann steige "der Druck immer mehr. Sie braucht einen Befreiungsschlag."

Die Norwegerin Tiril Eckhoff, die schon den Sprint am Freitag gewonnen hatte, holte in 32:20,9 Minuten (2 Schießfehler) ihren fünften Saisonsieg vor ihrer Teamkollegin Marte Olsbu Röiseland (0/+0,5) und der erneut starken Österreicherin Lisa Theresa Hauser (1/+43,0). Am Sonntag stehen in Oberhof die Mixed- und die Single-Mixed-Staffel auf dem Programm.

"Wenn man die letzten Jahre im Weltcup anschaut, ist kein einziger Junger mit 20 oder 21 dazugekommen, gestand Ex-Weltmeister Simon Schempp. Das war früher definitiv anders", sagte der 32-Jährige nach seinem Weltcup-Comeback in Oberhof: "Da ist das eine oder andere schon nicht ganz so gut verlaufen die letzten Jahre." Die deutschen Spitzenathleten wie Arnd Peiffer, Benedikt Doll, Erik Lesser oder eben Schempp sind alle jenseits der 30, die jüngsten im Weltcupteam sind Philipp Horn und Lucas Fratzscher mit jeweils 26 Jahren. Und das, während bei anderen Nationen zahlreiche Youngster brillieren. Drei Saisonsieger sind erst 23: die Norweger Sturla Holm Lägreid und Johannes Dale sowie der Schwede Sebastian Samuelsson.

Schempp vermutet, dass die vier, fünf Arrivierten, die über Jahre "konstante Leistungen gezeigt haben", die "Defizite" des Nachwuchses zu sehr übertüncht haben. Zeitnahe Besserung erwartet der dreimalige Olympiamedaillengewinner diesbezüglich nicht: "Es kommt jetzt nicht so schnell einfach ein Junger nach, der auch mal mit 20, 21 anklopft und im Weltcup startet."

− dpa/sid