DEL2-Saison: "Vereine würden Ausfall nicht überstehen"
"Absolut chaotisch": Angst vor Corona in den 2. Ligen – Test-Systeme nicht ausreichend?

17.11.2020 | Stand 18.09.2023, 20:35 Uhr

Rene Rudorisch, Geschäftsführer der DEL2. −Foto: imago Images

Immer neue Fälle, nur wenige Tests und Sorgen vor Ansteckungen auf dem Spielfeld: In der 2. Basketball-Bundesliga ProA verbreitet das Coronavirus derzeit Angst und Schrecken. Die Lage sei "absolut chaotisch und fast schon skandalös", sagte Point Guard Bastian Doreth vom Bundesligisten medi Bayreuth dem SID. Die Testsysteme auch in weiteren unteren Profiligen erscheinen kaum ausreichend.

Doreth, 90-maliger Nationalspieler, ist entsetzt darüber, was die Ansteckungskette Hagen-Nürnberg-Bremerhaven auch in seiner Geburtsstadt Nürnberg angerichtet hat. Er fordert mehr verantwortliches Handeln. Die Spieler seien die Leidtragenden, eine Gefahr für ihre Gesundheit werde "fast schon in Kauf genommen", klagte Doreth, im deutschen Basketball eine der stärksten Stimmen in Fragen der Athletenrechte.

Entzündet hatte sich die Aufregung am vergangenen Wochenende. Phoenix Hagen war nach zweiwöchiger Quarantäne in den Spielbetrieb zurückgekehrt und bei den Nürnberg Falcons (82:93) angetreten – die Ligaleitung hatte zuvor offenbar einen Antrag auf Spielverlegung abgelehnt. Im Anschluss wurden zehn von 14 Nürnberger Spielern positiv getestet, nur die Trainer und Akteure, die nicht zum Einsatz kamen, waren negativ. Hagen vermeldete acht Coronafälle.

Falcons-Kapitän Sebastian Schröder sprach in den Nürnberger Nachrichten von einer "absoluten Frechheit". Es fehlten regelmäßige Tests, das Gros der Vereine hätte sich aber vor der Saison aus Kostengründen dagegen ausgesprochen. "Man hätte diese Entscheidungen nicht den Vereinen überlassen sollen", so Schröder. Nürnbergs Trainer Ralph Junge versuchte die Aufregung etwas einzudämmen und meinte, dass Tests auch kein Allheilmittel seien. "Der Fall Hagen ist das Paradebeispiel", sagte Junge und bezog sich darauf, dass Hagen vor dem Spiel in Nürnberg getestet worden sei. Trainer Chris Harris war positiv, alle anderen negativ. Doch es ging weiter. Nürnberg spielte am Sonntag noch gegen Bremerhaven. Nun sind auch zwei Mitglieder der Bremerhavener positiv. Das gesamte Team befindet sich in Quarantäne, das Heimspiel am Freitag gegen die Artland Dragons wurde abgesagt.

Liga-Chef Christian Krings reagierte ruhig und wies die Vorwürfe zurück. Es sei für die Spielzeit ein Hygieneleitfaden entwickelt worden, an den sich alle halten müssten. "Sollte dies der Fall sein, wird das Infektionsrisiko deutlich reduziert", behauptete Krings und ergänzte: "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es bei dieser Pandemie leider nie."

Wie Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung berichten, habe es bei der Partie unter den Spielern laut Experteneinschätzung einen "Superspreader" gegeben, der das Virus stärker verteilte als andere. Letztendlich traf der Vorfall die Liga hart, schon sechs Mannschaften mussten seit Saisonbeginn in Quarantäne.

Auch in der zweiten Eishockey-Liga (DEL2) werden keine regelmäßigen Tests durchgeführt. Täglich werden die Spieler auf Symptome untersucht, bei Auffälligkeiten geht es zum Schnelltest. Man will angeblich keine Testkapazitäten vergeuden, außerdem spielen die Kosten eine Rolle. "Wir schaffen es nicht, eine Blase für die Spieler zu gestalten", sagte Geschäftsführer Rene Rudorisch von der DEL2. Ein Infektionsrisiko bleibe damit bestehen. Warum man trotzdem spielt? "Weder die Vereine, noch die Spieler würden den Ausfall einer kompletten Saison überstehen", sagte Rudorisch.

Auch in den zweiten Volleyball-Bundesligen gibt es Tests erst in besonderen Fällen, etwa bei Symptomen, bei Kontakt zu infizierte Personen oder wenn der Inzidenzwert höher als 35 ist. Auch hier werden mehr Coronafälle als in der 1. Liga registriert. Das könnte aber auch daran liegen, dass die Spieler keine Profis sind, woanders arbeiten und studieren und so mehr Fremdkontakte haben.

− sid