"Hier wurden wichtige Informationen zurückgehalten"
Klage gegen Spielwertung: Nachspiel zwischen Ruderting und SG Preying

04.11.2020 | Stand 19.09.2023, 1:51 Uhr

Ein umkämpftes Spiel mit insgesamt vier Elfmetern zwischen dem FC Ruderting und der SG Preying/Tittling endete mit 2:1 für den Gast. Jetzt geht es vor dem Sportgericht in die Verlängerung. −Foto: Sven Kaiser

Dem Fußball-Betrieb auf Kreisebene wurde zwangsweise die vorzeitige Winterpause verordnet, eine bereits ausgetragene Partie hat aber noch ein Nachspiel. Im Duell der Kreisklasse Passau zwischen dem FC Ruderting und der SG Preying/Tittling II (1:2) am Sonntag, 25. Oktober, hat beim Gast ein Kicker mitgewirkt, der am Tag vor dem Spiel einen Corona-Test absolvierte und am Tag nach dem Duell ein positives Ergebnis erhielt. Mit erheblichen Folgen für alle Beteiligten.

"Der Schock saß bei den Spielern und Verantwortlichen tief, als wir darüber in Kenntnis gesetzt wurden", bestätigt die SG Preying/Tittling II in einer Stellungnahme den Vorfall. Der Verein legt aber Wert auf die Feststellung, dass "dieser Test aus beruflichen Gründen bzw. Anweisung des Arbeitgebers des Betroffenen durchgeführt werden musste. Der Spieler ist und war symptomfrei. Auch ein Arbeitskollege des Betroffenen, der mit ihm sehr eng zusammenarbeitet (gemeinsame Projekte, gemeinsame Autofahrten, usw.), musste sich dem Test aus oben aufgeführten Gründen unterziehen. Dieser war jedoch negativ. Um so größer war die Verwunderung, als wir über das positive Ergebnis unterrichtet worden sind. Wir, die Vorstandschaft, sind mit Einführung des Hygienekonzeptes an alle Spieler herangetreten und haben dringlich darum gebeten, bei Auftreten von Symptomen nicht am Trainings- und Spielbetrieb teilzunehmen."

Die SG hatte nach Bekanntwerden des Ergebnisses umgehend das Landratsamt, die eigenen Aktiven, den FC Ruderting und den BFV-Spielleiter informiert. "Wir haben unseren Spielern empfohlen, bis zu weiteren Anweisungen durch das Landratsamt Vorsicht walten zu lassen, nicht zur Arbeit zu gehen und Kontakte mit Freunden und Familie massiv einzuschränken", berichtet die Vereinsführung weiter.

Alle betroffenen SG-Fußballer hätten sich freiwilligen Tests unterzogen, alle seien negativ ausgefallen. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt konnten die Verantwortlichen bestätigen, dass die Hygienevorschriften seitens des FC Ruderting (Kabinen gut belüftet, Duschen abgetrennt, usw.) sehr gut umgesetzt worden seien. Umso erstaunter waren die Preying/Tittlinger von den für sie beschlossenen Maßnahmen. "Drei unserer Fußballer haben ihren Wohnsitz im Landkreis Freyung-Grafenau. Das zuständige Gesundheitsamt hat für sie als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eine häusliche Quarantäne bis ein-schließlich 8. November angeordnet. Der Rest wohnt im Landkreis Passau. Die dortige Behörde stufte sie als Kontaktpersonen der Kategorie 2 ein. Sie wurden zwar belehrt, Kontakte zu reduzieren und bei möglichen Symptomen daheim zu bleiben, sind aber weiter ,auf freiem Fuß‘. Das ist alles schwer zu verstehen und sorgt natürlich für Irritationen, bei allem Verständnis dafür, dass die Ämter im Moment extrem gefordert sind", sagt Georg Zechmann, der Kapitän und 2. Vorstand der Spielgemeinschaft. Der 29-Jährige ist übrigens als einer der drei "FRG-ler" selbst von der Quarantäne-Entscheidung betroffen. Ebenso kurios: Ein FRG-Spieler und sein "Passauer" Mannschaftskollege sind im gleichen Betrieb in der Dreiflüssestadt beschäftigt. Der eine muss daheim bleiben, der andere darf zur Arbeit gehen.

Laut Schreiben der SG Preying habe das Gesundheitsamt seine Entscheidung damit begründet, dass "sich die Spieler kumuliert (Umziehen, Halbzeit) unwesentlich länger als 15 bis 20 Minuten zusammen mit dem später positiv getesteten Kollegen in der Kabine aufgehalten haben". Daher handele es sich um einen Grenzfall zwischen der Einstufung als Kontaktperson 1 oder 2.

Beim FC Ruderting war man sehr verärgert über die Tatsache, dass der Gegner den Namen des Betroffenen nicht preisgeben wollte. "Datenschutz steht hier für uns an erster Stelle! Unserer Auffassung nach ist es das Wichtigste, dass den zuständigen Gesundheitsämter alle notwendigen Informationen und Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden, um diesen die Nachvollziehung der Kontakte so einfach wie möglich zu machen", begründet die Vorstandschaft des TSV Preying die Vorgehensweise. Es habe bereits Fälle gegeben, wo positiv getestete Fußballer mit Drohungen konfrontiert worden sind, das wollte man unbedingt vermeiden. Außerdem habe das Gesundheitsamt nicht dazu aufgefordert, personenbezogene Daten nach außen zu geben. Absolut unverständlich für Charly Höller, den Abteilungsleiter des FCR. "Wir haben vom Gesundheitsamt die Aussage erhalten, dass unsere Spieler in Kontaktpersonen 1 oder 2 einzuteilen sind. Je nachdem, ob sie ständig im direkten Duell mit dem Betroffenen waren oder nicht. Wie soll das aber unterschieden werden, wenn man nicht weiß, wer der Betroffene ist? Wie sollen hier eventuelle Infektionsketten nachverfolgt oder unterbrochen werden? Für uns ist dieses Verhalten der SG grob fahrlässig und in keiner Weise nachvollziehbar", sagt Höller.

Er habe drei Tage lang versucht, Informationen einzuholen und die Vorgehensweise mit den Behörden abzustimmen. Letztlich wurde den Rudertinger Fußballern angeraten, den Gesundheitszustand zu beobachten, bei Symptomen zu reagieren und gegebenenfalls freiwillig einen Abstrich durchführen zu lassen: "Das alles zieht einen Rattenschwanz nach sich. Wir sind am Ende verantwortlich für die Gesundheit unserer Spieler, die ja schließlich auch zur Arbeit oder in die Schule gehen müssen. Deshalb finde ich es extrem schade, dass hier wichtige Informationen zurück gehalten wurden."

Weil man im Rudertinger Lager nach eigenen Recherchen der Auffassung ist, dass der offenbar aus einem Nachbarland stammende, betroffene Spieler aufgrund der geltenden Einreise-Quarantäne-Verordnung gar nicht erst hätte mitwirken dürfen, will Höller gegen die Spielwertung vorgehen und hat Anzeige erstattet: "Diese Sichtweise wird übrigens auch vom Ordnungs- und Gesundheitsamt geteilt. Mal abwarten, wie die Sportrichter entscheiden. In jedem Fall sind wir nach dem ganzen Theater alle froh, dass jetzt erst einmal Pause ist."

− He