Gibt es eine Saison 20/21?
Plan B steht schon: Die bayerischen Volleyballer bereiten sich auf verschiedene Szenarien vor

29.08.2020 | Stand 25.10.2023, 10:56 Uhr

-Viel Geduld ist notwendig, ehe die Bayern in den Wettbewerbsvolleyball einsteigen können. −Foto: Georg Gerleigner

Sie haben das gleiche Problem wie viele Hallensportler, die Volleyballer. Die Wettkampfsaison unter dem Dach des bayerischen Verbandes beginnt – läuft es nach Plan – frühestens am 12. September (mit der 3. Liga der Herren, am 26.9. folgen die Damen der gleichen Spielklasse bzw. die Herren-Bayernligen), nach und nach würden dann auch die Mannschaften in den Bezirken unter die Netze treten. Aber: Der Ball kann nur in Gedanken geschmettert und gebaggert werden – Corona gebietet Einhalt.

Die Volleyballer schauen auf den 2. September, da will die bayerische Staatsregierung bekanntgeben, ob und wie es weiter geht, mit oder ohne Zuschauer. Skepsis begleitet das "Hinwarten" auf diesen Termin, das ist zwischen den Worten von Siegfried Strickert rauszuhören. Der 62-jährige Passauer, früher Bundesliga-Spieler des TV Passau, u.a. deutscher Pokalsieger und nunmehr Schiedsrichter, ist Staffelleiter für insgesamt elf Erwachsenen-Spielklassen von der dritten Herren-Liga bis hinab in den Bezirk Niederbayern.

Verlängert der Freistaat den Lockdown für Wettbewerbsspiele über den 2. September hinaus, so haben sich die Verantwortlichen einen Plan B zurecht gelegt. "Wenn’s mit dem regulären Start nichts wird, dann geht’s vielleicht erst im Oktober los, und wir müssen die für September geplanten Spiele hinten dran hängen", sagt Strickert. Und berichtet von der Erwägung, Playoff-Spiele auszusetzen. "Andere Möglichkeiten haben wir nicht."

Thüringer und Sachsen im Praxis-VorteilEin weiteres Problem tut sich in den dritten Ligen der Herren und Damen auf, "dort haben wir nicht nur bayerische Mannschaften, sondern auch welche aus Thüringen und Sachsen. Wobei 80 Prozent der beiden Ligen – Frauen und Männer – aus Bayern kommen", erläutert Strickert, der auch Verbandsschiedsrichter ist. Die Ost-Nachbarn seien wesentlich weiter als die bayerischen Sportler, "sie dürfen schon spielen und trainieren teilweise schon zwei Monate, während wir nicht einmal in die Halle rein dürfen. In München ist zum Beispiel alles gesperrt". In der Stadt Deggendorf, fügt er an, "haben sie eine Halle zum Trainieren, während alle Landkreis-Hallen bis 31.10. gesperrt sind".

Sollte es tatsächlich zu Öffnungen der Spielstätten kommen, bauen sich aus regionaler Sicht weitere Hürden auf: "Es gibt Hallen, in die nur 30 Menschen reindürfen", so Strickert. "Wir haben heuer die Anzahl der Spieler in den Spielberichtsbögen auf 14 pro Mannschaft erhöht. Es gibt aber Hallen, wo nur 30 Menschen rein dürfen. Dann könnten nicht einmal die Schiedsrichter rein." Oder dieses Beispiel: "Es gibt andere Hallen, wo 41 Menschen erlaubt sind; wieso man auf diese Zahl kommt, keine Ahnung. Das wird ganz interessant...."

Soweit die räumlichen Unwägbarkeiten. In der schlimmsten Folge könnten sie den Volleyballern einen zeitlichen Schmetterschlag versetzen. "Wenn’s heuer gar nichts mehr wird, machen wir wahrscheinlich nur eine Halb-Runde und starten im Januar", nennt Strickert eine letzte Alternative. "Also Jeder gegen Jeden einmal und mit wechselndem Heimrecht. Das wäre eine alles andere als ideale Lösung", sagt der Staffelleiter aus Passau.

Während die unteren Ligen (auf Landesebene) ohnehin erst Ende September und die Bezirke im Oktober in den Wettspielbetrieb einsteigen, ist der Fokus zunächst auf die dritte Liga gerichtet. Strickert: "Wir tragen die Vorschriften für die verschiedenen Mannschaften zusammen und wollen dann ein Gesamtkonzept erarbeiten." Heißt: Die regionalen Verhältnisse sind mit einzubeziehen – wie läuft’s bei den Ost-Teams, wie bei den Bayern? Ein Problem sieht Strickert darin, dass für die Klubs eine wichtige Einnahmequelle trockengelegt würde im Fall eines Zuschauerverbots.

Noch sind die Bayern geduldigMit bangem Erwarten sehen Funktionäre und Sportler dem kommenden Mittwoch (2. September) entgegen, dann gibt die Staatsregierung Auskunft über weitere Schritte. Einen Tag später wird in einer Videokonferenz mit den Drittliga-Mannschaften beraten. "Wir hoffen, dass gespielt werden darf, wenn auch ohne Zuschauer", sagt Strickert, "und wir hoffen natürlich auch, dass die Gemeinden nachziehen und die Hallen öffnen. Ansonsten haben wir ein Problem."

Nachdem die Konkurrenz aus Sachsen und Thüringer mehr oder weniger bereits ein Stück im Wettkampfmodus ist, leiden die weiß-blauen Volleyballer unter der Situation. Aber sie sind geduldig. So ist die Zwischenstandsmeldung von Siegfried Strickert zu deuten: "Ich habe noch nichts darüber gehört, dass Vereine Mannschaften aus der Saison abmelden würden. Ich kann mir aber vorstellen, dass der eine oder andere in der 3. Liga sagt, wenn wir keine Zuschauer haben, dann können wir das Ganze nicht finanzieren."