Radsport, Läufer, Golfer, Ruderer & Co.: Wettkampfsaison ist nicht mehr zu retten

01.06.2020 | Stand 18.09.2023, 20:34 Uhr

Vollspeed auf dem Mountainbike: Bayern müsse froh sein, wenn 2020 zehn Radrennen stattfinden können, sagt der Vizepräsident des Bayerischen Radsportverbandes Martin Utz. −Foto: Free-Photos/Pixabay

"Bayern ist und bleibt Sportland", sagte der bayerische Innen- und Sportminister Joachim Herrmann am 26. Mai 2020. An jenem Tag hatte die Landesregierung weitere Lockerungen für die Zeit nach Pfingsten angekündigt – also ab 8. Juni. Ab diesem Zeitpunkt ist der Wettkampfbetrieb für kontaktlos ausführbare Sportarten im Freien wieder zulässig − unter bestimmten Bedingungen, und in jedem Fall vorerst ohne Zuschauer. Großveranstaltungen bleiben bis 31. August untersagt. Eine Recherche der Heimatsport-Redaktion zeigt, dass Wettkämpfe im Jahr 2020 dennoch wohl eine Ausnahme bleiben, weil über alle Sportarten hinweg mit Skepsis und Vorsicht agiert wird.

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DER ÜBERBLICK
Golf: Der Bayerische Golfverband rüttelt nicht an seiner frühzeitigen Entscheidung, alle Ligen und Verbandsturniere 2020 abzusagen, berichtet Pressesprecherin Patricia Kaymer. "Wir gehen mit dem Stand von 2020 nun im nächsten Jahr an den Start", sagt die Münchnerin. Private Turniere werden von den jeweiligen Golfclubs nach Pfingsten anlaufen "und es wäre zum Leidwesen unserer Clubs gewesen, wenn wir an Blockwochenenden 50 bis 60 Spieler für den Verbandsspielbetrieb abgezogen hätten", erläutert Kaymer. Auf den einzelnen Golfanlagen soll ab sofort so viel Betrieb wie möglich sein. "Ich habe auch schon davon gehört, dass sich Golfclubs für private, kleinere Wettkampfserien zusammentun."

Laufsport: Ein Diskussionsthema ist vorerst vom Tisch: die Lauftreffs. Solche sind ab 8. Juni auch außerhalb der Leichtathletik-Arenen erlaubt. Die meisten größeren Wettkämpfe sind abgesagt, allerdings mit Ausnahmen: Die Veranstalter des Altöttinger Halbmarathons, der für 13. September terminiert ist, rechnen mit der Ausrichtung und produzieren bereits Medaillen und T-Shirts. Der LV Deggendorf beispielsweise wartet ab. Alle drei großen Veranstaltungen 2020 (Halbmarathon, Triathlon, Parklauf) mussten abgesagt werden. Nun ist ein Ersatz-Wettbewerb für den Herbst angedacht. "Konkret wird das aber erst, sobald bekannt ist, welche Vorschriften dafür gelten", sagt der LV-Vorsitzende Peter Pisinger.

Leichtathletik: Nach Pfingsten ist vorerst maximal mit Kleinwettkämpfen zu rechnen, welche von den einzelnen Vereinen ausgerichtet werden – falls diese sich dazu entschließen. Diese müssen vorerst auch ohne Zuschauer stattfinden, wie dem Bayerischen Leichtathletik-Verband vom Bayerischen Innenministerium bestätigt wurde.

Radsport: Nur vereinzelt werde es heuer Radrennen geben, da ist Martin Utz, Vizepräsident des Bayerischen Radsportverbandes sicher. "Wenn wir am Ende des Jahres fünf Straßenrennen und fünf im Gelände haben, können wir als Verband froh sein", meint der Ansbacher. Bislang stehen zwei Termine im Kalender des BRV: Die Radsportnacht in Bruckmühl (Lkr. Rosenheim) am 5. September und die Bayerischen Straßen-Meisterschaften in Otterskirchen (Lkr. Passau) am 4. Oktober. Außerdem geplant ist der Ausweichtermin für den "Woidman" in Tittling (11. Oktober). Mountainbike-Ligen oder Rennserien dagegen sind nicht mehr organisierbar – und auch im Hinblick auf kleinere Rennen bleibt Utz skeptisch. "In meinem Heimatverein gehen wir das Risiko nicht ein", berichtet der BRV-Vizepräsident. Für Rennen im Juni sei die Vorlaufzeit ohnehin zu kurz. Negative Auswirkungen werde das nahezu wettkampffreie Jahr wohl schon haben: "Ich denke insbesondere an die Altersklasse der 15- bis 16-Jährigen, da stehen viele vor dem Einstieg ins Berufsleben und die Motivation könnte durch eine lange Pause stark sinken", erklärt Utz, der auch befürchtet, dass der ein oder andere Veranstalter sein Event während der Corona-Unterbrechung hinterfragen wird.

Reiten: Der Bayerische Reit- und Fahrverband versorgt seine Mitglieder seit einigen Wochen stetig mit Updates zu Modalitäten einer Turnier-Ausschreibung. Die Beschlüsse der Bayerischen Landesregierung vom 26. Mai werden in den nächsten Tagen eingearbeitet und zeitnah veröffentlicht, erklärte Präsidentin Jacqueline Schmieder. Die Vorfreude der Reiter/innen ist jedenfalls vorhanden: Für Turniere Ende Juni gingen bereits erste Meldungen ein.

Rudern: Verzwickte Lage bei den Ruderern: Sie sind an der frischen Luft, sporteln kontaktfrei – aber in den Ruder-Mannschaftsbooten (Vierer, Achter) sitzen sie in einem Abstand von 1,30 Meter auseinander. Nach Adam Riese sind 1,30m weniger als 1,50m – und so erwarten die Klubs mit Spannung eine Videokonferenz am morgigen Freitag. Darin will der Deutsche Ruderverband den Klubs mitteilen, wie ab 8. Juni verfahren werden darf. Bis dahin gilt: Einer ist sowieso erlaubt, Zweier auch.

Schützen: Die Sportschützen in den Gauen dürfen nach Pfingsten wieder an die Schießstände zurückkehren – allerdings nur zu Trainingszwecken. Das gesellige Beisammensein im Vereinsheim hinterher ist nicht erlaubt. Zwischen den anwesenden Personen ist ein Abstand von mindestens zwei Metern einzuhalten, wie aus einem Maßnahmenkatalog des Deutschen Schützen-Bundes (DSB) hervorgeht. Außerhalb sollen keine Fahrgemeinschaften gebildet werden, egal welcher Fahrzeuggröße (z.B. Minivan).

Stocksport: Frühzeitig hat der Bayerische Eissportverband (BEV) die Sommersaison abgesagt und daran ändern die weiteren Lockerungsmaßnahmen nichts, wie der scheidende Landesobmann Leonhard Mittermair aus Gars am Inn (Lkr. Mühldorf) bestätigt. Vereinsturniere sind im Sommer denkbar und wahrscheinlich, aber offizielle Meisterschaften samt Qualifikationen sowie Talentsichtungen sind nicht mehr zu organisieren. "Dadurch werden wir sicherlich einige Sportler und Mitglieder verlieren", prophezeit Mittermair. Wenigstens sollte die Wintersaison 20/21 regulär im Oktober bzw. November wie geplant starten können.

Tennis: Ursprünglich sollte die Tennis-Saison am 1. Mai beginnen, dann wurde der Start auf den 8. Juni verschoben, nun steht fest: Am 15. Juni geht es endlich los. "Dabei bleibt es", sagt Achim Fessler, Pressesprecher beim Bayerischen Tennis-Verband (BTV). Die Mannschaften stehen nun also vor einer "Übergangssaison", in der keine Absteiger ausgespielt werden und welche bis Ende September beendet sein soll. "Womöglich gibt es für die Meister die Chance zum Aufstieg, konkret ist das aber noch nicht", informiert Fessler. Diese Regelung hängt wiederum von der Mannschaftsstärke der jeweiligen Ligen ab. Bis zum 29. Mai dürfen sich die Vereine entscheiden, ob sie an den Wettkämpfen teilnehmen wollen oder darauf verzichten. "Auch diejenigen Mannschaften, deren Entscheidung schon gefallen ist, haben bis Freitag die Möglichkeit, sich umzuentscheiden", betont Fessler. Letztlich könne es so kommen, dass einzelne Gruppen auf lokaler Ebene zusammengelegt werden müssen. Was im spielerischen Bereich noch fraglich war, ist nun ebenfalls geklärt: Doppelspiele sind ab 8. Juni wieder erlaubt.

Mitarbeit: Helga Wiedenbein