Eisstock-Goldpaar Verena Gotzler und Markus Schätzl: 3:2 nach Medaillen

18.03.2020 | Stand 19.09.2023, 1:32 Uhr

Doppeltes Weltmeister-Lächeln: Verena Gotzler und Markus Schätzl in Regen. Der Erfolg des anderen ist stetiger Ansporn. −Foto: Kamhuber

Was soll man auch machen? "Die Verena hatte ja schon Gold", sagt Markus Schätzl (24). Also musste er ja geradezu zwangsläufig nachlegen. Hat der Weitschütze vom SV Oberbergkirchen dann auch getan. Mit zwei Goldmedaillen bei den Eisstock-Weltmeisterschaften in Regen hat sich der Elektromeister zum Doppel-Champion der starken Männer gekürt – und im internen Duell trotzdem der Freundin Verena Gotzler den Vortritt lassen müssen. Die Schützin vom EC Gerabach holte bei der WM dahoam ebenfalls zwei Goldmedaillen, eine im Einzel-Zielschießen, eine im Mannschaftsspiel, dazu kam noch eine silberne mit der Ziel-Mannschaft. "Die Verena hat halt den Vorteil, dass sie dreimal starten kann", sagt Schätzl lachend. "Da muss ich zusehen, dass ich meine beiden Starts wenigstens optimal ausnutze." Hat er getan. Der Oberbayer gewann Weiten-Gold im Einzel und mit der Mannschaft.

"Motivation, wenn der andere Gold holt"Verena Gotzler und Markus Schätzl sind das Gold-Paar der Eisstock-Szene. Sie puschen sich gegenseitig zu Höchstleistungen, seit es damals funkte, bei der WM 2016 in Ritten. "Natürlich ist das eine Motivation, wenn der andere Gold holt. Da will man selber nicht zurückstehen", sagt Verena Gotzler. "Wir unterstützen uns gegenseitig", stellt Markus Schätzl fest. Wobei das über die Distanz gar nicht so einfach ist. Verena Gotzler wohnt auf dem elterlichen Hof daheim in Außernzell (Lkr. Deggendorf), Markus Schätzls Heimatort im Landkreis Mühldorf ist 130 Kilometer entfernt. Gut, dass der WM-Ort Regen quasi vor der Haustür der Gotzlers liegt. Noch am Samstagabend, das wollten sich die stolzen Eltern auch in Corona-Zeiten nicht nehmen lassen, gab’s am Gotzler-Hof in Außernzell einen kleinen Empfang für die fünffachen Medaillengewinner.

Beide waren als Favoriten in die Einzelentscheidungen der WM gegangen. Beide haben die Herausforderung glänzend bestanden, jeder auf seine Art. Ist Verena die Stichwortgeberin im Binnenverhältnis des Eisstock-Paars, hat Markus eher den ruhigen Part. Von einem "schwierigen Wettbewerb" in der Einzel-Entscheidung berichtet Markus Schätzl. "Es war nicht einfach, die Spur zu treffen." Seines Titels sicher war er sich erst, "als der Peter (Rottmoser) seinen fünften Schuss gemacht hatte", wie er sagt. Schätzl ist aber auch froh, dass die WM angesichts der Corona-Krise überhaupt zu Ende gespielt wurde. "Ein großer Dank an die Veranstalter, die uns die Möglichkeit gegeben haben, die Veranstaltung abzuschließen", sagt er. So hat der Doppel-Weltmeister die sportlichen Momente schon genießen können, auch wenn er die Situation ohne Zuschauer auf der Regener Weitenbahn als "angespannt" empfunden hat.

Die größte Rivalin feiert mitBeim gemeinsamen Feiern war die Anspannung freilich weg. Mit dabei beim Empfang auf dem Gotzler-Hof in Außernzell war auch Verenas österreichische Rivalin Simone Steiner, die im Gold-Duell mit der deutschen Kontrahentin mit Silber Vorlieb nehmen musste. Die Schützin aus Graz und die Niederbayerin sind gut befreundet. "Wir haben vor der WM sogar miteinander in Regen trainiert", sagt Verena Gotzler. Gleichwohl war die neue Weltmeisterin erleichtert, als sie im entscheidenden vierten WM-Durchgang beim Rüberschauen auf die Nachbarbahn bemerkte, dass sie zwischen sich und die Freundin 20 Punkte Vorsprung gebracht hatte. "Da geht einem schon durch den Kopf, wofür man das alles macht", sagt Verena Gotzler. Für die Mittwochs-Trainings in Regen in den Wochen vor der WM hatte sie sich Urlaub genommen. Die Doppel-Weltmeisterin arbeitet im Büro eines Inkasso-Unternehmens in Deggendorf. Ihren zweiten WM-Titel schätzt sie höher ein als den von 2016. "Damals konnte ich mein Ding machen, ich hatte ja nichts zu verlieren", sagt sie. Diesmal musste sie mit der Favoritenrolle klarkommen.

Verena Gotzler verfolgt ihren Sport konsequent, seit sie in Kindertagen Papa Michael zu Eisstock-Turnieren begleitete. Seit dieser Saison schießt sie für den EC Gerabach, weil sie in einem jungen Team die besseren Möglichkeiten für sich verortet. "Ich will einfach für meinen Sport machen, was ich machen kann", sagt sie. Das wird nun allerdings schwierig. Die Sommersaison liegt wegen der Corona-Krise erstmal auf Eis. "Wir werden uns halt mit privatem Training behelfen", sagt Verena. Markus Schätzl will dagegen erstmal 14 Tage Pause machen – ganz unabhängig von Corona-Maßnahmen: "Ich freue mich drauf, mal zwei Wochen nix zu tun."