Hüftschaden zwingt ihn zum Aufhören
„Gäbe nichts Schlimmeres als Fußball“: Maxi Ammerl hängt mit 26 die Schuhe an den Nagel

12.01.2023 | Stand 25.10.2023, 10:56 Uhr

Schnell und ein Leistungsträger, wenn er fit war: Maxi Ammerl. −Foto: Lakota

Mit 26 muss Schaldings Maximilian Ammerl seine Karriere beenden – ein Hüftschaden zwingt ihn zum Aufhören. Doch der Blick in die private Zukunft mildert den Schmerz des Abschieds vom Fußball.

Karriere-Ende mit 26 – für einen 150-Prozentigen, wie sich Maximilian Ammerl bezeichnet, muss dies ein einschneidender Moment sein, aus sportlicher wie auch mentaler Sicht. Der junge Vollblutfußballer des SV Schalding hat sich zum Jahresende 22 entschieden, die Kickstiefel an den berühmten Nagel zu hängen. Er betrachtet diesen Schritt aber nicht aus der Perspektive, wie es es viele Sportler in diesem Alter tun würden...

Vor rund zwei Jahren, Mitte 2021, musste sich Maxi Ammerl, der beim SC Batavia Passau das Fußballspielen lernte, aufgrund eines Knorpelschadens einer Operation an der linken Hüfte unterziehen. Ein Überknochen an der Gelenkkugel musste abgefräst werden, erzählt er, um diese wieder in die Gelenkpfanne einpassen zu können. „Eine schwere Operation“, fügt er an, und dass dieser Schaden von Geburt an bestanden habe; offenbar sei versäumt worden, im Baby-Alter Spreizwindeln anzulegen.

„Konnte nur mit Schmerzmitteln spielen“



Ammerl erholte sich von diesem bedeutenden Eingriff, nahm im Winter 21/22 wieder das Training beim SVS auf, bestritt in der Restsaison noch neun Spiele für die Bezirksliga-Mannschaft und kam in der laufenden Saison auf 16 bei möglichen 19 Einsätzen. „Aber in den letzten acht Spielen saß ich zunächst auf der Ersatzbank und konnte ohnehin nur mit Schmerzmitteln spielen“, berichtet der 26-Jährige, der in 196 Partien in der U19 und bei den Herren des SVS 51 Tore erzielte.

So kam er auch im letzten Punkteduell vor der Winterpause beim Stadtrivalen 1.FC Passau nach 69 Minuten noch zu einem Kurzeinsatz. „Da hatte ich aber extreme Schmerzen.“ Nun blieb Zeit zu handeln. Ein Facharzt „sagte mir dann, dass es bei dieser Verletzung nichts Schlimmeres gäbe als Fußball zu spielen“. „Stop and Go“, dazu ständige Richtungswechsel – Gift für den Bewegungsapparat, und nicht nur in dieser Sportart. „So extrem hart es für mich war, die Entscheidung war schnell gefallen“, sagt Ammerl mit fester Stimme, denn frühe weitreichende Bewegungseinschränkung, möglicherweise schwere Arthrose, das will er nicht riskieren. Zudem ist das Problem nicht einseitig gelagert. „Auf der rechten Seite habe ich den gleichen Schaden“, sagt der 26-Jährige. Eine weitere Operation ist für ihn keine Option, den Entschluss dafür fasste er nach ein Einholen einer zweiten Meinung durch einen Alternativ-Mediziner.

Nun konzentriert er sich voll auf seinen Funktion als Trainer



Der junge Sportler erweckt nicht den Eindruck, als sei es die oft zitierte Kurzschlussreaktion gewesen. Fußball sei nicht alles, und die Schwere der Entscheidung dadurch abgemildert worden, „dass ich extrem viel mit dem Rennrad fahre und jogge. Ich habe also sehr, sehr gute Alternativen“. Die sich daneben nicht nur auf die eigene Aktivität beschränken. „Ich spiele, seit ich 15 bin, beim SV Schalding. Ich bin dem Verein dankbar, dass ich jetzt die A-Junioren als Trainer übernehmen durfte. Trainer zu werden ist immer mein Ziel gewesen. Es macht mir unglaublich viel Spaß.“ Seit der Herbstrunde ist er für die U19 in der Bayernliga verantwortlich und angesichts der sportlichen Talfahrt – das Team steht auf dem Schlussrang – auch als Psychologe verantwortlich.

Eine Rolle, die Maxi Ammerl nicht ganz fremd ist. Mit Gesundheit im erweiterten Sinn hat er auch in seinem Beruf als Heilerziehungspfleger in der Passauer Don Bosco-Schule für Körperbehinderte zu tun. Und ist mit Aufgaben betraut, die den persönlichen Reifeprozess beschleunigen können. „Wenn ich dort sehe, welche Schwierigkeiten andere Menschen haben, dann relativiert sich meine Verletzung und sie ist kein Problem, das mich aus der Bahn wirft.“

Abschied bei Stadtmeisterschaft



Seit zwei Jahren ist der 26-Jährige in diesem Beruf tätig, die Ausbildung startete ausgerechnet in der Phase, als ihn die Hüftbeschwerden auch zu Arztbesuchen zwangen. Dankenswerterweise sei ihm der Leiter der Heilerziehnungspflegeschule, Florian Lehner, entgegengekommen, um beides unter einen Hut zu bringen. „Ich hatte es wohl auch deswegen leichter, weil ich gute Noten hatte“, schickt Ammerl nach.

Der aktive Fußball ist jetzt erstmal in die Ferne gerückt, auch wenn er im Sportunterricht der Schule mit seinen Schützlingen kickt. Das offizielle Abschiedsspiel im Wettkampfmodus jedenfalls hat Maxi Ammerl schon hinter sich. „Hallenfußball habe ich immer gerne gespielt. Darum wollte ich auch bei der Stadtmeisterschaft nochmal mitmachen.“ Er durfte, und als Aktiver stand er für das Bezirksligateam in den Gruppenspielen auf dem „Parkett“, und im Duell mit der DJK West gelang ihm sogar ein Treffer. Als Trainer feierte er am Schlusstag mit den A-Junioren den Titel.

Seine Zukunft: Hochzeit, Nachwuchs und Fußballspielen im Garten



Im Vereinsdress wird man Maxi Ammerl nicht mehr sehen, versichert er. „Meine Familie glaubt das immer noch nicht“, sagt er lachend, und erzählt amüsiert vom weihnachtlichen Treffen: „Alle sagen, du spielst ja im neuen Jahr doch wieder, obwohl ich ihnen 800-mal sage, dass ich’s nicht mehr mache.“ Einen Einsatz freilich hat er sich ganz fest vorgenommen. Im Mai werden er und Freundin Mona – im Februar steht zunächst die Hochzeit an – erstmals Eltern. Sie freuen sich auf einen Buben. „Mit ihm möchte ich im Garten ganz normal Fußball spielen können.“ Ohne Hüftprobleme. Die ja eigentlich keine sind...