von Sebastian Lippert
Lesenswert (4)Eine kostengünstige Alternative des Video-Assistant-Referee (VAR) befindet sich in Entwicklung. −F.: FIFA.com
Eine kostengünstige Alternative des Video-Assistant-Referee (VAR) befindet sich in Entwicklung. −F.: FIFA.com
Der Fußball-Weltverband FIFA hat Großes im Sinn und drängt dafür bis in die kleinsten Ligen vor: Die Abteilung für Fußball-Technologie und Innovation entwickelt ein Video-Assistant-Referee-System, das künftig auch im Amateurfußball zum Einsatz kommen soll – von der Regionalliga bis zur A-Klasse.
Das Produkt nennt sich "VAR light". Ziel ist es, eine erschwingliche Version des Videoassistenten zu produzieren, "damit [Video-Assistant-Referees] auf allen Stufen des Fussballs eingesetzt werden könnten", schreibt die FIFA in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Damit schickt der Verband auch eine Botschaft an zahlreiche Kritiker des Videobeweises: Der VAR bleibt – und es geht noch viel weiter.
Dass Technik mehr und mehr Einzug in den Amateurfußball hält, ist nicht neu. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) beispielsweise schloss am 18. September 2017 einen Zehnjahres-Vertrag mit der Sporttotal GmbH. Der offizielle Kooperationspartner stattete damals 87 Landesligisten und andere interessierte Vereine mit einem 180-Grad-Kamerasystem aus, die Videos des Spiels werden hochgeladen und von Klubs unter anderem zur Spielanalyse genutzt. Kunden erster Stunde in der Region sind unter anderem die Landesligisten 1.FC Passau, FC Sturm Hauzenberg und TSV Waldkirchen.
Erstmals getestet wurden drei Low-Budget-Versionen des VAR im Mai dieses Jahres, am Campus des Fußballverbands KNVB. Die Niederländer sind VAR-Pioniere und führten den Videoassistenten – als erste Profiliga – 2016 in Pokalspielen ein. Die Bilder vom Test beim KNVB sind deshalb spannend, weil zweierlei offensichtlich wird: Die bereits installierten 180-Grad-Kameras können wohl in die VAR-Technik eingebunden werden – und auf den Plätzen wird zwingend eine "Review-Area" mit Bildschirm am Spielfeldrand entstehen müssen, um die Technik zu nutzen. Dennoch sind Fragen offen: Wer sagt dem Schiedsrichter, dass es eine strittige Szene gab? Wird jede Liga eine Zentrale ähnlich dem "Kölner Keller" der Bundesliga einrichten oder wird vor Ort überwacht? Wer stellt die Manpower im ohnehin von Nachwuchsmangel geplagten Schiedsrichterwesen?
Die 1. Bundesliga öffnete der Technologie ab der Saison 2017/18 die Türen. Die 2. Bundesliga folgte zwei Jahre später. In Deutschland steht das System auch in Saison 4 seit der Einführung in der Kritik: Der Name "Videobeweis" suggeriert eine Objektivität, die nicht garantiert werden kann.
Die zuständige FIFA-Arbeitsgruppe traf sich zuletzt am 27. Oktober und beriet über Kostenfaktoren. Ein weiterer Schwerpunkt war, Abseitssituation durch Künstliche Intelligenz noch schneller aufklären zu lassen und dies am TV-Bild auch besser darzustellen. Beteiligt waren unter anderem die UEFA, der französische Fußballverband und die asiatische Fußballkonförderation.
Die nächste Entwicklungsphase wurde wegen der Covid-19-Pandemie verschoben und beginnt laut Weltverband "möglichst bald" in 2021. Drei Technologieanbieter sind im Rennen, der FIFA-Innovationsplan läuft bis 2022. Dass ein VAR erste Entscheidungen bei einem Amateurspiel korrigiert, ist nach Ansicht des Bayerischen Fußball-Verbands noch Jahre entfernt. Dass die FIFA sich von National- und Landesverbänden wenig reinreden lässt, gehört aber auch zur Wahrheit.
Ein Interview dazu mit BFV-Pressesprecher Frühwirth und eine Glosse zum Thema lesen Sie am Samstag, 21. November, im Sportteil der PNP (Online-Kiosk) – oder nach kostenloser Registrierung bei PNP Plus.
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