Oberpfälzer Zweitligist
Klingelnde Kasse statt Corona-Finanzloch: Wie der SSV Jahn Regensburg trotz Krise Gewinne erwirtschaftete

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:05 Uhr

Sportlich konnte der Jahn vor allem in der Hinrunde überzeugen – am Ende stand erneut der sichere Ligaerhalt. −Foto: Daniel Reinhard/dpa

Von Felix Kronawitter

Während viele Profiklubs seit Beginn der Corona-Pandemie ein dickes Minus in der Kasse verzeichnen, hat der SSV Jahn Regensburg diese Probleme nicht – im Gegenteil: Der Oberpfälzer Zweitligist erwirtschaftet sogar Gewinne.

Fußball-Zweitligist SSV Jahn Regensburg ist es mittlerweile gewohnt, wichtige Leistungsträger zu verlieren. In diesem Sommer gleich sechs Stück. Das ist einerseits dem geschuldet, dass woanders eine bessere sportliche Perspektive lockt, andererseits liegt das aber auch an dem Umstand, dass andernorts bessere Gehälter bezahlt werden. „Wir sind noch nicht so weit, dass wir diese Spieler halten können, weil wir nicht annähernd das anbieten können, was andere Zweitligisten anbieten“, unterstreicht Trainer Mersad Selimbegovic.
Dass der Jahn, der sich in der abgelaufenen Saison als 15. ins Ziel geschleppt hat, auch nach fünf Jahren Zweitliga-Zugehörigkeit immer noch ein relativ kleines Licht ist im Unterhaus, das will zwar nicht jeder Anhänger wahrhaben, das untermauern aber die jüngst von der Deutschen Fußball Liga (DFL) veröffentlichten Finanzkennzahlen, die sich stets auf das Zahlenwerk der vorangegangenen Spielzeit beziehen.

„Das ist alles andere als selbstverständlich“

In der Saison 2020/21 lag der Jahn, dem nicht wenige ein sportlich schwieriges sechstes Zweitliga-Jahr prophezeien, zehn Millionen Euro unter dem Umsatz-Durchschnitt der Zweitligisten (32 Millionen Euro). Dafür haben es die Regensburger, die fast die Hälfte ihres Umsatzes den TV-Geldern zu verdanken haben, aber geschafft, gut durch die Pandemie zu kommen – und erwirtschaften im Gegensatz zu vielen anderen Klubs Jahr für Jahr Gewinne. „Das ist alles andere als selbstverständlich. Die Freude darüber ist sehr groß“, sagt Finanz-Geschäftsführer Philipp Hausner, der aber darauf verweist, dass er sich nicht mit fremden Federn schmücken will, weil da sein Vorgänger Christian Keller noch wirkte.


Schlusslicht in Sachen Beraterhonorare: Beim Jahn werden Spielerberater nicht reich. 346 000 Euro hat der SSV ausbezahlt. So wenig wie kein anderer Zweitligist. „Da sieht man die Handschrift von Christian Keller in der Saison 2020/21 deutlich. Wir akzeptieren keine verrückten Forderungen“, sagt Finanz-Geschäftsführer Philipp Hausner. Spitzenreiter: Am meisten bezahlte Dortmund (32,7 Millionen) vor Leipzig (25,85) und Bayern (25,81).



Ein positives Ergebnis aufzuweisen, das gelang 20/21 in der 2. Liga nur noch Kiel, Darmstadt, Heidenheim und Sandhausen. Andere Klubs wiederum, vor allem in der Bundesliga, blicken dagegen auf ein dickes Minus. Den größten Verlust nach Steuern haben in der Eliteliga Hertha BSC (77,9 Millionen Euro) und Borussia Dortmund (72,8) gemacht. Nur Freiburg (9,8), RB Leipzig (3,8) und der FC Bayern (2,3) haben ein positives Ergebnis erzielt.
In Regensburg, das in der Vergangenheit nicht gerade mit finanzieller Stabilität glänzte, steht seit Jahren ein Plus – allen Corona-Widrigkeiten zum Trotz. „Auch die Saison 21/22 werden wir mit einem positiven Ergebnis abschließen. Das bedeutet, dass der SSV Jahn im gesamten bisherigen Corona-Zeitraum ausschließlich positive Jahresergebnisse schreiben konnte“, erklärt Hausner, der von einer regelmäßig zweistelligen Umsatzrendite seit Zweitligazugehörigkeit berichtet.

Ein großer Faktor: das Pokal-Viertelfinale 2021

„In der Saison 20/21 ist das äußerst erfreuliche, positive Abschneiden im DFB-Pokal zu erwähnen. Das Erreichen des Viertelfinals hat ein Stück weit die coronabedingte Umsatzdelle aufgefangen“, betont Hausner, der sich über 2,763 Millionen Euro Gewinn freut. Zu verdanken ist das primär dem erstmaligen Vordringen ins Viertelfinale, das rund zwei Millionen Euro an Preisgeldern in die Jahn-Kasse spülte.
„Unsere Eigenkapital-Quote hat sich von 72 auf 77 Prozent gesteigert. Das ist höchst erfreulich. Der Jahn hat an Substanz zugelegt, er schwimmt aber keineswegs im Geld“, sagt Hausner, der aufzeigt, was der Klub mit den neuen Mitteln machte. „Wir haben gleich wieder investiert. Der Gewinn von 2,7 Millionen Euro ist quasi komplett in den vorerst letzten Bauabschnitt am Kaulbachweg geflossen. Das ist in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen.“ In Sachen Infrastruktur gab es viel Bedarf aufzuholen für die Regensburger, die nun aber ein schmuckes Trainingszentrum haben am Kaulbachweg. Jetzt sieht es dort nach Bundesliga und nicht mehr nach Kreisklasse aus.
Der kaufmännische Geschäftsführer der Regensburger erklärt, dass der Jahn auch in der abgelaufenen Saison 21/22 wieder einen Umsatz realisieren kann, der über 20 Millionen Euro liegt. „Das Niveau von 20/21 werden wir aber nicht erreichen.“ Dafür hätte die Pokalreise weiter gehen müssen.

Mit Blick auf die neue Saison 22/23 geht der Jahn „kaufmännisch vorsichtig und konservativ an die Sache heran“. „Wir rechnen weiter mit Einflüssen durch die Corona-Pandemie. Wir nehmen leichte Steigerungen an, aber keine großen Sprünge“, sagt Hausner, der wie Hans Rothammer, der Vorstandsvorsitzende des Jahn, das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft sieht. „An diesem Standort ist ein Umsatzvolumen von 30 Millionen Euro realisierbar, wenn sich alle Vermarktungspotenziale realisieren lassen und die Pandemie keine Rolle mehr spielt.“