2. Bundesliga
Jahn allein zu Haus: Wieso Regensburg seit Jahren auf ein Wintertrainingslager verzichtet

22.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:03 Uhr
Julian Alexander Fischer

Der SSV Jahn bleibt in diesem Winter erneut daheim und trainiert am heimischen Kaulbachweg. −Foto: Fischer

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Im Winter flüchten nahezu sämtliche Zweitligaklubs vor Minustemperaturen, Schnee und Eis ins Warme, um sich sorgenfrei in Luxushotelanlagen auf die Rückrunde vorzubereiten. Die favorisierten Ziele liegen meist in Spanien oder in der Türkei. Nur ein Verein bleibt Jahr für Jahr zu Hause und trotzt den winterlichen Bedingungen auf dem heimischen Trainingsgelände: der SSV Jahn Regensburg.

In den vorigen Pandemiewintern neigten zwar auch andere Vereine zur Vorsicht, in diesem Januar ist der Jahn allerdings die einzige Mannschaft, die nicht verreist.

Christian Keller hatte den Trainingslagerverzicht in seiner Zeit als Geschäftsführer einst aus Kostengründen eingeführt. Seitdem hat sich der Ablauf bewährt. „In den vergangenen Jahren haben wir gute Erfahrungen gemacht. Wenn das Wetter ein bisschen mitspielt, sollte das auch in diesem Jahr funktionieren“, findet Trainer Mersad Selimbegovic.

Einst waren es Kostengründe, heute sind es organisatorische



Vor allem die organisatorischen Gründe sprächen für das Daheimbleiben. So verliere die Mannschaft durch die An- und Abreise bereits zwei Tage, die in der Heimat für Trainingseinheiten genutzt werden könnten. „Genauso entfallen die gesundheitlichen Risiken, die sich aus der Akklimatisation ergeben“, ergänzt Jahn-Pressesprecher Johannes Liedl. Schließlich müssten sich die Spieler zunächst an die klimatischen Bedingungen im Trainingslager einstellen, um sich kurz darauf wieder an die deutsche Kälte zu gewöhnen.

Ein weiterer Vorteil ist für Selimbegovic der Wohlfühlfaktor: „Die Jungs sind zuhause, jeder schläft in seinem Bett.“

Doch ein Risiko bleibt, das Wetter kann den Plänen immer einen Strich durch die Rechnung machen. Bereits im Dezember waren die Bedingungen teilweise schwierig. Das Testspiel gegen den SV Ried wurde wegen verschneiter und vereister Plätzen auf dem Trainingsgelände am Kaulbachweg abgesagt. „Ein Nachteil ist das mögliche Risiko eines Wintereinbruchs, der den Trainings- und Spielbetrieb erschwert“, erklärt Liedl.

„Hoffe natürlich, dass wir im Januar nicht zwei Meter Schnee haben“



Auch Selimbegovic weiß, dass die äußeren Bedingungen seine Planungen torpedieren könnten: „Ich hoffe natürlich, dass wir im Januar nicht zwei Meter Schnee haben. Dann gibt es kein Hilfsmittel mehr und wir müssen uns bei der Trainingsgestaltung Alternativen überlegen.“

Ganz auf Trainingslager verzichtet der Jahn allerdings auch nicht. Zumindest im Sommer quartiert sich die Mannschaft stets kurzzeitig auswärts ein. Aber auch dann gibt es keine weiten Reisen. Während es andere Vereine der 2. Bundesliga in die USA, nach Italien oder zumindest nach Österreich zieht, bleiben die Regensburger in der Region und fahren seit Jahren in das weniger als eine Stunde entfernte Bad Gögging im Landkreis Kelheim.

Aber auch im Winter will man es zukünftig nicht ausschließen, Regensburg doch mal wieder zu verlassen. „Natürlich wird jedes Jahr aufs Neue und gemeinsam darüber entschieden, inwiefern ein Trainingslager in der Wintervorbereitung in Zukunft in Frage kommt“, sagt Trainer Selimbegovic. In der jüngeren Vergangenheit fiel die Entscheidung offenbar stets negativ aus.