Nach Interview
„Schlichtweg peinlich“: Experten um Lothar Matthäus üben scharfe Kritik an Manuel Neuer

04.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:52 Uhr

Lothar Matthäus sagt: „Es wird ganz sicher schwierig, dieses zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzubringen“. −Foto: dpa

Die früheren Nationalspieler Lothar Matthäus, Dietmar Hamann und Stefan Effenberg haben Manuel Neuer für dessen aufsehenerregende Interview-Aussagen gegen den FC Bayern teils scharf kritisiert.

„Es wird ganz sicher schwierig, dieses zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzubringen“, sagte Matthäus (61) am Samstagabend in seiner Funktion als Experte beim Pay-TV-Sender Sky. „Er spricht sich von allem frei und geht auf alle anderen los. Das ist nicht der FC Bayern.“ Die Münchner würden sich das „nicht bieten lassen“, meinte der Rekordnationalspieler. „Auch wenn es Manuel Neuer ist.“

Neuer hatte im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ und von „The Athletic“ die Club-Führung des Rekordmeisters für die Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic verbal angegriffen. Das sei „das Krasseste“ gewesen, was er in seiner Karriere erlebt habe, sagte der mit einem Beinbruch noch lange fehlende Neuer. „Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen.“ Bayern-Chef Oliver Kahn kündigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur „deutliche Gespräche“ mit Neuer an.

„Einige dieser Zitate sind für mich schlichtweg peinlich“, sagte Hamann (49) ebenfalls als Sky-Experte. „Da geht es um seine eigene Eitelkeit, da stellt er sich in den Vordergrund und nicht den Verein.“ Auf die Frage, ob Neuer jemals wieder für die Bayern spielen werde, antworte Hamann: „Eher nein“.

Tapalovic ist enger Vertrauter des Nationaltorwarts, war auch Trauzeuge bei Neuers Hochzeit. Dieses persönliche Verhältnis sei nach der Verpflichtung von Yann Sommer als Übergangs-Nummer-eins problematisch gewesen, meinte Hamann. „Das Ausscheiden von Tapalovic war für mich die einzig richtige Entscheidung“, sagte der TV-Experte, der einst selbst für die Bayern gespielt hatte.

Auch der frühere Bayern-Anführer Stefan Effenberg bewertet Neuers Aussagen kritisch. „Nichts und niemand steht über dem Verein. Kein Spieler, kein Trainer ist größer als Bayern München. Nein, der Verein ist immer das Allerwichtigste“, schrieb der 54-Jährige in seiner Kolumne für das Nachrichtenportal „t-online“ und stellte die weitere Zusammenarbeit von Neuer und dem FC Bayern infrage.

Der Torwart sollte „darüber nachdenken, ob es überhaupt sinnvoll für ihn ist, nach diesen erhobenen Vorwürfen, seinen bis 2024 gültigen Vertrag beim FC Bayern überhaupt noch zu erfüllen - oder es vielleicht besser ist, den Verein zu verlassen“. Ein Abschied im kommenden Sommer würde Effenberg „nicht wundern“.

Babbel kritisiert auch den FC Bayern

Laut Markus Babbel haben sich einige Protagonisten von Fußball-Rekordmeister Bayern München während der dort aktuell herrschenden Unruhe angreifbar gemacht. Es mehrten sich aktuell „unglückliche Bausteine“, „da kommt man in gefährliches Fahrwasser“, sagte der Europameister von 1996 in einem Interview mit dem Online-Portal „888sport“. Am Kader würde es jedoch nicht liegen, den bezeichnete er als „eine Weltauswahl“.

Es seien vielmehr der Paris-Trip von Nationalspieler Serge Gnabry und personelle Entscheidungen von Trainer Julian Nagelsmann, die bei dem 50-Jährigen auf Unverständnis stießen. Gnabrys Flug zur Fashion Week in Paris während der englischen Woche war harsch kritisiert worden - laut Babbel zu Recht: „Wenn ich es mache, muss ich performen - und das tut Serge aktuell nicht. Dann muss ich mich nicht wundern, wenn ich auf die Hölzer bekomme.“

Bayern-Coach Nagelsmann kritisierte der Ex-Münchner in erster Linie für den „unglücklichen Zeitpunkt“ der Entlassung von Torwarttrainer und Neuer-Trauzeuge Toni Tapalovic und unterstellte den Bayern, „die Gunst der Stunde mit dem Ausfall von Manuel Neuer genutzt zu haben“. Des Weiteren würde Babbel die Nicht-Aufstellung von Thomas Müller „sehr verwundern“. Der Routinier sei „brutal wichtig“ für eine erfolgreiche Saison, man könne nicht alles auf Jamal Musiala laden.

Dennoch fand Babbel auch Worte des Lobes, vor allem für Sportvorstand Hasan Salihamidzic und dessen Transfer von WM-Fahrer Joao Cancelo: „Ein bockstarker Spieler, den sie da an Land gezogen haben. Hut ab, was er da rauszaubert.“

− dpa/sid/red