Dortmund-Berater als „Partycrasher“
Sammer rechnet nicht mit Ende der Bayern-Dominanz – und warnt vor BVB-Euphorie

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:05 Uhr

Matthias Sammer. −Foto: dpa

Der ewige Mahner Matthias Sammer warnt angesichts der erfolgreichen Transferpolitik vor zu viel Euphorie bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund.

„Vielleicht bin ich da der Partycrasher, wir müssen härter zu uns werden“, sagte der BVB-Berater dem kicker: „Eine Euphorie darf sich gerne auf einem stabilen Fundament aus Leistung entwickeln – dann bin ich auch der Partyhengst.“

Auch er sehe „einen gewissen Aufbruch“, meinte der Europameister von 1996, warne aber „vor euphorischen Denkweisen“. Die Borussia müsse „das Thema Leistungskultur in Zukunft in den Mittelpunkt stellen, daran arbeiten und Stabilität zeigen – nicht nur wenn die Sonne scheint, sondern auch wenn es regnet. Das müssen wir verbessern.“ Gut sei nicht gut genug, „solange besser möglich ist“.

Von den Profis um Kapitän Marco Reus erwartet Sammer (54) in Sachen Führung eine Steigerung. „Die Mannschaft hat sich in den Leben-oder-sterben-Spielen nicht bewiesen, da müssen wir Ansätze wählen, um dem Gegner das Gefühl zu geben, dass sich Borussia Dortmund niemals aufgibt.“ Es wäre sein „größter Wunsch, „dass sich in sportlicher wie auch in gruppendynamischer Hinsicht etwas tut“.

Der BVB werde zwar „zu Recht“ für seine Transfers gelobt, ergänzte Sammer: „Aber, auch wenn ich mich wiederhole, wir haben immer noch keinen Punkt gewonnen. Ich warne davor, sich nur auf diese neuen Namen zu verlassen - die gesamte Truppe wird Topleistungen bringen müssen.“

Matthias setzt auch nicht auf ein schnelles Ende der Dominanz des FC Bayern. „Ich glaube es nicht“, antworte der 54-Jährige auf die Frage, ob die Münchner in der kommenden Saison eine Angriffsfläche bieten werden. „Wenn ein Verein über ein Jahrzehnt hinweg solche Erfolge erringt, sollten wir aufhören zu grummeln, zu meckern oder neidvoll dorthin zu schauen, sondern nur voller Respekt sein. Ich erwarte keinen Einbruch“, sagte Sammer.

Der gebürtige Sachse arbeitet nach Stationen als DFB-Sportdirektor und Sportverstand beim FC Bayern als Berater von Borussia Dortmund. „Ich erkenne ihre Leistung an“, sagte Sammer zu Rekordmeister München: „Früher hätte ich das nicht getan, aber wenn sie nächstes Jahr wieder super sind und Meister werden, bin ich der Erste, der gratuliert.“ Es interessiere den Ex-Profi allerdings deutlich „mehr, was Borussia Dortmund schafft, aber ich freue mich, wenn die deutschen Mannschaften inklusive der Bayern erfolgreich sind“.

Ex-Nationalmannschaftskollege Thomas Helmer sieht die Chance, dass die Bayern vom Thron gestoßen werden. „Zumindest besteht bei mir die Hoffnung, dass es nach all den Jahren der Münchner Dominanz endlich mal spannender wird“, schrieb der 57-Jährige in einer Kolumne im „Kicker“: „So wie der BVB sich verstärkt hat, kann es nur das Ziel Platz 1 geben, auch Leverkusen sollte man nicht unterschätzen.“