Dingolfing feiert Sieg mit VFB
Niederbayer Michael Wimmer: Eine Runde Pizza für die Stuttgart-Profis, dann wohl wieder zweite Reihe

15.10.2022 | Stand 15.10.2022, 21:00 Uhr

Glückwunsch vom Maskottchen: Michael Wimmer nach dem Sieg gegen Bochum. −Foto: dpa

In der zweiten Reihe scheint sich Michael Wimmer wohlzufühlen. Dabei war der Interimstrainer des VfB Stuttgart, der aus dem niederbayerischen Dingolfing stammt, nach der Trennung von Pellegrino Matarazzo gerade erst aus dem Schatten seines langjährigen Chefs getreten.

Nach dem Abpfiff genoss Wimmer den befreienden 4:1 (2:1)-Erfolg gegen Schlusslicht VfL Bochum am Samstag aber fast unscheinbar im Hintergrund, während die in dieser Bundesliga-Saison erstmals siegreiche Mannschaft von den Fans lautstark gefeiert wurde.

Schon bald könnte sich Wimmer wieder in der Rolle des Assistenten wiederfinden. Denn bei den Schwaben läuft die Suche nach einem neuen Coach auf Hochtouren, sagte Sportdirektor Sven Mislintat. Zwei Kandidaten stehen offenbar noch auf der Kandidatenliste. Das bekräftigten Mislintat und der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle.

Zumindest in dieser Frage demonstriert das Führungsduo Einigkeit, nachdem in der Öffentlichkeit zuletzt immer wieder von Unstimmigkeiten die Rede gewesen war. Die Schlagzeilen beschäftigen auch die eigenen Anhänger. „Nehmt Euch ein Beispiel an der Kurve und zeigt Geschlossenheit“, stand auf einem Banner im Fan-Block der Stuttgarter Arena.

Mislintat, dessen sportliche Zukunft erst während der WM-Pause im November diskutiert werden soll, gab die Antwort auf den Appell und sagte: „Es gibt nicht das eine oder das andere Lager. Wir besprechen uns in der Gruppe und entscheiden dann, wer wen anruft.“ Erst, wenn alle vier handelnden Personen - also Wehrle, sein Berater Sami Khedira, Direktor Sportorganisation Markus Rüdt und Mislintat - sich einig sind, „werden wir eine Entscheidung treffen“, so Mislintat.

Das Ziel bleibt. Schon im DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld an diesem Mittwoch soll der neue Trainer an der Seitenlinie stehen. „Wir werden zeitnah eine Entscheidung treffen“, versprach Wehrle. Dank des couragierten Auftritts gegen Bochum, durch den der VfB die Abstiegsplätze verließ, gehen Wehrle und Mislintat aber deutlich entspannter in die kommenden Tage.

Die Stuttgarter gingen durch den starken Silas Katompa Mvumpa (3./Elfmeter) und Naouirou Ahamada (22.) in Führung. Simon Zoller ließ Bochum hoffen (29.), doch am Ende atmete der VfB dank Silas (64.) und Kapitän Wataru Endo (71.) erst einmal auf. „Das ist auch Rinos Sieg. Er trägt ganz klar auch seine Handschrift, aber so ist der Fußball eben manchmal“, dachte Mislintat auch an Matarazzo.

Manchmal braucht es nur kleine Änderungen, um einen großen Effekt zu erzeugen. Bei der Mannschaft kamen Wimmers Anpassungen gut an. „Unser Trainer heute war Michael und wir haben 4:1 gewonnen. Vielleicht bleibt er“, sagte Borna Sosa. „Er ist jetzt hier, wir vertrauen ihm und sind sehr glücklich.“

Wimmer muss der Mannschaft nach seinem Premierensieg eine Runde Pizza ausgeben, verriet Sosa. Das dürfte Wimmer gerne übernehmen. Danach wird er voraussichtlich bald wieder in die zweite Reihe beim VfB rücken. Dort fühlte er sich aber auch schon unter Matarazzo und dessen Vorgänger Tim Walter wohl. „Ich werde nur so lange aushelfen, bis ein neuer Trainer gefunden ist“, sagte der 42-Jährige. „Das ist die klare Absprache. Von daher gehe ich am Sonntag zum Training und dann schauen wir weiter.“

Michael Wimmers Trainerlaufbahn:

Bereits als Spieler war Wimmer Trainer an einem DFB-Stützpunkt und trainierte die A- (U19) sowie C-Junioren (U15) des FC Dingolfing. Zur Saison 2010/11 wurde er im Alter von 30 Jahren hauptberuflich im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des 1. FC Nürnberg angestellt und übernahm die U15 als Cheftrainer. Im September 2012 wurde Wimmer bei der zweiten Mannschaft, die in der viertklassigen Regionalliga Bayern spielte, Co-Trainer von Michael Wiesinger. Als dieser im Januar 2013 die Profimannschaft übernahm, wurde Dieter Nüssing bis zum Ende der Saison 2012/13 Cheftrainer. Mit dem Beginn der Saison 2013/14 assistierte er Roger Prinzen. Anfang Oktober 2013 wurde er Cheftrainer der B1-Junioren (U17).Mit ihnen war er in den Spielzeiten 2013/14, 2014/15 und 2015/16 in der B-Junioren-Bundesliga aktiv. Nach dem Abstieg in die B-Junioren-Bayernliga wurde Wimmer zur Saison 2016/17 Cheftrainer der B2-Junioren (U16). Zur Saison 2017/18 kehrte er zur U17 zurück, die wieder in die Bundesliga aufgestiegen war. Vor der Saison 2018/19 wechselte Wimmer in die Bundesliga zum FC Augsburg, bei dem er neben Tobias Zellner und Jonas Scheuermann Co-Trainer von Manuel Baum wurde. Im Januar 2019 wurde mit Jens Lehmann noch ein weiterer Co-Trainer verpflichtet. Anfang April 2019 wurden Baum und Lehmann im Abstiegskampf freigestellt; neuer Cheftrainer wurde Martin Schmidt. Gemeinsam schafften sie am Saisonende den Klassenerhalt. Zur Saison 2019/20 wechselte Wimmer in die 2. Bundesliga zum VfB Stuttgart und wurde beim Absteiger neben Rainer Ulrich sowie Rainer Widmayer Co-Trainer des ebenfalls neu eingestellten Cheftrainers Tim Walter. Nachdem Walter und Ulrich in den Winterpause entlassen worden waren, assistierte er ab Januar 2020 gemeinsam mit Widmayer dem neuen Cheftrainer Pellegrino Matarazzo. Wimmer und Matarazzo kannten sich bereits, da dieser von 2010 bis 2017 ebenfalls im NLZ des 1. FC Nürnberg tätig gewesen war. Am Saisonende schaffte das Trainerteam den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Vor der Saison 2020/21 verließ Widmayer den Verein; neue Assistenten neben Wimmer wurden Michael Kammermeyer und Peter Perchtold (bis Saisonende). Wimmer begann zudem im Sommer 2020 den Lehrgang zum Fußballlehrer (Pro Lizenz). Diesen schloss er im Mai 2021 erfolgreich ab. (Angaben aus Wikipedia).

− dpa/red