Von Lewandowski spricht keiner mehr
Nagelsmanns neue Super-Bayern: „Wir setzen uns kein Limit“

22.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:34 Uhr

Der Dirigent: Julian Nagelsmann führt sein Münchner Starensemble zum Bundesliga-Rekordstart. −Foto: Imago Images

Der Weltfußballer wollte nicht mehr – was soll’s?! Bayern München sprengt auch ohne Torjäger Robert Lewandowski seine eigenen Rekorde.

Drei Bundesligaspiele, drei Siege, 15:1 Tore – so stürmisch sind nicht mal die überragenden Triple-Bayern der Saison 2012/13 gestartet. Das 7:0 (4:0) beim bemitleidenswerten VfL Bochum war der zweithöchste Auswärtssieg der Klubgeschichte, inklusive Supercup stehen die Münchner bei 18 Auswärtstoren in drei Spielen. Wer soll diese Mannschaft aufhalten?

„Wir setzen uns kein Limit“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach der Machtdemonstration seiner Elf, die trotz dreier personeller Wechsel wie aus einem Guss kombinierte.

Der zuletzt angezählte Leroy Sane etwa sprudelte vor Spielfreude, nicht nur bei seinem Führungstor in der vierten Minute. „Er hat sich ein bisschen aus seiner eigenen Krise rausgeholt“, lobte Nagelsmann den manchmal phlegmatischen Nationalspieler. Dieser sei, wenn er „100 Prozent Bock“ habe, „einer der besten Spieler in Europa“, so der Coach weiter.

Bock hatten aber auch andere, die wie Sane in den vergangenen Wochen nicht erste Wahl waren. Allen voran Kingsley Coman, der nach abgesessener Rotsperre mit einem Treffer (33.) und drei Torvorlagen nicht nur statistisch herausstach.

Ins Bild passte, dass auch der als neuer Abwehrchef von Juventus Turin geholte Matthijs de Ligt bei seinem Startelfdebüt gleich traf (25.) – auch wenn der Niederländer und seine Kollegen in der Abwehrkette am Sonntag nicht immer sattelfest wirkten.

Dass der zuvor überragende Jamal Musiala ebenso angeschlagen passen musste wie Linksverteidiger Alphonso Davies, fiel zumindest gegen den VfL nicht ins Gewicht. So erzielten Stareinkauf Sadio Mane (42./59., Foulelfmeter) und der diesmal eingewechselte Serge Gnabry (76.) weitere Treffer, dem unglücklichen Bochumer Christian Gamboa unterlief unter Münchner Dauerdruck zudem ein Eigentor (69.).

Bei den Bayern scheint ein anderer Geist zu herrschen im Vergleich zur Vorsaison, als „nur“ die zehnte Meisterschale in Folge den Trophäenschrank bereicherte. Nagelsmann schwärmte in Bochum von einer besonderen Stimmung in der Mannschaft: „Jeder gönnt jedem alles.“ Es herrsche eine „gute Energie, die letztes Jahr nicht immer da war“.

Dazu ist der Rekordmeister offensiv noch weniger auszurechnen. Mane, Sane, Coman und Thomas Müller agierten in Bochum extrem flexibel, stießen im Wechsel immer wieder in die Spitze vor. Zuletzt hatten vorne Musiala und Gnabry gewirbelt. Der „echte“ Mittelstürmer vom Typ Lewandowski wurde zumindest gegen RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, den VfL Wolfsburg und Bochum nicht vermisst.

Weil zudem die selbsternannten Verfolger aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen mühsam bis miserabel gestartet sind, droht der Bundesliga frühzeitig das nächste Bayern-Solo. Wobei: Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) tritt „Angstgegner“ Borussia Mönchengladbach in München an. In drei Spielen als Bayern-Trainer ist Nagelsmann gegen die Fohlen, Tabellenzweiter mit zwei Punkten Rückstand, noch ohne Sieg.

Nervös ist der 35-Jährige deswegen allerdings nicht: „Ich bin mir sicher, dass wir ein sehr gutes Spiel machen werden.“

− sid