„König der Scheinheiligen“
Er ledert gegen Katar-Kritiker: Hoeneß verteidigt seinen Polter-Auftritt im TV

26.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:17 Uhr

Uli Hoeneß. −Foto: dpa

Uli Hoeneß findet die Diskussionen über seinen öffentlichen Disput mit dem ehemaligen DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig in Bezug auf WM-Gastgeber Katar gut.

„Das ist doch genau das, was wir brauchen. Dank des Fußballs ist der Fokus auf Katar gerichtet, das bringt Veränderungen“, sagte der Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München der „Bild“-Zeitung und betonte erneut: „Ich habe dort selbst vernünftige Gespräche mit Verantwortlichen geführt.“

Hoeneß hatte sich am Sonntag während der Diskussion um die umstrittene Menschenrechtslage in dem Emirat beim „Doppelpass“ von Sport1 spontan telefonisch durchstellen lassen und Rettig, der die WM am liebsten zum „größten PR-Desaster“ werden lassen will, als „König der Scheinheiligen“ bezeichnet. „Die WM und das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golfregion werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen“, polterte Hoeneß und fragte Rettig: „Ob er im Winter nicht mehr so warm duscht, oder ob er sich über das Gas, das wir demnächst aus Katar beziehen, schon mal Gedanken gemacht hat.“

Er glaube „natürlich“, dass der Sport die Menschenrechtslage verbessern könne, dafür gab der 70-Jährige auch ein Beispiel: „Die Frauen-Mannschaft des FC Bayern hat vor einigen Jahren als erstes Frauen-Team in Katar mit kurzen Hosen gespielt. Das war eine Sensation und ein Durchbruch für den Frauenfußball.“

Seine Entscheidung, ob er zur WM reist oder nicht, macht Hoeneß von sportlichen Dingen abhängig. Wenn er nach der Vorrunde das Gefühl habe, „bei unserer Nationalmannschaft läuft es gut, da steckt was drin - dann fliege ich hin“.

Hoeneß sei seit Jahren verbunden mit dem Herrscherhaus in Katar, hatte sich Rettig in der TV-Sendung geäußert: „Das überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar.“ Katars Sportswashing, durch das Investieren in Sport das Image aufzubessern, habe Wirkung gezeigt, meinte der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga.

Hoeneß glaubt, dass nur die WM-Gastgeberrolle und daraus resultierenden Diskussionen über Katar etwas an der Situation vor Ort ändern können: „Durch die WM und das Engagement des FC Bayern in der Golfregion werden die Arbeitsbedingungen besser werden und nicht schlechter. Das einzige Land in der Region, wo es wirklich besser wird, weil diese Diskussionen stattfinden, ist Katar.“

Er forderte den Ex-Bundesliga-Manager auf, „das ewige Sticheln“ in Richtung Katar zu unterlassen. Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar begrüßte Hoeneß ausdrücklich: „Nur wenn Herr Scholz da hinfährt oder die Nationalmannschaften da hinfahren, wird es besser.“

Man müsse bedenken, dass 83 Prozent der Länder auf der Welt die Menschenrechte nicht so behandeln, wie es in Deutschland der Fall sei. Wenn man dort nichts mehr kaufe und nicht mehr zusammenarbeite, „können wir den Laden zusperren“. In Richtung Rettig sagte Hoeneß: „Solche Leute, die so katastrophal argumentieren, sollten sich das überlegen.“

− dpa/red