Starker Punkteschnitt des Dingolfingers
Chefcoach in Stuttgart: Mislintat macht sich für Niederbayer Wimmer stark – aber es gibt ein Problem

09.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:34 Uhr

Was für ein Jubel: Stuttgarts Trainer Michael Wimmer feier mit Konstantinos Mavropanos den Sieg. −Foto: dpa

Ekstase pur - mal wieder. Erst jubelt Konstantinos Mavropanos oberkörperfrei alleine vor den Fans des VfB Stuttgart, dann wird er unter seinen Mannschaftskollegen begraben. Nach dem zweiten späten Heimsieg nacheinander mutieren die Schwaben mehr und mehr zu Wiederholungstätern und es drängt sich die Frage auf: Können sie unter Interimstrainer Michael Wimmer (Dingolfing) nur spektakulär?

„Weniger Spektakel wäre mir auch lieber. Wenn wir aber am Ende das Spiel gewinnen, dann ist das in Ordnung“, sagte der Niederbayer Wimmer. Der 42-Jährige, der beim Fußball-Bundesligisten seit Mitte Oktober als Cheftrainer einspringt, sammelt vor der letzten Bewährungsprobe des Kalenderjahres am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Bayer Leverkusen weiter Pluspunkte.

Das 2:1 gegen Hertha BSC war der vierte Sieg im sechsten Pflichtspiel unter Wimmer. Alle vier Heimspiele unter seiner Leitung gewannen die Stuttgarter, die den Abstiegsrelegationsplatz verließen. „Michael hat einen Punkteschnitt, mit dem wir die Liga halten würden“, rechnete Sportdirektor Sven Mislintat vor.

Beim späten Erfolg am letzten Spieltag der Vorsaison, als der VfB erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherstellte, war Wataru Endo der entscheidende Mann. Gegen die Berliner befand sich der japanische Nationalspieler nach einem Zusammenprall aber auf dem Weg ins Krankenhaus. Mavropanos übernahm in der achten Minute der Nachspielzeit Endos Rolle und versetzte die Mehrheit der 44 500 Zuschauer und die VfB-Bank in einen Freudentaumel.

Und auch einen Tag später können die Schwaben aufatmen, denn Endo durfte das Krankenhaus nach einer Nacht ohne Komplikationen wieder verlassen. Für das Spiel in Leverkusen wird er zwar ausfallen, seine WM-Teilnahme ist aber wohl nicht gefährdet.

Kurz nach der Freistellung von Pellegrino Matarazzo hatten die Verantwortlichen nach eigenen Aussagen noch zwei externe Trainerkandidaten auf ihrer Liste, mit denen sie über ein Engagement sprechen wollten. Medial gehandelt wurden Jess Thorup, der zuletzt für den FC Kopenhagen arbeitete, und der bei Ajax Amsterdam unter Vertrag stehende Alfred Schreuder.

Dank der Erfolgserlebnisse hat Wimmer aber offenbar Eindruck hinterlassen. In der Mannschaft kommt seine Arbeit gut an. Doch reicht es am Ende aus, um befördert zu werden? „Michael hat sicherlich Argumente gesammelt. Ich habe das erkannt und werde das in die Diskussion einbringen, wenn ich ein Teil der Diskussion bin“, sagte Mislintat.

Die Krux: Der Vertrag des Kaderplaners endet im Juni 2023. „Das ist keine Entscheidung, die ich alleine treffen kann. Und das sollten die entscheiden, die auch über den 30. Juni 2023 hinaus einen Vertrag haben. Wir haben einige Sachen zu klären“, sagte Mislintat. In den Austausch und die Verhandlungen sind auch der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle, dessen Berater Sami Khedira und Organisationschef Markus Rüdt involviert.

Es ist nicht davon auszugehen, dass rund um die vom 14. bis 21. November bevorstehende Reise in die USA eine Entscheidung getroffen wird, denn Wehrle wird nicht mitreisen. „Stand jetzt wird es dort kein Gespräch geben. Aber ich mache nicht den Fahrplan“, sagte Mislintat. Für späte Entscheidungen ist der VfB nicht erst seit Dienstagabend bekannt.