„Weiß nicht, ob das noch Sinn macht“
Generalabrechnung mit dem Fußball: Wieso Günther Himpsl (vorerst) genug hat

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:10 Uhr

Nimmt er noch einmal einen Trainerjob an? „Momentan habe ich darauf keine Lust. Ich weiß wirklich nicht, ob das noch Sinn macht“, sagt Günther Himpsl. Ein endgültiges Karriereende schließt er aber aus. −Foto: M. Sigl

Günther Himpsl (65) hat viel gesehen vom bayerischen Fußball. Mit 65 Jahren hat er vorerst genug. Der Untermitterdorfer (65) hat seine Engagements in Lam und Deggendorf beendet – und übt unter anderem harsche Kritik an der Nachwuchsförderung.

Er ist Fußballtrainer durch und durch, hat zuletzt zwei Mannschaften parallel gecoacht – doch nun hat Günther Himpsl (vorerst) genug vom anstrengenden Trainerjob. Der 65-jährige A-Lizenzinhaber aus Untermitterdorf beendete in der Winterpause seine beiden Engagements als Herren-Coach der Spvgg Lam (Landesliga Mitte) und U15-Trainer der Spvgg Deggendorf (Bayernliga Ost). Während sein kurzfristiger Aushilfsdienst bei den Osserbuam im Vorhinein vereinbart war, kam die Trennung von den Donaustädtern überraschend. Wie er im Gespräch mit der Heimatzeitung verrät, hätte Himpsl seine Arbeit mit den Bayernliga-Talenten gern fortgeführt, „interne Probleme“ haben ihn aber letztlich zu dieser Entscheidung bewegt.

Mehr will er dazu nicht sagen. Und nun überlegt Himpsl tatsächlich, ob er überhaupt nochmal einen Job als Trainer annimmt. Mittlerweile gebe es schlicht zu viele Dinge, die ihn daran stören. Dabei ist Himpsl völlig klar, dass auch er hohe Anforderungen an die Vereine stellt und mit seinen Ideen immer wieder aneckt. „Man reibt sich auf. Besonders mit denen, die vorne dran sind.“

Das Interesse am regionalen Fußball bleibt



Dennoch: Interessiert am aktuellen Fußballgeschehen ist Himpsl nach wie vor. An fast jedem Wochenende ist der 65-Jährige auf den Plätzen in der Region unterwegs. Himpsl ist gut vernetzt, ein weitum anerkannter Fußballfachmann. Mehr als ein Dutzend Vereine hat er trainiert, sowohl in der Landesliga als auch in der Kreisklasse Erfolge gefeiert.

Besonders am Herzen liegt ihm der Jugendfußball. Und daher hatte er vor seiner Zeit in Deggendorf auch schon den Profi-Nachwuchs des TSV 1860 München und der Spvgg Unterhaching unter seinen Fittichen. Zudem engagierte sich Himpsl jahrelang beim DFB als Auswahltrainer. Wenn er heute über die Entwicklung der Nachwuchsförderung in Deutschland spricht, übt er allerdings harsche Kritik. Überall gebe es viel Nachholbedarf. Was die Jugendarbeit betrifft, habe man vor allem beim Verband „schlampig“ gearbeitet. Was man daran sehen könne, dass deutlich weniger Talente den Sprung in den Profibereich schaffen. „Das fällt uns jetzt auf die Füße“, ist Himpsl überzeugt.

Kritik: Kurzfristiger Erfolg statt langfristige Entwicklung



Aber auch die Vereine würden einiges falsch machen. Viel zu oft stehe der kurzfristige Erfolg im Vordergrund – anstatt den Fokus auf die individuellen Stärken der Talente zu legen. Ein Rätsel ist ihm auch, warum der Bayerische Fußball-Verband Jugendspiele unter der Woche ansetzt. „Die Jungs und Mädels sind 14 Jahre alt und jünger, gehen zur Schule, haben Prüfungen und müssen dann durch halb Bayern kutschieren – weil am Abend ein Auswärtsspiel ansteht? Das muss man nicht verstehen.“ Wenn dann noch die Trainingseinheiten bei der DFB-Talentförderung hinzukommen, sei die Belastung vergleichbar mit dem Profibereich.

Man merkt: Es hat sich einiges angestaut bei Günther Himpsl. Weiterarbeiten als Trainer? „Momentan habe ich darauf überhaupt keine Lust. Ich weiß wirklich nicht, ob das noch Sinn macht.“ Das Wort „Karriereende“ will ihm aber noch nicht über die Lippen gehen. Doch ganz egal wie es kommt: Dem Fußball wird Günther Himpsl wohl immer in irgendeiner Weise verbunden bleiben.