Aus Wolf wird Löwe. Das Pockinger Fußball-Talent Julian Kornreder (15) hat einen Vertrag beim TSV 1860 München unterschrieben. Zuletzt hatte er im Fußball-Internat des Bundesligisten VfL Wolfsburg gewohnt. Vor allem die Entfernung zur Heimat sei dem quirligen Offensivspieler zuletzt an die Psyche gegangen, erzählt sein Vater Günter. "Mit Corona wurde es natürlich nicht einfacher."
Wechselunterricht und Training unter erschwerten Bedingungen, die langen Fahrten nach Hause, zuletzt musste Kornreder in Quarantäne, weil sein Zimmernachbar sich mit Corona infizierte. An alldem hatte er zu knabbern. Dazu warfen den 15-Jährigen immer wieder kleinere Verletzungen zurück. "Wir haben in Wolfsburg um Vertragsauflösung gebeten und der VfL hat sich sehr kooperativ gezeigt, wofür wir auch sehr dankbar sind", sagt Günter Kornreder.
Die letzten Wochen haben Vater und Sohn mit der Suche nach einem neuen Verein verbracht – oberste Prämisse: Die Entfernung nach Pocking soll sich in Grenzen halten, ohne aber dass die Kornreders sportlich die Perspektive Profifußball aufgeben müssen. Sie waren beim FC Bayern, in Ingolstadt, hätten auch noch Einladungen nach Nürnberg und Augsburg gehabt.
Doch die letzten beiden Reisen sparten sie sich gleich, nachdem sie das Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München besichtigt hatten. "Hier passt einfach alles", sagt Günter Kornreder. "Mir hat es sofort super gefallen. Die Zimmer sind top, man hat eine eigene Dusche und eine kleine Kochnische", sagt Julian. Und, das war für Papa Kornreder entscheidend: "Pädagogisch ist das Konzept auch ganz stark. Hier wird geschaut, dass sich die Jugendlichen auch als Menschen entwickeln und nicht nur gute Fußballer werden."
Für einen 15-Jährigen vielleicht der wichtigste Aspekt. Julian macht kommendes Jahr seinen Realschul-Abschluss, heute hat er an der Walter-Klingenbeck-Schule in Taufkirchen seinen ersten Tag.
Und die sportliche Perspektive? Die sei bei 1860 auch hervorragend. Beim Drittligisten ist die Durchlässigkeit in die Herren-Mannschaften eine ganz andere als etwa beim FC Bayern. In der Bundesliga-U17 der Löwen will Julian Kornreder mit seiner enormen Schnelligkeit gleich eine Rolle spielen. Wenn er das Spielrecht zügig erhält, könnte er theoretisch schon am Sonntag beim Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden (11 Uhr) sein Debüt für die Elf von Felix Hirschnagel feiern.
Doch nun ist erst einmal Eingewöhnung angesagt. Mit Papa Günter war Julian gestern an der Grünwalder Straße, um sein Zimmer im Nachwuchsleistungszentrum einzurichten. Begrüßt wurde er dabei auch von NLZ-Leiter Manfred Paula. Für Günter Kornreder war der 56-Jährige einer der Hauptgründe für Julians Wechsel zu den Löwen: "Wir haben vor der Unterschrift drei Stunden miteinander geredet, ein wahnsinnig angenehmer Typ. Er war die ausschlaggebende Person, die uns von einem Wechsel zu Sechzig überzeugt hat."
