Vereine entscheiden selbst
Revolutionäres Projekt "Meldeliga": A- bis D-Junioren können sich ihre Liga im Kreis aussuchen

06.07.2020 | Stand 19.09.2023, 1:39 Uhr

In einer Videobotschaft erklärt Verbandsjugendleiter Florian Weißmann die Einführung der Meldeliga. −Foto: Screenshot: BFV

Das könnte heiter werden: Der Bayerische Fußball-Verband nutzt den Corona-bedingten Saisonabbruch im männlichen Juniorenfußball für ein Experiment. Auf Kreisebene ist das Projekt "Meldeliga" angelaufen, verkündete Verbandsjugendleiter Florian Weißmann stolz. Konkret heißt das: Die Vereine entscheiden selbst, welche Liga ihre A- bis D-Junioren stemmen können, der Verband teilt dann die Ligen ein. Für jeden Verein wählbar sind: Kreisliga, Kreisklasse und Gruppe. Im Winter erfolgt nach einer Einfachrunde schon ein Auf- und Abstieg.

Wie Weißmann in einer Videobotschaft erklärt, habe man den Kreisen freigestellt, das Projekt einzuführen und umzusetzen. Besonders wichtig sei, dass jeder Verein seiner Verantwortung nachkomme und sich ehrlich entscheide, in welcher Spielklasse seine Mannschaften am besten aufgehoben sind.

Das sieht Karl Schlecht ähnlich. Der niederbayerische Bezirksjugendleiter begrüßt das Projekt, das man den Vereinen im Bezirk ab diesem Sommer anbieten werde. "Wir hoffen, dass alle eine realistische Eingruppierung vornehmen. Es kann natürlich nicht sein, dass künftig plötzlich alle Teams für die Kreisliga gemeldet werden." Sollte dies der Fall sein, müsste man das Modell freilich überdenken.

Wie es laufen könnte, zeigt folgendes Gedankenspiel: Eine C-Jugend-Mannschaft wird Meister in der Bezirksoberliga, viele Spieler rücken nach der Saison in die nächst höhere Altersstufe – dort würden sie aber nur in der Gruppe spielen. "Das ist für diese Spieler natürlich weniger attraktiv. Wenn der Verein seine B-Mannschaft künftig aber in der Kreisliga melden kann, hat das einen ganz anderen Reiz für die Spieler", erklärt Schlecht. Angenommen der Jahrgang stellt sich auch als so stark heraus wie erwartet und der Klub wird sogar Erster der Kreisliga, winkt zum Winter der Aufstieg in die Bezirksoberliga. Selbstverständlich erscheint es nicht realistisch, dass ein solch extremer Fall eintreten wird. Das Gedankenspiel dient nur der Veranschaulichung.

Schlecht hofft aber auch, dass Vereine nicht nur für eine höhere Liga melden, sondern auch bewusst eine Klasse tiefer gehen. "Wenn viele Spieler in die nächste Altersstufe rücken und man merkt, dass man zum Beispiel in der Kreisliga keine Chance mehr hat, kann man ja eine oder zwei Klassen tiefer gehen – und dort vielleicht sogar vorne mitspielen."

Bis 31. Juli müssen die Vereine ihre Jugendmannschaften nun anmelden, via dem BFV-internen "SpielPlus"-System. Eine Staffel darf aus maximal zehn Mannschaften bestehen. Die Einteilung führen die Spielleiter nach geografischen Gesichtspunkten durch. Zur Winterpause erfolgt wie erwähnt Auf- und Abstieg. Die Gelegenheit zum Aufstieg aus der Kreis- in die Bezirksoberliga ergibt sich allerdings einmalig und für nur eine Mannschaft – im kommenden Winter. Vermutlich werden also Relegationsspiele nötig.

Der BFV geht davon aus, dass die Vereine die Leistungsstärke ihrer Mannschaften am besten kennen. Auch eine Fehleinschätzung – also salopp gesagt 70 Gegentoren in neun Spielen – würde sich nicht gravierend auswirken, da die Mannschaft immerhin nicht ein ganzes Jahr lang über- oder unterfordert wird. "Spätestens nach dem Winter sollten die Ligen dann sehr ausgeglichen sein", urteilt Weißmann und fügt an: "Wir hoffen, dass wir mit der Meldeliga den Nerv der Zeit getroffen haben."