Frauen stark, Burschen besser
Intensität, Spielstil, Speed: Warum Deggendorfs U15 gegen die deutschen U20-Frauen siegte

12.03.2020 | Stand 19.09.2023, 1:31 Uhr

Mit Spielwitz und starkem Antritt gesegnet: Nicole Anyomi (rechts) stellte die Deggendorfer U15 mehrmals vor Probleme. Das ungewöhnliche Testspiel gewann aber der Bayernligist. −Foto: Stefan Ritzinger

Lässig schlendert Franziska Kett um den Deggendorfer Kunstrasen. In diesem Moment könnten ihre Teamkollegen, die C-Junioren der Spvgg Grün-Weiß Deggendorf, die 15-Jährige gut gebrauchen: Die Nationalstürmerin gilt als Top-Talent ihres Jahrgangs – und der Bayernligist stemmt sich gerade im Testspiel gegen die deutsche U20-Frauennationalmannschaft. Vorab: Mit Erfolg, auch ohne Franzi Kett.

Zustande kam die ungewöhnliche Paarung durch die rasante Ausbreitung des Coronavirus. Eigentlich hätte die DFB-Truppe von Trainern Kathrin Peter (42) gegen U20-Weltmeister Japan gespielt, doch die Gesundheitsbehörden rieten davon ab. Daher machte sich der Tross aus 25 Spielerinnen und Trainerteam auf den Weg nach Grassau im Chiemgau, wo spontan ein Trainingslager abgehalten wurde. Nur die Testspielgegner fehlten noch. Der DFB erkor die männlichen U15-Teams der Spvgg Unterhaching (Regionalligist, Endergebnis 6:0 für die U20) und der Spvgg GW Deggendorf aus. Wie läuft das ab, wenn Burschen gegen Frauen spielen – der Versuch eines Vergleichs.

-Intensität: Kaum war die Partie unter der Leitung eines souveränen FIFA-Schiedsrichterinnen-Gespanns angepfiffen, schepperte es schon bei Zweikämpfen im Mittelfeld. Das Geschehen widersprach den altbekannten Vorurteilen, die hinsichtlich des Frauenfußballs immer wieder aus der Mottenkiste gekramt werden: Fad, zaghaft, langsam, all das war die Partie keineswegs. Gespielt wurden 90 Minuten; C-Junioren (U15) spielen üblicherweise 70 Minuten.

-Spielstil: Die deutschen U20-Frauen stehen allesamt bei großen deutschen Klubs oder amerikanischen Colleges unter Vertrag und spielen teilweise in der Frauen-Bundesliga. Immer wieder bedrohten sie die Deggendorfer Defensive mit Dribblings, Finten und halbhohen Flanken, hielten das Tempo stets hoch und verzeichneten deutlich mehr Ballbesitz. Meist wollten sie bei ihren Angriffenn allerdings zu schnell zu viel, wurden hektisch – und so kamen sie nur einmal zum Torerfolg, durch ein Deggendorfer Eigentor.

Geschwindigkeit: Der einzig von außen sichtbare Unterschied begünstigte den Spielausgang: Alle Deggendorfer Tore fielen nach gut gespielten Kontern des Bayernligisten – weil die Frauen im Sprint meist unterlegen waren. Dadurch hatten Jonas Griesbauer (zwei Tore), Simon Mühlbauer und Lennard Stockinger viel Zeit für ihre präzisen Abschlüsse. Das begünstigte das Endergebnis von 4:1 für Deggendorf.