Auf Abruf im Heimaturlaub: "Zebra" Alina Angerer hält sich "dahoam" in Sonnen fit

05.04.2020 | Stand 19.09.2023, 1:33 Uhr


In ihrer dritten Saison beim Fußball-Bundesligisten MSV Duisburg hat Alina Angerer den Durchbruch geschafft. Die 22-Jährige stand in den ersten 14 Punktspielen jeweils von Beginn an auf dem Rasen. Nur beim bis dato letzten Match, dem beachtlichen 2:2 am 1. März gegen den FC Bayern München, wurde die aus Sonnen stammende Profi-Kickerin eingewechselt. Jetzt ist auch sie im corona-bedingten Wartestand. Daheim im Bayerwald hält sie sich fit – auf Abruf. Sie wartet mit Sehnsucht darauf, dass es wieder losgeht.

"Wir hätten nach dem Bayernspiel in der Bundesliga ohnehin eine zweiwöchige Länderspielpause gehabt. Dass die aber jetzt so lange dauert, damit hat auch niemand gerechnet", erzählt die aus der DJK Sonnen hervorgegangene und im DFB-Stützpunkt Waldkirchen geförderte Fußballerin, die über Stationen beim 1.FC Passau und dem SV Frauenbiburg im Oktober 2017 an den Niederrhein gewechselt ist. Und dort war es zu Beginn gar nicht so einfach, Fuß zu fassen – beim Klub und als BWL-Studentin an der Uni: "Wenn man im neuen Verein und an der Uni noch niemanden kennt, dauert es schon eine Zeit, bis man sich zurechtfindet. Mittlerweile fühle ich mich aber sehr wohl. Die Leute sind super in Duisburg, wir haben eine tolle Truppe beim MSV."

Ausdauer-Programm im Bayerwald

Nach der staatlich verordneten Fußball- und Studien-Pause hat es sie gleich heimgezogen nach Sonnen. "Es ist ja immer wunderbar, wieder hier zu sein. Ich kann jetzt täglich in unserer schönen Umgebung mein Ausdauer-Programm abspulen. Trotzdem hängt einem das ständige Laufen allein irgendwann auch zum Hals raus", räumt die 22-Jährige ein. Cheftrainer Thomas Gerstner gibt seinen Schützlingen nämlich täglich Hausaufgaben. "Da sind Konditionsteile dabei, aber beispielsweise auch ein Stabi-Programm. Wir haben also schon was zu tun. Trotz allem vermisse ich das Teamtraining mit den Kolleginnen sehr", bedauert die Waldlerin.

Als Fußballerin mit Offensivdrang war sie zu den "Zebras" gekommen, mittlerweile ist sie als rechte Verteidigerin eine feste Größe im Abwehr-Verbund des Bundesligisten. Der größte Unterschied zwischen der Regionalliga und dem nationalen Oberhaus sei nicht etwa die Technik, sondern eindeutig die Geschwindigkeit. "Wenn man hier ein bisserl zu langsam schaut, ist die Kugel gleich wieder weg", erklärt Alina Angerer, die jedoch die Umstellung bravourös gemeistert hat. Sie kann sich durchaus vorstellen, länger im Ruhrgebiet zu bleiben. Zumindest für eineinhalb Jahre, bis sie voraussichtlich ihr Studium abgeschlossen hat.

Die meisten ihrer Duisburger Mitspielerinnen sind derzeit daheim, etwa in Österreich, Irland oder allen Teilen der Bundesrepublik. Die Neuseeländerin Meikayla Moore oder die US-Amerikanerin Hailai Arghandiwal beispielsweise durften aber aufgrund der Grenzschließungen nicht mehr in ihre Heimatländer einreisen und sitzen nun in Duisburg fest. "Das tut mir leid für sie. Ich merke es ja selber, wie gut es tut, jetzt in dieser schwierigen Phase bei der Familie zu sein. Ich hoffe aber für uns alle, dass es auf absehbare Zeit wieder weitergeht", betont die 22-Jährige.

"Geisterspiele finde ich sehr grenzwertig"

Sie ist gespannt, wann und unter welchen Vorgaben die Fußballer/innen ihrem Hobby oder Beruf wieder nachgehen dürfen. Freilich wäre es ihrer Ansicht nach ideal, wenn man die Saison sportlich zu Ende bringen und ihr MSV – aktuell als Tabellenzehnter mit neun Punkten zwei Zähler "über dem Strich" – aus eigener Kraft den Klassenverbleib schaffen könnte. Geisterspiele hält Alina Angerer für sehr grenzwertig: "Wir spielen daheim im Schnitt vor etwa 600 Zuschauern. Das wäre zwar ungewohnt, aber es ginge schon irgendwie. Ich habe jedoch das Champions-Leaguespiel zwischen Paris und Dortmund im Fernsehen verfolgt. Und das war schon ganz komisch, da wollte ich eigentlich gleich wieder ausschalten." Freilich befürchtet auch die "Sunningerin", dass sich vieles ändern wird: "Abstand halten ist ja im Fußball bei Zweikämpfen eher schwierig. Ist künftig beim Torjubel nur noch Gratulation per Ellbogen erlaubt? Der Sport lebt ja von Emotionen, das sollten wir uns schon bewahren."

Angst um ihre Gesundheit hat sie auch in diesen Zeiten nicht: "Man ist ja eh vernünftig und befolgt die geltenden Regeln, um sich und die Risikogruppen zu schützen. Oft reagieren die Leute aber für meinen Geschmack zu hysterisch. Von Panik halte ich nichts und hoffe, dass möglichst alle gemeinsam diese Krise gesund überstehen und bald wieder Normalität einkehrt." Gesunde Ernährung ist für eine Profi-Sportlerin selbstverständlich. Auch daheim in Sonnen. Am Freitag Mittag gab es im Hause Angerer eine Mehlsupp‘n. Das sorgt für beste Laune bei Alina: "Die hat die Mama schon am Vorabend gekocht. Und ich habe sie jetzt aufgewärmt. Das kann ich nämlich ganz gut."