„Nur“ 1:3 beim FC Bayern München II
Zum Abschied wenigstens kein Debakel für den FC Pipinsried

25.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:33 Uhr

Wuchtiger Kopfball: Liam John Morrison (3. v. l.) und sein FC Bayern München II schlugen den FC Pipinsried mit 3:1. Foto: A. Goldberg

Auf Wiedersehen, Fußball-Regionalliga! Bei seiner Abschiedsvorstellung in der vierthöchsten Spielklasse tat der FC Pipinsried genau das, was er auch in den 19 Partien zuvor getan hatte – nämlich sieglos bleiben. Am Ende setzte es eine 1:3 (1:1)-Auswärtsniederlage am Mittwochabend beim FC Bayern München II – womit nun unumstößlich feststeht, dass die Gelbblauen nicht nur absteigen, sondern die Saison zudem auf dem letzten Tabellenplatz beenden müssen.

Mannschaftsabend als schöner Abschluss

Daher überraschte es zunächst mal nicht, dass Enver Maltas am Morgen danach etwas angeschlagen wirkte. Seine Stimme: ungewohnt rau, durchaus mit Ähnlichkeiten zu der des altehrwürdigen Joe Cocker. Nur mit dem Match keine 14 Stunden zuvor hatte das weniger zu tun – sondern vielmehr mit dem, was sich danach ereignete. Da nämlich stand ein gemeinsamer Teamabend in der bayerischen Landeshauptstadt auf dem Programm – als schöner Abschluss einer aus FCP-Sicht wahrlich nicht immer schönen Spielzeit. „Den hatten sich die Jungs auf jeden Fall verdient“, so der Sportliche Leiter der Gelbblauen: „Und dafür hatte ich dann auch gerne mal ein bisschen weniger Schlaf.“

„Die Jungs“ – das waren am Mittwochabend nicht mehr viele. Lediglich zehn Feldspieler waren noch für die letzte Saisonpartie übriggeblieben, dazu Stammkeeper Daniel Witetschek trotz lädierter Schulter und Ersatztorwart Junes Amdouni. Aber die Pipinsrieder traten trotzdem an – entgegen der an den vorherigen Tagen kursierenden Gerüchte, dass sie das Duell beim turmhoch favorisierten FC Bayern II kampflos abschenken würden. „Hey, wir sind Sportler. Für uns war klar, dass wir das Ding ohne Wenn und Aber bis zum Ende durchziehen – auch auf die Gefahr hin, dass es vielleicht nicht schön werden könnte“, betont Maltas. Und lachend fügt er hinzu: „Nun gut, von einem Auswärtssieg im Grünwalder Stadion ist dann keiner von uns ausgegangen. Aber einfach nicht anzutreten, das wäre definitiv kein gebührender Abschied gewesen.“

Jetzt gab es diesen doch. Zwar nicht mit einem sensationellen Punktgewinn garniert, aber auch schon die knappe Niederlage durften die Pipinsrieder als großen Achtungserfolg verbuchen. Auf der einen Seite das allerletzte Aufgebot des schon längst als Absteiger feststehenden Tabellenschlusslichts – auf der anderen die torhungrige Toptalente-Auswahl des Deutschen Fußball-Rekordmeisters: Das hatte vor Spielbeginn doch arg nach einem bevorstehenden Debakel der Gelbblauen ausgesehen. Und dann wurden’s eben nur drei Gegentreffer – nachdem es beim Pausenpfiff sogar überraschend noch unentschieden gestanden war. „Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass bei uns trotz all der negativen Ergebnisse in den vergangenen Wochen und Monaten weiterhin ein Super-Teamspirit herrscht – an diesem Mittwochabend haben ihn die Jungs eindrucksvoll erbracht“, erklärte Maltas am Donnerstagvormittag voller Stolz: „Wie brutal sie sich gegen den FC Bayern II vor allem in kämpferischer Hinsicht reinhauten, davor kann ich nur ganz tief meinen Hut ziehen.“

Besonderes Ambiente nochmals ein kleiner Genuss

Vor dem Match hatte der Sportliche Leiter sein Team noch dahingehend heiß gemacht, dass es den Abend im traditionsreichen Grünwalder Stadion einfach genießen solle: die Flutlichtatmosphäre, den Gegner, das besondere Ambiente an sich. „Die Jungs hörten tatsächlich darauf – und so konnte ich selbst in vollen Zügen das genießen, was die Jungs auf dem Rasen leisteten“, freut sich Maltas.

Nur einmal in der ersten Halbzeit, als Kapitän Timo Kern ungestört zum Kopfball kam und das zum 1:0 des FC Bayern II ausnutzte (29.), befanden sich die FCP-Kicker nicht komplett auf der Höhe. Nach dem Seitenwechsel stellte Desire Segbe Azankpo per Doppelpack (54./68.) den 3:1-Endstand zugunsten der Münchner her – und sorgte damit dafür, dass die Pipinsrieder doch noch die 100-Gegentore-Marke in dieser Regionalligasaison 2022/23 knackten. „Selbstverständlich hätten wir das liebend gerne verhindert“, so Maltas: „Aber wenn man ehrlich ist, hätte unsere Niederlage auch deutlich höher ausfallen können. In einigen Aktionen an diesem Abend hatten wir endlich mal genau das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite, das uns in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder so schmerzlich gefehlt hatte.“

Beispielhaft dafür die Szene, die zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich im Grünwalder Stadion führte: Faton Dzemailji zog hierbei staubtrocken aus eigentlich unmöglichem Winkel ab – aber die Kugel landete nicht etwa im Fangzaun oder irgendwo auf der Stehtribüne, sondern zappelte plötzlich im Münchner Netz (45.). Der letzte FCP-Regionalligatreffer für mindestens ein Jahr: also ein besonders sehenswerter.

Alexander Langen mit der Kapitänsbinde

Der letzte FCP-Regionalligakapitän für mindestens ein Jahr hieß am Mittwochabend übrigens Alexander Langen − und das bei seinem letzten Auftritt im Trikot der Gelbblauen vor seinem Wechsel zur DJK Langenmosen. „Er hatte sich diese Ehre verdient und hätte die Binde auch getragen, wenn unsere beiden etatmäßgen Spielführer – Simon Rauscheder beziehungsweise Marin Pudic – zur Verfügung gestanden wären“, erklärte Maltas.

Das Abenteuer „vierthöchste Spielklasse“ ist nun also für den FCP (zunächst einmal) vorbei. Für die Sportliche Leitung um Maltas sowie Teammanager Atdhedon Lushi bedeutet das allerdings nicht, jetzt entspannt die Füße hochlegen zu können. „Für mich wäre es schon ein bisschen Urlaub, wenn das Telefon mal nicht klingelt und ich stattdessen ein bisschen Radio hören könnte“, so Maltas lachend: „Aber es hilft ja nichts. Wir wollen in der neuen Saison unbedingt eine schlagkräftige Truppe in der Bayernliga Süd haben – und das erfordert noch viel Arbeit von uns.“

SZ