Ex-Löwe als Feuerwehrmann
Vorhersehbarer Knall oder Verzweiflungstat? Buchbach trennt sich von Coach Bichlmaier – und holt Uwe Wolf

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:01 Uhr
Michael Buchholz

Uwe Wolf, viele Jahre in Burghausen unter Vertrag, soll den TSV Buchbach vor dem Abstieg retten. −Foto: Buchholz

Vorhersehbarer Knalleffekt oder Verzweiflungstat beim TSV Buchbach? Der Fußball-Regionalligist hat den langjährigen Erfolgstrainer Andreas Bichlmaier (38) am Montagabend freigestellt und für die letzten zwölf Spiele der Saison Ex-Profi Uwe „El Lobo“ Wolf (55) als Feuerwehrmann verpflichtet, der bis Februar 2022 beim Südwest-Regionalligisten VfR Aalen unter Vertrag stand. Zuvor war Wolf u.a. lange für den SV Wacker Burghausen tätig.

„Uwe Wolf wohnt im Landkreis Altötting und hat sofort zugesagt, dass er uns helfen wird. Wir im Verein tun alles für den Klassenerhalt, wir wollten in dieser Situation einfach noch mal einen neuen Impuls setzen“, sagt Buchbachs Sportlicher Leiter Anton Bobenstetter (61), der Bichlmaier für seine langjährige Arbeit dankt und für die Zukunft viel Erfolg wünscht.

Bichlmaier, der seit 2018 bei den Rot-Weißen in der Verantwortung steht und zuvor schon ein Jahr als Co-Trainer unter Bobenstetter fungiert hat, war von der Entscheidung des Vereins nicht sonderlich überrascht: „Die Mannschaft ist fit, wir hatten eine gute Vorbereitung, aber es war klar, dass die ersten beiden Spiele gegen Burghausen und bei den kleinen Bayern nicht unbedingt die Spiele sein würden, in denen wir zwingend punkten können. Mit Fürth II und Heimstetten kommen jetzt die Spiele, die wir gewinnen müssen. Wenn wir da nicht gewonnen hätten, hätte ich selbst die Reißleine gezogen. Ich klebe nicht auf meinem Stuhl.“ Aber: „Ich bin jemand, dem es grundsätzlich schon gelingt durch verschiedene Ansätze immer ein hohes Energielevel zu haben und auch an mein Umfeld zu vermitteln, aber wenn am Akku nur noch gesaugt wird, ist es im Hinblick auf die eigene Gesundheit und die persönliche Entwicklung auch mal besser, wenn ein Kapitel geschlossen wird.“ Langweilig wird es dem 38-Jährigen ohne den Trainerjob bei den Rot-Weißen ohnehin nicht: „Hausbau, A-Lizenz-Lehrgang und Studium mussten zuletzt hintenanstehen, von Urlaub ganz abgesehen. Darüber hinaus möchte ich das ein oder andere sportliche Projekt umsetzen.“

Aleksandro Petrovic: „Für mich kommt das überraschend“

Rekord-Spieler Aleksandro Petrovic, seit der Winterpause Co-Trainer von Bichlmaier, hatte die Entwicklung in dieser Form überhaupt nicht auf dem Schirm: „Für mich kommt das jetzt alles ziemlich überraschend, ich war da nicht involviert. Die Situation ist überhaupt nicht einfach.“ Mit Bichlmaier wurde auch Fitnesstrainer Andy Balck (38) freigestellt, der seit der Winterpause ebenfalls mehr Aufgaben übernommen hatte. „Ich kenne Uwe Wolf seit 15 Jahren. Vielleicht braucht diese Mannschaft ja eine strenge Hand“, kann Petrovic, der auch unter Wolf spielender Co-Trainer bleibt, nur spekulieren und erklärt: „Mir tut das für Biche und Balcki unfassbar leid. Fachlich wie menschlich hat Andi Bichlmaier in all den Jahren hier überragende Arbeit geleistet. Letztlich müssen es wir uns als Mannschaft ankreiden lassen, dass es zu dieser Situation gekommen ist. Wenn ich gegen Burghausen in der ersten Minute das Tor gemacht hätte, hätten wir 1:0 gewonnen. Und wenn wir dieses blöde Freistoßtor nicht bekommen hätten, wäre es wahrscheinlich 0:0 ausgegangen.“

Fehler passieren auf dem Platz, aber Fehler passieren auch bei Vereinen: Dass Buchbach, wie eigentlich in jeder Spielzeit gegen den Abstieg spielen würde, war schon vor Saisonstart klar. Dass der Verein dann aber mit dem damals 21-jährigen Andreas Steer, der zuvor gerade mal fünf Regionalliga-Spiele bestritten hat, als einzigem Torwart in die Saison gegangen ist, hat mit Regionalliga nicht viel zu tun. Steer hat sich dann nach wenigen Spielen einen Kahnbeinbruch zugezogen, hat mit dieser Verletzung sogar weitere Spiele bestritten, aber erst in dieser Situation wurde dann der noch unerfahrenere André-David Esch nachverpflichtet, ehe jetzt in der Winterpause Daniel Maus reaktiviert wurde.

Buchbach mit 27 Punkten auf dem drittletzten Platz

Buchbach rangiert mit 27 Punkten aus 26 Spielen auf dem drittletzten Platz der Tabelle, insgesamt gibt es dieser Saison vier Fix-Absteiger und zwei Vereine, die in die Relegation müssen. Jetzt also schenkt der TSV Buchbach Uwe Wolf das Vertrauen und hofft, dass der Ex-Löwe, der ja auch schon den SV Wacker Burghausen in der 3. Liga und in der Regionalliga trainiert hat, die Kastanien noch aus dem Feuer holen kann. „Für jede Mannschaft ist es unangenehm gegen eine Mannschaft zu spielen, die von Uwe Wolf trainiert wird. Er hat viel Erfahrung. Das wird eine Mammutaufgabe, aber er hat in seiner Karriere schon viele Erfolge gefeiert und viele Siege eingefahren“, sagt Bobenstetter.

„Ich freue mich jetzt auf die Zeit, die kommt und drücke als Fan zwölf Spiele die Daumen. Jetzt darf ich ja wieder wetten – vermutlich setze ich ein paar Scheine auf die Jungs“, glaubt Bichlmaier, ebenso wie Petrovic, fest an den Klassenerhalt und kündigt trotz der aktuellen Umstände bis zum Rest der Saison seine Unterstützung für die Bezirksliga-Mannschaft und Trainer Yüksel Acipinar an: „Nach wie vor bin ich der Mannschaft, dem Verein und seinen Ehrenamtlichen sehr verbunden und werde deshalb auch Aci bei der 2. Mannschaft, soweit ich kann, bis Saisonende unterstützen.“

Der neue Buchbacher Trainer Wolf gilt als Motivator, fachlich sehr guter Coach und als harter Hund, der immer wieder aneckt. Nach seiner Entlassung in Aalen wurde der Pfälzer wegen „unsportlichen Verhaltens“ rückwirkend mit einer siebenmonatigen Sperre und einer Geldstrafe belegt. Seit Juli 2022 ist die Sperre bis Ende 2023 zur Bewährung ausgesetzt. Das DFB-Datencenter listet für den 55-jährigen Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz 112 Siege, 68 Unentschieden und 104 Niederlagen bei 284 Spielen. Um den TSV Buchbach zu retten, muss der polarisierende Coach, in den verbleibenden zwölf Begegnungen wohl mehr Siege als Niederlagen einfahren.

− mb