„Mut zur Lücke“ zahlt sich aus
Die Mentalität in Vilzing ist intakt – aber reicht eine gute Halbzeit auf Dauer?

24.09.2024 | Stand 24.09.2024, 16:56 Uhr |

Besonders in der ersten Halbzeit tat sich die die DJK schwer. Foto: Simon Tschannerl

Viele der 954 Zuschauer ließ die Partie zwischen der DJK Vilzing und der SpVgg Bayreuth am Samstag etwas ratlos zurück. Am Ende holte die DJK ein 2:2 (0:1). Möchte man aus der Partie etwas Positives mitnehmen, dann war es die Mentalität, die die Mannschaft von Coach Josef Eibl in der zweiten Hälfte zeigte und die dafür ausschlaggebend war, dass sich das Team einen Punkt erkämpfte.

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Dabei überwand der Fußball-Regionalligist auch die vermeintliche Elfmeterschwäche, als Kapitän Paul Grauschopf in der 89. Minute die Verantwortung übernahm und mit seinem späten Ausgleichstreffer wieder etwas Druck aus dem Kessel am Huthgarten nahm. Auch wenn Vilzing nach außen Gelassenheit demonstriert, ist die Stimmung bei der DJK mittlerweile angespannt.

„Hat nicht funktioniert“

Trainer Eibl wirkte nach Schlusspfiff etwas ratlos: „Wir machen uns unter der Woche Gedanken, auch gemeinsam mit der Mannschaft, und dann entschließen wir uns, dass wir defensiv stehen und den Weg über Konter suchen wollen“, sagte er und fügte hinzu: „Die Taktik hat nicht funktioniert. Wir waren in der ersten Hälfte einfach immer einen Schritt zu spät. Ich kann der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen.“

Denn – so Eibl – aus seiner Sicht haben Einstellung und Leidenschaft gestimmt. „Das war ein guter Gegner, wenn man sieht, was die vorhaben.“

In der Halbzeit versuchte Eibl, sein Team erst einmal aufzubauen: „ Das Positive bislang ist, dass wir nur 0:1 zurückliegen, wir so immer noch im Spiel drin sind und alles noch möglich ist“, gab er seinen Spielern für die zweite Halbzeit mit. Außerdem änderte er die Marschroute, wie er hinterher erklärte: „Wir wollten in der zweiten Hälfte anders agieren und Bayreuth höher pressen.“

Das klappte. Nicht nur Eibl, auch die Zuschauer sahen in der zweiten Hälfte eine andere Mannschaft auf dem Platz.

Der A-Lizenzinhaber übte auch anderweitig Kritik: am Schiedsrichter und vor allem an der Roten Karte für Jakob Zitzelsberger: „Der Schiedsrichter hat viel Einfluss auf das Spiel genommen. Wir schießen das 1:1, und dann bekommen wir die Rote Karte. Ich weiß nicht, ob das zwingend eine Rote Karte sein muss. Schließlich werden wir doppelt bestraft, da wir direkt wieder in Rückstand geraten.“

Seiner Mannschaft zollte Eibl für die Schlussphase höchsten Respekt, denn da zeigten Grauschopf & Co. jene Mentalität, welche die DJK in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils zum Klassenerhalt geführt hatte. „Wir haben weiter attackiert und weiter mutig nach vorne gespielt gegen so einen Gegner“, sagte er. So habe man auch die Rote Karte für Bayreuth erzwungen und am Ende noch verdient das 2:2 gemacht.

Apropos Ausgleich: Angesprochen auf die vermeintliche Elfmeterschwäche der DJK und ob man da als Trainer dann lieber gleich wegschaue, sagte Eibl: „Ich schaue immer hin. Ich finde es super von Paul Grauschopf, denn ich bin keiner, der einen Elfmeter vorgibt. Ich finde, das muss die Mannschaft untereinander regeln. Man sieht in dieser Situation einfach: Wir haben den richtigen Kapitän.“ Dieser gehe voran und übernehme in schwierigen Situationen die Verantwortung. Grauschopf tat genau das und versenkte die Kugel eiskalt.

Der späte Ausgleich sollte der DJK nun etwas Auftrieb für die Trainingswoche und das Heimspiel am kommenden Samstag gegen die U 23 des FC Augsburg geben. „Fußball ist auch Ergebnissport, aber dann ist mir das Ergebnis zweitrangig. Ich möchte Leidenschaft und Mentalität sehen und dass eine Mannschaft auf dem Platz steht“, so Eibl.

Der Trainer merkte an, besser als es die Truppe in der zweiten Hälfte umgesetzt habe, könne man es nicht machen. Da habe sie alles in die Waagschale geworfen. Ob allerdings immer nur 45 Minuten in einer starken Regionalliga für den Klassenerhalt ausreichen dürften, ist eine andere Frage, die es zu beantworten gilt.

In seinem Schlusssatz übernahm der Trainer dann noch einmal Verantwortung für die erste Hälfte: „In der ersten Hälfte war es vielleicht der Taktik geschuldet, dass wir nicht so aggressiv ins Spiel gekommen sind. Aber dann haben wir es in der zweiten Hälfte gut gemacht, das muss uns Schwung geben.“

Einer, der über 90 Minuten immer im Mittelpunkt stand, wenn es brannte, war Keeper Max Putz. Er befand: „Das Spiel lässt sich schwer einordnen. Unter dem Strich sind wir zufrieden, dass wir in der 90. Minute mit dem Elfmeter noch den Ausgleich gemacht haben.“ Putz schlug in die gleiche Kerbe wie sein Trainer. Man habe in vielen Situationen gemerkt, dass Bayreuth eine hohe Qualität hat. Über 90 Minuten gesehen ordnete Putz das 2:2, auch aufgrund der zweiten Hälfte, als „in Ordnung“ ein.

Weckruf nötig?

Doch gerade in der ersten Hälfte war zu beobachten, dass der Schlussmann oft schimpfte mit seinen Vorderleuten, als die Bayreuther – gefühlt wie sie nur wollten – zum Abschluss kamen. Doch das möchte der Keeper anders eingeordnet wissen: „Das Schimpfen ist eigentlich positiv gedacht, weil ich meine Mannschaft dadurch aufwecken möchte.“

Eine Aussage, die auch Fragen aufwerfen könnte, wenn eine Mannschaft im Abstiegskampf der Regionalliga einen Weckruf benötigt. Noch etwas anderes hat der Schlussmann beobachtet: „Ich denke, man sieht einfach, dass uns momentan das Selbstvertrauen fehlt.“

Die Umstellung, die Eibl in der Pause vorgenommen hatte, bestätigte auch der Schlussmann: „Wir haben gesagt, wir brauchen Mut zur Lücke, wir müssen höher attackieren. Was haben wir noch zu verlieren.“ Mit dieser Taktik kam Vilzing besser zurecht und stellte die SpVgg Bayreuth vor das eine oder andere Problem.

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