Im Team mit Christoph Kramer
Aus der Regionalliga zur Kleinfeld-WM: Viechtacher spielt sich in der „Baller League“ ins Rampenlicht

25.10.2024 | Stand 25.10.2024, 13:13 Uhr |

Hat sich über die „Baller League“ in den bundesweiten Fokus gespielt: der Viechtacher Thomas Haas tritt Ende November für die Kleinfeld-Nationalmannschaft bei der Socca-WM im Oman an. − Foto: Jonas Blank

Aus dem Amateurfußball zur Weltmeisterschaft in nicht einmal einem halben Jahr – was klingt wie ein sportliches Märchen wird für Thomas Haas (26) Realität.

  

Der Fußballer aus Viechtach (Landkreis Regen) gehört zum 14-köpfigen Aufgebot, das für den Deutschen Kleinfeld-Fußballverband (DKFV) zur Socca-WM in den Oman (29. November bis 7. Dezember) reisen wird. Mit im Team des Bayerwaldlers, der inzwischen im Saarland lebt, wird auch Weltmeister Christoph Kramer stehen. „Ein bisschen surreal ist das alles schon“, sagt Haas im Gespräch mit der Heimatzeitung.

Der Weg des Außenverteidigers zum Kleinfeld-Nationalspieler beginnt am Nachmittag des 2. Juni 2024 – mit einer der bittersten Niederlagen seiner Karriere. Haas, der in der Regionalliga Bayern schon für den VfB Eichstätt, den 1. FC Schweinfurt und Türkgücü München gespielt hat, tritt mit den Würzburger Kickers bei Hannover II an. Relegation zur 3. Liga, der Bayerische Amateurmeister ist Favorit, zumal nach dem 1:0 im Hinspiel.

Nach Relegations-Krimi gibt es kein passendes Angebot



Nach einem „schlimmen Spiel“, wie es Haas nennt, stehen er und seine Kickers mit leeren Händen da. Das Drama endet im Elfmeterschießen, Hannover steigt auf. Verein und Spieler entscheiden sich, getrennte zu Wege zu gehen.

„Ich wollte unbedingt auf dem Großfeld weiterspielen“, sagt der 26-Jährige im Rückblick. „Es gab Telefonate mit Vereinen aus der Regionalliga Bayern und der Südwest-Staffel. Aber nie hat alles zusammengepasst.“ Haas will nirgends unterschreiben, nur um einen Vertrag zu haben.

„Dann habe ich diese Anzeige gesehen“, erzählt er. Die Drafts zur zweiten Saison der „Baller League“ laufen, dem mit Prominenten und Ex-Profis gespickten Kleinfeld-Format in der Halle. Haas bewirbt sich, wird nach Köln zur Sichtung eingeladen – und setzt sich durch. Sein Team: die „Gönrgy Allstars“, gemanagt von den Streamern Montana Black und Sascha Hellinger.

Viele Promis in der Baller League



In den nächsten Wochen spielt sich Thomas Haas in den Fokus, schießt Tore, wird einmal sogar zum ligaweiten „Mitarbeiter des Spieltags“ gekürt. Mit seinem Team ist er auf dem Weg zum Titel, der erst im Finale endet. Was ihn auf dem kleinen Feld so gut macht? Haas überlegt kurz. „Ich bin ein explosiver Spieler, der auf den ersten Metern sehr schnell ist.“ Dass er dazu zweikampfstark sei, offensiv wie defensiv, das sei auf engstem Raum sicher auch kein Nachteil.

In seiner Baller-League-Premierensaison lernt der Viechtacher Menschen kennen, die er vorher nur aus dem Fernsehen oder von der Konsole kannte: Einmal kickt er sogar zusammen mit Ex-Liverpool-Stürmer Ryan Babel. „Witzig, wie nah die Prominenten hier sind“, sagt er.

Zu einem findet er einen besonders guten Draht: Christoph Kramer. Der nach seinem Ende in Mönchengladbach vereinslose Weltmeister kickt selbst mit einem eigenen Team bei der „Baller League“ mit – und fährt nun zusammen mit Haas zur Kleinfeld-WM. „Das kann nur gut werden“, sagt dieser. „Chris ist ein brutal netter Mensch und man kann so viel lernen von ihm.“

„Großer“ Fußball? „Nicht ad acta gelegt!“



Ist der Durchbruch auf dem kleinen Feld nun das Ende der Ambitionen im „großen“ Fußball? Haas winkt ab. „Das ist nicht ad acta gelegt“, sagt er. „Ich habe mein ganzes Leben lang Fußball gespielt, trotzdem genieße ich den Status quo. Aber ich würde schon gerne wieder in einem Verein spielen.“

Dass die Kombination von „Baller League“ und Amateurfußball gerade von Vereinen auch kritisch gesehen wird, kann er nachvollziehen. „Wenn sich ein Spieler verletzt, geht es letztlich ja auch um Geld, da kann ich den Ärger schon verstehen.“ Aber gerade in der Anfangsphase habe das Problem auch in fehlender Kommunikation gelegen. Und man müsse eben auch die Spielersicht bedenken: „Es macht unglaublich viel Spaß, ist wie Zocken früher auf dem Bolzplatz. Ich denke, es gibt keinen Fußballer, der nicht gerne in diesem Modus spielt.“

Den Spaß will sich Haas auch als Nationalspieler bewahren. Im Verband schätzt man vor allem die mannschaftsdienliche Art des Bayerwaldlers. „Ich verstehe mich super mit der Mannschaft, man kann sich auf mich verlassen und auf dem Feld überall hinpacken“, sagt er selbst über sich. Ein Ziel für das Turnier will Haas nicht ausgeben, dafür sei die Leistungsstärke der Konkurrenz zu schwer einzuschätzen – und doch: „Wir haben einen geilen Kader, ich möchte das Ding schon gewinnen.“ Kollege Christoph Kramer würde ihm da sicher nicht widersprechen.