Ein Nachname, eine Rückennummer, zwei Charaktere: Wenn beim Landesliga-Spiel zwischen dem SSV Eggenfelden und der Spvgg GW Deggendorf Ankido (25) und Ashour (26) Abraham auflaufen, begegnen sich nicht nur zwei unterschiedliche Spielertypen, sondern auch zwei verschiedene Menschen – sagt jedenfalls ihr Simbacher Ex-Trainer Heiko Schwarz, der die gebürtigen Syrer bei ihrer ersten gemeinsamen Station in Deutschland begleitete. Aber: „Wenn sich beide wohlfühlen, zahlen sie es mit Top-Leistungen zurück.“
Die Abraham-Brüder – das Trio komplettiert der Jüngste im Bunde, Elias (22) – zog es zur Saison 22/23 von ihrem Wohnort Braunau über den Inn zum ASCK, Ankido stand zuvor drei Jahre im Kader beim SV Seekirchen (damals Regionalliga Salzburg). Ashour hingegen fügte in den drei Jahren neben Seekirchen noch die Station Union Gurten (Regionalliga Mitte) in seinen sportlichen Lebenslauf ein.
Aber beim ASCK hielt es ihn nur bis zum Winter – nach 16 Toren in 17 Spielen wechselte er zum damaligen Liga-Konkurrenten TuS Walburgskirchen und erhoffte sich dort den Aufstieg in die Landesliga. „Wenn er bei uns geblieben wäre, wären wir aufgestiegen“, sagt Heiko Schwarz, der inzwischen bei der DJK Vornbach trainiert. Pikanterie am Rande: In der Bezirksliga-Saison spielten beide Abraham-Brüder nicht gegeneinander, weil der ältere den ASCK erst nach den Partien gegen Walburgskirchen verließ.
Die Quoten von Ankido in der Bezirksliga konnten sich für einen Außenstürmer auch sehen lassen: neun Tore, fünf Vorlagen. So zog es ihn mit seinem Bruder Ashour im Sommer 2023 zum Bayernligisten SV Erlbach, denn sie nach einigen Tagen schon wieder in unterschiedliche Richtungen verließen: Ashour gen Spvgg Osterhofen, Ankido gen Eggenfelden. Aber für beide lief’s nicht wirklich rund: Während Ashour trotz 27 Toren in 28 Spielen den Abstieg seiner Spvgg nicht verhindern konnte, kam Ankido nur bei 12 von 34 Spielen des SSV zum Einsatz. Immerhin erzielte er mit seinem Tor zum 3:0 gegen den FC Ergolding in der Relegation den letzten Saisontreffer des Teams von der Birkenallee und machte damit den Klassenerhalt perfekt.
„Ankido hat eine enorme Physis
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In dieser Spielrunde ist der Dauerläufer aus dem SSV-Team nicht mehr wegzudenken, nur in zwei Partien kam er nicht zum Einsatz, er beeindruckt auf der rechten Außenbahn mit 90 Minuten in Aktion. „Ankido hat eine enorme Physis und viel Geschwindigkeit“, lobt Ex-Trainer Schwarz „,und er ist eher introvertiert“. Zusatzschichten oder spezielle Übungseinheiten für seinen Power-Fußball als „Schienenspieler“ legt der 25-Jährige nicht ein. Aber: „Ich bin fast bei jedem Training“, sagt Ankido, der an der Birkenallee heimisch geworden ist – „beim SSV gefällt mir eigentlich alles, ich fühle mich wohl im Verein.“
Auch sein Bruder genießt offenbar die Umstände in Deggendorf. Für die Spvgg, zu der er nach dem Osterhofener Abstieg wechselte, hat er in 15 Spielen schon elfmal getroffen. „Ashour ist der extrovertierte Typ, ein Zocker, ein Torgarant, ein Straßenfußballer, der immer das Tor machen will, wenn er im Strafraum ist“, sagt Ex-Coach Schwarz, der nicht verhehlt, „dass man mit ihnen etwas Geduld haben muss. Aber wenn man den Zugang zu ihnen findet, sind das gute Jungs“. Und: „Sie zahlen das Vertrauen mit Leistungen zurück.“
Kein Problem mit Zweikampf gegen den Bruder
„Mir ist es wichtig, dem Verein zu helfen und in jedem Spiel meine beste Leistung zu geben“, sagt denn auch Ankido Abraham, der mit dem SSV gerade einen Höhenflug erlebt: Platz 4 in der Tabelle, zuhause eine Macht in der Landesliga Mitte. „Wir sind motiviert und kämpfen, damit wir jedes Spiel gewinnen“, gibt der Eggenfeldener an, „allerdings wird es gegen Deggendorf sehr schwierig.“
Bei der Ausgangslage Vierter gegen Schlusslicht gibt’s indes auf die Frage nach dem Favoriten nur eine Antwort: SSV Eggenfelden. Und Ankido freut sich schon aufs Bruder-Duell, hat keine Hemmungen, in einen Zweikampf mit Ashour zu gehen. „Gegen meinen Bruder zu spielen, macht natürlich Spaß – das wird ein tolles Spiel.“ Ach ja: Beide eint trotz unterschiedlicher Vereine nicht nur der Nachname, sondern auch die Rückennummer, Ankido und Ashour laufen mit der 30 über den Platz – am Samstag als Gegner.