Der Ligen-Einteiler, der im stillen Kämmerlein die Spielpläne der Fußball-Ligen ausbrütet, könnte bald der Vergangenheit angehören. Die Künstliche Intelligenz (KI) ist bereits angekommen im Bayerischen Amateurfußball. Jetzt gibt’s den ersten Praxistest.
Jedes Jahr stehen die Spielleiter des BFVs vor der gleichen Herausforderung: die Ligeneinteilung. Mit Hilfe einer Karte versuchen die Wettbewerbs-Verwalter die unzähligen Vereine so aufzuteilen, dass die Fahrtwege für alle Mannschaften möglichst kurz und die Duelle möglichst attraktiv werden. Richard Sedlmaier kennt das Prozedere als Bezirks-Spielleiter in Niederbayern seit zehn Jahren und hatte seitdem eigenen Angaben zufolge nur fünf Einsprüche von Vereinen, die jedoch allesamt einstimmig abgeschmettert wurden. Stets habe seine zeitaufwendige Rechnung gestimmt.
Mit der fortschreitenden Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte das händische Einteilen der Spielleiter in Zukunft der Vergangenheit angehören und Sedlmaier und seine Kollegen sich viel Zeit sparen. Der BFV wird, so Pressesprecher Fabian Frühwirth, in einer Testphase des DFB mit den Landesverbänden eine entsprechende Software „bei seiner Einteilung der fünf Landesligen für die Saison 2024/25 pilotieren – und dabei auch bewusst zweigleisig fahren, um eine entsprechende Evaluierung durchführen und Vergleiche ziehen zu können.“ Sprich, die KI tritt gegen den Menschen an. Oder: Software gegen Sedlmaier.
Grundsätzlich gehe es bei der Einteilung darum, „möglichst effiziente und kurze Fahrwege für die beteiligten Vereine einzuteilen. Dabei berücksichtigt die Software nicht nur die reine Strecke an sich, sondern auch die tatsächliche Fahrtdauer anhand der verkehrstechnischen Lage und Erreichbarkeit der jeweiligen Spielstätte (Landstraße, Bundesstraße, Autobahn) – die Berechnung erfolgt mit beiden Komponenten kumuliert.“ Denn, so Frühwirth: „Oftmals ist die kürzeste Strecke bekanntlich nicht die schnellste/effizienteste.“ Außerdem sei darauf zu achten, dass nicht nur in der gesamten Liga die Kilometersumme am Ende möglichst niedrig sei, sondern auch, „dass im Bestfall alle Klubs einer Spielklasse in einer Saison weitgehend gleiche Strecken zurückzulegen haben.“
Sedlmaier ergänzt zudem, dass zwei Klubs der selben Gemeinde nicht in unterschiedlichen Staffeln antreten dürfen und führt den VfB Straubing sowie Kreisligameister Türk Gücu Straubing als Beispiel an, die in der neuen Spielzeit wohl zusammen in der Bezirksliga West an den Start gehen werden. Sedlmaier, der die neue Software bei einer Vorführung bereits kennen lernen durfte, ist grundsätzlich überzeugt von der KI-Hilfe: „Das ist eine Erleichterung für den Einteiler, weil man nicht mehr in zeitaufwendiger Form die möglichen Kilometer ausrechnen muss.“
Dass mit der technischen Lösung alle Vereine auch in Zukunft immer glücklich sein werden, damit rechnet Frühwirth nicht: „Grundsätzlich ergeben sich bei einer Ligeneinteilung auf einer Spielklassenebene immer geographische Grenzen, so dass Härtefälle nicht auszuschließen sind – auch bei Nutzung der auf KI basierenden Software nicht.“
Für die Pilotphase zahlt der BFV noch nichts. Die Frage, wie viel das System dann kostet, sollte es sich bewähren, konnte Frühwirth noch nicht beantworten. Dies sei auch davon abhängig, ob alle Landesverbände die Software nutzen werden. Für Sedlmaier, der sich über die Hilfe freuen würde, drängt die Zeit aber nicht: „Wir haben es vorher ja auch 1000 Jahre ohne gemacht.“