Die Überraschung der Landesliga Mitte
Fleißige Arbeiter, tolle Techniker, junge Wilde: Dieser Mix beschert Osterhofen ein kleines Märchen

28.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:58 Uhr

Trainer Christian Dullinger hat nach dem 0:0 in Bogen gut lachen: Die anvisierten 40 Punkte sind eingetütet – und das am 29. Spieltag. „Wenn mir das jemand vor der Saison gesagt hätte, hätte ich es blind unterschrieben“, freut sich der Osterhofener Coach über eine schwierige aber erfolgreiche Mission. −Foto: Franz Nagl

Totgesagte leben länger – Dieses Sprichwort beschreibt wohl am besten die vergangenen zwölf Monate bei der Spvgg Osterhofen-Altenmarkt.

Fast die komplette Mannschaft aus der Vorsaison mussten die Herzogstädter nach Querelen um die sportliche Ausrichtung des Vereins ersetzen. Für die sportlich Verantwortlichen um Teammanager Helmut Lemberger (53) und Trainer Christian Dullinger (46) ein Himmelfahrtskommando, ein schier aussichtsloses Unterfangen, könnte man meinen. Nicht Wenige prognostizierten den Gang in die Bezirksliga. Jetzt, Ende April grüßt der Landesligist mit 40 Punkten von Platz 9 der Tabelle. Der Klassenerhalt ist nach dem 0:0 im Nachholspiel in Bogen quasi fix.

„Gottseidank“, sprudelt es aus Christian Dullinger heraus, als ihn die PNP einen Tag später erreicht und von ihm wissen will, wie dieses Märchen seinen Lauf genommen hat. Man müsse das Ganze differenzierter Betrachten, legt der erfahrene Coach, der zu seiner aktiven Zeit Bayern- und Landesliga gekickt hat, und als Trainer viele erfolgreiche Stationen (unter anderem Plattling, Vilshofen, SV Schalding) vorweisen kann. Für ihn der wichtigste Baustein: die Kaderzusammenstellung. „Wir haben gute Kicker, bei denen das fußballerische Element im Vordergrund steht.“ Für Dullinger deshalb so wichtig, weil „so immer die Möglichkeit besteht, über einen langen Zeitraum für Überraschungen zu sorgen.

Unbedingter Wille als besondere Stärke



Dullinger weiter: „Darüber hinaus war uns wichtig, dass die Mannschaft zusammenwachsen kann, und das geht nur, wenn die einzelnen Akteure auch charakterlich voll in Ordnung sind.“ Heißt im Klartext: Alle sitzen in einem Boot, es geht nur zusammen, Quertreiber haben keine Chance. Ein weiterer, nicht ganz unwesentlicher Faktor: Man habe nie Druck aufgebaut, die Liga auf Biegen und Brechen halten zu müssen. Wenn, dann habe sich die Mannschaft selbst den Druck aufgesetzt. „Wir sind tatsächlich in die Saison gegangen mit der Prämisse: Wenn wir die Klasse halten, ist es gut, wenn nicht, aus welchen Gründen auch immer, dann fangen wir in der Bezirksliga neu an“, betont der Übungsleiter, der als besondere Stärke diesen unbedingten Willen, dieses niemals aufgeben – auch wenn man an einem Tag mal nicht der bessere Fußballer ist – in den höchsten Tönen lobt.

Dazu bedarf es aber auch einen Trainer mit dem nötigen und vor allen Dingen dem richtigen Fingerspitzengefühl. Deshalb sagen auch nicht wenige in und um Osterhofen: „Der Trainer hat maßgeblichen Anteil am aktuellen Erfolg.“ Das freut Dullinger natürlich, er weiß aber auch aus Erfahrung: „Wenns läuft, klopfen dir alle auf die Schulter, wenn nicht, kann man auch schnell weg sein.“ Dullinger, daraus macht er keinen Hehl, hatte auch Glück, dass es so gelaufen ist, wie es ist – und will das Lob in keinster Weise für sich alleine einheimsen. Aus seiner Sicht haben alle ihren Anteil. An erster Stelle nennt der Osterhofener Trainer natürlich seinen engsten Vertrauten und Teammanager Helmut Lemberger, ebenso aber auch die Vereinsführung, die von Anfang an diesen Weg positiv begleitete.

Lemberger, Grabolle, Gerlsberger – kamen aus langen Verletzungsphasen



Das Beispiel Osterhofen zeigt auch sehr deutlich, wie schnelllebig das Geschäft Fußball – auch im Amateurbereich – ist. Kurzer Rückblick: Im Sommer stand beispielsweise nicht das spielerische Element oder der Feinschliff im Vordergrund, sondern die Tatsache, wie bekommen die Herzogstädter eine einigermaßen konkurrenzfähige Truppe aufs Feld? Wie präsentiert man sich, wie kann man Punkte holen? Hinzu gesellten sich kadertechnische Widrigkeiten: Aslan Shalaj (26) mit sieben Toren hinter Denis Sharankov (8/31 Jahre) der zweitbeste Spvgg-Torschütze, stieß erst im August zur Mannschaft, ebenso waren ein paar auswärtige Akteure noch auf Heimaturlaub. Viele, auch gut ausgebildete Spieler, mussten aus unteren Ligen integriert werden und sich erst dem Landesliga-Niveau anpassen. Dazu kamen einige Spieler wie Stefan Lemberger (22) oder Kilian Grabolle (23) aus langen Verletzungsphasen zurück oder mussten, wie bei Andreas Gerlsberger (25) ihre Karriere ganz beenden. Die Quintessenz daraus: Osterhofen startete mit vier Niederlagen, ehe am 5. Spieltag daheim gegen Amberg (3:1) der Knoten platzte. Deshalb sagt Coach Dullinger auch mit dem Brustton der Überzeugung: „Wenn ich den Kader und die dazugehörigen Charaktere so betrachte, dann habe ich einen brutal geilen Mix drin!“ Aufopferungsvoll kämpfende Arbeiter treffen auf tolle Techniker, erfahrene Kicker auf junge Wilde. Auf einer Skala von eins bis zehn gibt Dullinger daher eine gute Acht zu Protokoll. „Da ist noch Potenzial drin.“

Zurück zum eingeschlagenen Weg. Der ist aus seiner Sicht noch nicht zu Ende. „Wir wollen und werden auch in Zukunft unserer Linie treu bleiben und versuchen eine Mischung aus jungen, talentierten Spielern für uns zu gewinnen.“ Bestes Beispiel: Samuel Höng (20), der in der Winterpause verpflichtet wurde und als strategischer Transfer für die Zukunft gilt.

Die 40-Punkte-Schallmauer ist also erreicht, Osterhofen braucht ein neues Ziel. „Mir san weiter ehrgeizig und wollen den Lauf so lange mitnehmen, wie es geht“, sagt Dullinger vor der Partie am Sonntag in Burglengenfeld (14.30 Uhr). Anschließend warten nämlich mit Fortuna Regensburg, Sturm Hauzenberg, Schwandorf-Ettmannsdorf und abschließend Kareth-Lappersdorf nur mehr Hochkaräter auf die Herzogstädter. Die Spvgg Osterhofen könnte also im Titelendspurt auch noch das Zünglein an der Waage spielen...


30. Spieltag am Freitag, 18.30 Uhr: Seebach – Amberg (Hinspiel 3:0), Fortuna Regensburg – Roding (1:2); 19 Uhr: Bogen – Waldkirchen (0:1), VfB Straubing – Tegernheim (2:3); Samstag, 14 Uhr: Hauzenberg – Kareth (2:2); 16 Uhr: Schwandorf-Ettmannsdorf – Bad Kötzting (0:1); 17 Uhr: Lam – Pfreimd (4:1); Sonntag, 14.30 Uhr: Burglengenfeld – Osterhofen (0:0); 16 Uhr: Deggendorf – Neukirchen b.Hl. Blut (0:2).