Landesliga Mitte
Die Totgesagten leben noch: Wie die Spvgg Osterhofen ihren Skeptikern trotzt

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:53 Uhr

Komplett neu formiert hat sich die Mannschaft der Spvgg Osterhofen – hier beim Stadionfest im September – vor der Saison. Wie gut es unter diesen Umständen in der Landesliga läuft, überrascht nicht nur die eigenen Fans, selbst unter den Verantwortlichen reiben sich manche verwundert die Augen. −Foto: Archiv Nagl

Hinter vorgehaltener Hand war für viele der Verlauf der Landesliga-Saison der Spvgg Osterhofen noch vor deren Start schon ausgemachte Sache: Die komplett neu formierte Mannschaft wird das „Kanonenfutter der Liga“, „abgeschlagener Letzter“, so die Stimmen in der Region. Doch der Blick auf die Tabelle zur Winterpause zeigt ein anderes Bild: Das Team steht mit 22 Punkten aus 21 Spielen auf dem 13. Platz und damit über dem Strich.

Eine Zwischenbilanz, wie man sie selbst innerhalb des Vereins nicht erwartet hatte. Entsprechend die Stimmung unter den Spielern und den Verantwortlichen. Doch sie alle wissen auch: Um die Kritiker von vor der Saison gänzlich verstummen zu lassen, muss der Klassenerhalt geschafft werden. Und dafür gilt es, noch einige Hürden zu überspringen.

Als die Heimatzeitung bei Teammanager Helmut Lemberger für ein Fazit zur Hinrunde anruft, sitzt er gerade mit 2. Vorstand Helmut Thalhauser zusammen. Die beiden sind alte „Spezln“, wie sie sagen, treffen sich regelmäßig, bequatschen allerlei Themen. In letzter Zeit geht es auch wieder vermehrt um ihre Spielvereinigung. Denn: „Es macht wieder Spaß, darüber zu sprechen“, sagt Lemberger. Das war schon mal anders.

„Wir standen vor einer brutalen Herausforderung“

Ein Blick zurück in den Mai: Wohl der Tiefpunkt in Osterhofen. Anfang des Monats wird bekannt, dass aufgrund einer geplanten sportlichen Neuausrichtung das Interimstrainer-Duo Josef Holler und Martin Oslislo seinen Rückzug nach Saisonende angekündigt hat und dadurch auch der eigentlich angeheuerte Trainer Ulli Karmann über einen Rückzieher nachdenkt (Heimatzeitung berichtete exklusiv). Die Spieler befeuern die internen Differenzen: Das Team boykottiert das Training, zwingt die Verantwortlichen mit ihrem Streik dazu, das Spiel gegen SV Neukirchen b. Hl. Blut abzusagen. Der Verein droht im Chaos zu versinken, selbst der Zwangsabstieg steht im Raum.

Dieser kann zwar abgewendet werden, weil die Mannschaft die verbleibenden zwei Spiele noch bestreitet, dennoch: Fast die komplette Mannschaft samt Trainerstab und Physios geht danach. „Wir standen vor einer brutalen Herausforderung“, sagt Helmut Thalhauser und schiebt gleich noch ein Lob an Teammanager Lemberger, Neutrainer Christian Dullinger sowie das gesamte Trainerteam nach: „Ohne ihre fußballerische Expertise hätten wir das in der kurzen Zeit gar nicht geschafft.“

Konkret heißt ihre Mission im Sommer: Innerhalb von zwei Monaten eine landesligataugliche Mannschaft zusammenstellen. Eine Aufgabe, bei der selbst die größten Optimisten in und außerhalb des Vereins skeptisch waren.

„Es hat keiner daran geglaubt“, sagt Helmut Lemberger. Doch die Verantwortlichen verfolgen eine klare Devise: „Wir haben verstanden, dass ein Team mit lauter Stars nicht funktioniert“, erklärt der Teammanager. „Damit alle wieder an einem Strang ziehen, müssen wir uns umstellen auf einheimische Spieler.“ Die Kriterien sind deshalb klar gesteckt: Aus der Region, jung und charakterlich zur Mannschaft passend. Nun gilt es diese Spielerprofile zu finden. Ein schwieriges Unterfangen.

Trainer und Teammanager nutzen ihr Netzwerk, manche Spieler melden sich auch von sich aus, sehen ihre Chance auf die Landesliga. Insgesamt führen die Verantwortlichen mit etwa 50 Spielern Gespräche, schätzt Lemberger rückblickend. Nach gut einem Monat steht dann der 19-köpfige Kader, teils mit Spieler aus der Kreis- oder A-Klasse. „Da wissen wir natürlich auch nicht, wie sie spielen“, sagt Helmut Lemberger. Nach einer nur vierwöchigen Vorbereitung tun sie es erst einmal, wie von vielen erwartet: Die ersten vier Saisonspiele verlieren sie. Der Fehlstart ist perfekt.

Ein Trainingslager in der Türkei soll Grundstein legen

Doch danach folgt eine kleine Serie: Osterhofen gewinnt drei Partien am Stück, erkämpft sich Anfang September einen Punkt gegen Spitzenreiter Seebach. „Für die Vorstandschaft kam das sicher auch überraschend“, sagt Lemberger. „Ich schaue den Jungs aber jede Woche beim Training zu: Da hat man schon eine Verbesserung gesehen.“ Und diese steigende Formkurve soll auch über die Winterpause nicht abreißen: Deshalb trainieren die Spieler bereits wieder nach individuell angepassten Plänen, bis man am 23. Januar mit dem Mannschaftstraining beginnt.

„Wir hoffen dann mit einem Trainingslager eine Woche in der Türkei den Grundstein für den Klassenerhalt zu legen“, erklärt Lemberger. „Ich bin aber guter Dinge, dass das klappt.“ Denn der Verein hat sich bereits im Winter mit Verteidiger Tim Kraus aus Deggendorf und Andreas Stadler als Co-Trainer aus Winzer verstärkt. Der Teammanager deutet zudem einen weiteren Neuzugang an, um dann mit 19 Feldspieler im Kader die Position über dem Strich zu halten. Und dann, so sagt Helmut Lemberger, „wollen wir kontinuierlich auf dieser jungen Mannschaft aufbauen“.