Eines sollten die Kicker vom akut abstiegsbedrohten Landesligisten TSV Kareth-Lappersdorf (17., 13 Punkte) an dieser Stelle im Eigeninteresse vielleicht nicht tun: Angesichts der nun folgenden alarmierenden Zahlenwerke und Vergleiche weiterlesen.
Womöglich würde die ohnehin große Verunsicherung beim Vorjahres-Fünften vor dem Heimspiel am Donnerstag um 19.30 Uhr gegen Spitzenreiter Sturm Hauzenberg (41 Punkte) noch gesteigert.
Mit der nahezu gleichen Mannschaft hatte Kareth in der Vorsaison in den ersten 18 Spielen bereits 36 Zähler eingefahren – fast das Dreifache (!) als jetzt. Damals hatte der TSV 31 Tore erzielt und 18 kassiert. Und nun: 21 Treffer geschossen, und satte 44 Tore kassiert. Die Truppe vom reaktivierten Interimstrainer Michael Kirner hat mit Abstand die meisten Gegentreffer hinnehmen müssen.
Überdies stellt Kareth aktuell die formschwächste (0/2/6 – begleitet von 28 Gegentoren) Truppe in der Mitte-Staffel und ist als einzige Mannschaft auswärts noch sieglos (0/3/6). Der Rückstand zum untersten Relegationsrang beträgt sechs Zähler, zum rettenden Ufer sind es schon zehn.
Der vor zwei Wochen aus dem Ruhestand geholte Kirner ist nach Serkan Aygün sowie dem Duo Ben Birzer und Michael Gröschl bereits die dritte Besetzung. Die nächste erfolgt in der Winterpause.
Viele offene Fragen
Es stellen sich Fragen über Fragen: Warum will es auf Kareths Höhen partout nicht laufen? Warum ist der freie Fall nicht zu stoppen? Wähnte sich die Mannschaft nach dem besten Abschneiden überhaupt in der sechsten Liga in einer Wohlfühl-Oase? Oder haben die Spieler in der Vorsaison schlichtweg überperformt und sind jetzt auf den Boden der Tatsachen gelandet? Fehlen der oder die Führungsspieler, die im Abwärtstrend mit ihrer Mentalität dem Gegner den Schneid abkaufen und so den Rest mitreißen? Auffällig ist, dass die Mannschaft im Vergleich zu den meisten Gegnern untereinander eher leise daherkommt. Ein lautstarkes Wachrütteln auf dem Spielfeld: ein seltenes Phänomen. Fehlt ein langjähriger gestandener Bayernliga-Spieler, der sich der Sache annimmt?
Rückblende: Den größten historischen Erfolg feierte der Verein als Aufsteiger in die damals viertklassige Landesliga. 1987/88 landete Kareth unter der Regie von Trainer Sepp Schuderer auf Platz neun. Seinerzeit hatten die Verantwortlichen im Vorfeld den unzähligen Jungspunden – heute als Goldene Generation bezeichnet – mit Edwin Höfler vom Jahn einen Haudegen und gefürchtetes Zweikampfbiest beiseitegestellt. Eben ein unumstrittener Führungsspieler. Ein Jahr später wurde der TSV Opfer der großen Verletztenmisere und musste den Gang nach unten antreten.
Zum Hier und Jetzt: Abteilungsleiter Anton Brunnbauer „glaubt, die Mannschaft hat es einfach unterschätzt, dass es im Juli wieder bei null losgeht.“ Und wieder nur spielerische Mittel zum Erfolg reichen würden. „Die Saison hat äußerst unglücklich begonnen, in den ersten vier Wochen waren alle vier Stürmer verletzt“, legt Brunnbauer den Finger in die Wunde. „Du spielst gut, bist das bessere Team. Machst aber die Tore nicht, der Gegner schon und du verlierst.“ Im Wiederholungsfall würde sich Angst breitmachen und das nächste Spiel gehe verloren. „Plötzlich hast du einen Negativlauf und kannst solche Mannschaften nicht mehr schlagen“, so der Abteilungsleiter, der anfügt: „Die ganze Situation spielt sich in den Köpfen ab.“ Den Willen könne er der Mannschaft nicht absprechen.
Verletztenliste ist lang
Im Frühjahr 2014 stieg Kareth zuletzt aus der Landesliga ab. Letzte Überlebende sind Michael Gröschl und Daniel Oppelt und der damals 20-jährige und jetzige Interimscoach Michael Kirner. „Die Mannschaft jetzt hat mehr Charakter und einiges mehr an Qualität“, vergleicht Kirner. „Ich bin noch immer positiv gestimmt, dass wir uns rausarbeiten.“
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Erst recht Schwerstarbeit wartet gegen Hauzenberg beim Blick auf die ellenlange Ausfallliste: Die langzeitverletzten Amir Hedider, Felix Zillner, Christof Ostermayr und Patrick Wein sowie Michael Amann, Alex Fuchshuber und Stefan Hofner.