Beim VfB Eichstätt endet in wenigen Monaten eine Ära. Nach dann 16 Jahren wird Max Dörfler kein Teil der Domstädter mehr sein – weder als Torwart noch als Trainer und auch in keiner anderen Funktion. Der 32-Jährige und der VfB gehen im gegenseitigen Einvernehmen getrennte Wege. Wir haben uns mit dem gebürtigen Köschinger über die Anfangszeit, seinen Tipp an die junge Generation und die eigene Zukunftsplanung unterhalten.
Herr Dörfler, im Sommer 2009 wurde der VfL Wolfsburg Deutscher Fußballmeister, Werder Bremen gewann den DFB-Pokal und der VfB Eichstätt war unter Trainerlegende Erich Hock von der Bezirksoberliga in die Landesliga Süd aufgestiegen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Max Dörfler: Ich war 17 Jahre jung und bin vom FC Ingolstadt 04 nicht zu den U 19-Junioren übernommen worden. Als gut ausgebildeter Torwart wollte ich deshalb zu einem ambitionierten Verein im Umkreis, der höherklassig spielt. Die Entscheidung fiel zwischen dem FC Gerolfing und dem VfB Eichstätt, zu dem ich letztendlich gemeinsam mit Stefan Laumeyer und Florian Wolf gewechselt bin. Von uns Dreien bin ich am längsten dageblieben (lacht). Ich habe diesen Schritt also auch über eineinhalb Jahrzehnte später zu keinem Zeitpunkt bereut.
Nach nur einem Jahr in der VfB-Jugend waren Sie eine Saison später schon Stammkeeper der Reserve-Mannschaft...
Dörfler: ...und bin mit ihr gleich in die Bezirksliga Oberbayern Nord aufgestiegen. Da kann ich mich noch sehr gut an den letzten Spieltag erinnern, als wir gegen den punktgleichen und siegessicheren VfB Friedrichshofen, der für die geplanten Feierlichkeiten extra mit einem Cabrio-Bus angereist war, mit einem 3:2-Sieg die Meisterschaft perfekt gemacht hatten. So etwas vergisst man nie.
Danach sind Sie zwischen erster und zweiter Mannschaft hin- und hergependelt. Sie standen in elf Landesliga- und 22 Bayernliga-Spielen zwischen den Pfosten, verhinderten aber hauptsächlich in der Kreis- und Bezirksliga Gegentore. Wieso konnten Sie sich keinen dauerhaften Platz in der ersten Mannschaft erkämpfen?
Dörfler: Aufgrund meines Studiums in Bayreuth konnte ich bei den Trainingseinheiten nur maximal einmal in der Woche anwesend sein und somit dem Trainer nur wenige Argumente für einen Stammplatz liefern. Das war für mich aber auch nicht weiter schlimm. Ich spiele nämlich Fußball, weil es mir Spaß macht – und in der Reserve konnte ich diesem Hobby noch dazu mit all meinen Freunden nachgehen.
Zur Saison 2017/18 haben Sie dann mit Julian Scholl das Traineramt bei der Reserve übernommen. Wie kam es dazu?
Dörfler: Wir wussten, dass Norbert Scheuerer aufhört und haben deshalb ab und zu herumgeflachst, dass wir es doch im Duo machen könnten. Als dann der Verein tatsächlich an uns herantrat, waren wir trotzdem sehr überrascht. Letztendlich ist es eine große Umstellung für uns beide gewesen. Aber wir haben die Herausforderung gemeinsam angenommen und mit einem Aufstieg sowie fünf Klassenerhalten auch gut gemeistert. Jetzt müssen wir nur noch heuer die Liga halten.
Ist es aus Ihrer Sicht nach acht Jahren als Trainer nun einfach an der Zeit gewesen, den Weg im Sommer frei zu machen?
Dörfler: Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass ich die Mannschaft auch jetzt noch erreiche, dann hätte ich schon längst hinschmeißen müssen. Aber klar: Es tut einer Mannschaft auch immer mal gut, wenn neue Impulse gesetzt werden oder ein frischer Wind reinkommt.
Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre eigene weitere sportliche Zukunft gemacht?
Dörfler: Dass ich mit dem Fußball weitermache, stand für mich außer Frage – denn sonst wäre ich laut meiner Freundin unausgelastet (lacht). Ich muss mich nur entscheiden, ob ich nochmal als Torwart zurück aufs Feld will oder beim reinen Coaching bleibe. Gut möglich, dass Zweiteres der Fall sein wird. Ich stehe aktuell auch schon mit einem Verein in Kontakt. Die Gespräche sind weit fortgeschritten, so dass es in den nächsten Tagen schon relativ schnell zu einer Entscheidung kommen könnte.
Sie sind damals als Trainer ins sprichwörtlich „kalte Wasser“ geworfen worden. Haben Sie seitdem Trainer-Lizenzen oder Übungsleiterscheine gemacht?
Dörfler: Leider nicht. Für solche Ausbildungen muss man viel Zeit aufbringen. Und meine freie Zeit habe ich bislang dann doch lieber für Urlaubsreisen genutzt (lacht).
Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich als Torwart auf dieses Metier zu spezialisieren?
Dörfler: Ich habe beim VfB die Jugendkeeper trainiert. Das hat eine Menge Spaß gemacht. Ich sehe mich – zumindest momentan – aber trotzdem als Cheftrainer. Denn da kann man die eigenen Ideen und Vorstellungen von der Spielweise an die gesamte Mannschaft weitergeben und ist eben für das komplette Team verantwortlich. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie es außerhalb von Eichstätt läuft.
Welche Tipps können Sie mit all Ihrer Erfahrung einem jungen Spieler mit auf den Weg geben?
Dörfler: Das Wichtigste ist, stets Spaß zu haben bei dem, was man tut. Das habe ich meinen Jungs immer versucht zu vermitteln. Auch sollte man offen sein für Ratschläge von älteren Spielern. Und um sich ein Standing im Team zu erarbeiten, muss man im Training mehr machen wie manch andere. Das geht aber nur über harte Arbeit und die Leidenschaft für den Fußball.
Beschleicht Sie schon jetzt ein mulmiges Gefühl, wenn Sie an Ihr letztes VfB-Spiel denken?
Dörfler: Es wird mit Sicherheit viel Wehmut dabei sein. Vor allem, da dann auch die Wege von mir und Julian Scholl sowie Norbert Scheuerer auseinander gehen werden – zwei Personen die ich sehr schätze und mit denen ich mittlerweile über ein Jahrzehnt immer sehr gerne zusammengespielt und gearbeitet habe. Ein bisschen leichter könnte mir der Abschied fallen, da ich in den vergangenen Jahren bereits meine Spielergeneration und somit sehr guten Freunde und lange Weggefährten vom VfB verabschieden musste. Unabhängig davon werde ich mit Sicherheit öfters nach Eichstätt zurückkehren: entweder als Zuschauer und Fan oder aber vielleicht auch mal als gegnerischer Trainer oder Spieler.
Das Gespräch führteNorbert Dengler.