Es gibt wohl nur wenige Fußballspiele, bei denen die Jagd nach dem runden Leder zur schönsten Nebensache der Welt verkommt und das Ergebnis rein statistischen Stellenwert einnimmt. Die Knaus-Tabbert-Arena in Waldkirchen war am vergangenen Freitag beim Saisonfinale der Bezirksliga Ost, das mit einer 0:1-Niederlage des heimischen TSV gegen die DJK Vornbach endete, Schauplatz eines solchen Ereignisses.
Die emotionalsten Szenen bei dieser Begegnung spielten sich vor bzw. nach den gespielten 90 Minuten ab. Gänsehautfeeling kam bereits vor dem Anpfiff der Partie auf, als TSV-Abteilungsleiter Thomas Gründinger und der sportliche Leiter Gundolf Hain unter großem Beifall und mit Geschenken und herzlichen Worten mehrere Aktive und Funktionäre in den fußballerischen Ruhestand verabschiedeten. Mario Strahberger und Benedikt Giller mussten auf Grund schwerer Knieverletzungen ihre Fußballschuhe frühzeitig an den Nagel hängen, ferner hatten Torwart Benjamin Hannak und Betreuer Andreas Klinginger ebenso ihren letzten Einsatz für den TSV wie der scheidende Cheftrainer Alexander Nodes.
Nach dem Schlusspfiff wiederum spielten sich auf beiden Seiten rührige Abschiedsszenen ab, denn auch die Spieler und Fans aus Vornbach bedankten sich bei ihren beiden scheidenden Erfolgstrainern, Franz und Norbert Ruhhammer mit Jubelstürmen und stehenden Ovationen. Ungleich ruhiger, aber nicht weniger emotional verabschiedete sich wiederum TSV-Coach Nodes mit innigen Umarmungen von jedem seiner Spieler und verdrückte dabei die ein oder andere Träne, bevor Gundolf Hain und er seine Trainerkarriere sowie die abgelaufene Saison Revue passieren ließen und einen kurzen Ausblick auf das kommende Spieljahr wagten.
„Bobo“ Nodes mit einer gehörigen Portion Wehmut
Auf die aktuelle Gefühlslage angesprochen, meinte Nodes, es sei eine Mischung aus Freude, Erleichterung, aber auch einer gehörigen Portion Wehmut mit seinem letzten Spiel als Trainer verbunden. Immerhin hat er in fünfeinhalb Jahren als Co-Trainer einige Schattenseiten wie die beiden Abstiege aus der Landesliga, aber auch viele Höhen erlebt, u.a. die Relegationsspiele zur Bayernliga oder den sofortigen Wiederaufstieg nach dem Abstieg im Jahr 2021. Nach dem Rücktritt von Trainerlegende Anton Autengruber übernahm Nodes im März 2023 den Chefsessel und musste zunächst den vorhersehbaren Abstieg aus der Landesliga moderieren. Obwohl zusammen mit dem spielenden Co-Trainer Manuel Karlsdorfer die Mannschaft zum Großteil zusammengehalten werden konnte, benötigte der TSV etwas Anlaufzeit, um sich in der neuen Spielklasse zu akklimatisieren. „Wir konnten selbst mit den Spitzenmannschaften mithalten, uns fehlte jedoch die Konstanz in den Leistungen. Daher wechselten sich Phasen mit erfolgreichen Spielen und Negativserien ab. Unser großes Manko waren die zahlreichen Verletzungen speziell im Offensivbereich, weshalb wir sogar Manuel Karlsdorfer zum Sturmführer umfunktioniert haben,“ so Nodes. Dieser Schachzug sollte sich als absoluter Volltreffer erweisen, denn Karlsdorfer, der in der neuen Saison nur noch als Spieler fungieren wird, avancierte mit 13 Toren zum Toptorjäger der ‚Boscheissa‘.
Mit dem sechsten Tabellenplatz ihrer jungen Truppe zeigen sich die Verantwortlichen des TSV sehr zufrieden und sind überzeugt, dass Nodes-Nachfolger Rudi Damberger ein funktionierendes und entwicklungsfähiges Team übernimmt. Nodes selbst wird sich zunächst aus dem Fußballgeschäft zurückziehen. „Das Amt des Cheftrainers ist mit großer Verantwortung verbunden, sehr energie- und kräftezehrend und überaus zeitintensiv. Ich brauche jetzt mindestens bis zum Winter eine Auszeit, was danach kommt, weiß man nie“, lässt sich Nodes immerhin ein Hintertürchen für kommende Aufgaben offen.
Hain: „Die Bezirksliga ist die ideale Klasse“
Gundolf Hain bedankte sich bei Nodes für die hervorragende Zusammenarbeit und den guten Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und des Trainerteams, und wagte einen kurzen Blick in die Zukunft. „Nach dem Abstieg ist es uns gelungen, uns zunächst in der Bezirksliga konsolidieren. Wir werden auch in den kommenden Jahren den eingeschlagenen Weg, mit jungen und talentierten Nachwuchsspielern eine schlagkräftige Truppe zu formen, weitergehen. Hierfür ist die Bezirksliga mit ihren zahlreichen zuschauerträchtigen Derbys die ideale Spielklasse. Natürlich wollen wir auch in der kommenden Saison eine gute Rolle spielen, aber von Seiten des Vereins gibt es keinerlei Zielsetzung in Sachen Meisterschaft,“ nimmt Hain den Druck von Mannschaft und Trainerstab.
Neben einigen vielversprechenden Spielern aus den eigenen A-Junioren kann Hain zwei Neuverpflichtungen bekannt geben; der 21-jährige Elias Höng wechselte bereits zur Winterpause vom FC Dreisessel nach Waldkirchen, kam aber verletzungsbedingt nur sporadisch zum Einsatz. Ferner will sich der 19-jährige Torhüter Jonas Wagner vom TSV Schönberg als Backup von Stammtorhüter Simon Boxleitner beweisen.
Nach diesem positiven Ausblick verabschiedeten sich Hain und Nodes in die ‚dritte Halbzeit‘ zu Mannschaft, Fans und Weggefährten, um in Erinnerungen zu schwelgen und einen Abend voller Emotionen ausklingen zu lassen.