„Abstiegskampf pur‘“ – unter diesem Vorzeichen steht das letzte Spiel vor der Winterpause, wenn der SV Schöfweg im Landkreisderby den TSV Grafenau zu Gast hat und mit einer großen Zuschauerkulisse rechnet. Für beide Teams ist die aktuelle Situation ein kleines Déjà-vu-Erlebnis, kämpften sie doch bereits in der Vorsaison bis zum letzten Spieltag um den Ligaverbleib, den Grafenau erst mit einem famosen Schlussspurt und Schöfweg nach einem wahren Relegationsmarathon perfekt machen konnten.
Schöfwegs Spielertrainer Marcel Eder macht für das Derby eine klare Ansage. „Wir wollen unbedingt einen Heimsieg einfahren, um den Anschluss an das rettende Ufer nicht aus den Augen zu verlieren“, geht er das Spiel mit großer Zuversicht an, die er aus der wiederentdeckten Heimstärke seiner Mannschaft schöpft.
„Nach der Serie von acht Niederlagen am Stück war es für das Selbstvertrauen unserer jungen Mannschaft ganz wichtig, dass wir gegen Garham und Niederalteich wieder voll gepunktet haben. Gerade in dieser schwierigen Phase haben die Mannschaft und auch das Umfeld einen enormen Zusammenhalt gezeigt,“ lobt Eder die besondere DNA des Dorfvereins, der nach der Vorsaison besonders in der Offensive einen großen personellen Aderlass zu verkraften hatte. Mit Christian Schwankl und Simon Wildfeuer (jeweils Karriereende) sowie den langzeitverletzten Sven Weinberger und Eder selbst fielen die Torgaranten der vergangenen Jahre aus und mussten durch junge Spieler aus unterklassigen Vereinen ersetzt werden.
Schöfweger Wagenburgmentalität
„Der SV Schöfweg verfügt sowieso nicht über die finanziellen Mittel, höherklassige Akteure zu holen und bleibt seinem bisher sehr erfolgreichen Weg treu, sukzessive hungrige und entwicklungsfähige Spieler aus unterklassigen Vereinen zu integrieren,“ so Eder, den eine hartnäckige Schambeinverletzung zum Zuschauen zwingt. Große Hoffnungen für das Match gegen die „Stodbärn“ setzt der 28-jährige Edeltechniker in die heimischen Fans und die besondere Atmosphäre im Sepp-Penn-Stadion, die eine Art Wagenburgmentalität bei der Mannschaft befeuert, welche an ein kleines unbesiegbares Dorf in Gallien erinnert. „Wir wissen, dass wir zu Hause nur schwer zu schlagen sind und werden mit großer Geschlossenheit und Einsatz alles daran setzen, die Punkte in Schöfweg zu behalten,“ gibt er eindeutig die Marschroute für diesen Samstag vor, damit der Hinspielerfolg wiederholt wird.
Während Eder über eine gewisse Routine im Bezirksliga-Abstiegskampf verfügt, muss sich Sebastian Raml, sein Pendant auf Grafenauer Seite, bei seiner ersten Station als Spielertrainer mit den neuen Gegebenheiten erst vertraut machen. Die Erwartungshaltung war nach seiner Rückkehr vom SV Schalding in seinen Heimatort eine andere. „Wir wussten, dass uns eine schwere Saison bevorsteht, aber eigentlich wollten wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben,“ so Raml, der sich abgesehen von der sportlichen Bilanz in seinem neuen Aufgabengebiet sehr wohlfühlt. „Die Arbeit als Spielertrainer mit den Jungs macht Spaß und ich ergänze mich sehr gut mit Alex Adam, der bei den Spielen als ‚Linientrainer‘ das Sagen hat.“
Grafenaus Unbeständigkeit
Auffallend ist die enorme Unbeständigkeit seiner Truppe, bei der sich heftige Klatschen wie gegen Vornbach (0:8) und Oberdiendorf (0:5) mit unerwarteten Siegen wie in Hutthurm (2:0) und gegen Künzing (2:1) abwechseln. In der Winterpause will sich Raml, der sich seit Wochen mit einer Adduktorenverletzung durch die Spiele schleppt, mit der Mannschaft zusammensetzen und den bisher unbefriedigenden Saisonverlauf analysieren. Doch zuvor gilt seine ganze Konzentration dem bevorstehenden Nachbarderby, das für ihn Endspielcharakter hat, denn mit einem Sieg könnten die „Stodbären“ den Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz auf fünf Punkte ausbauen.
„Wir wollen aus einer kompakten Defensive heraus agieren und müssen der Kampfkraft des Gegners Paroli bieten,“ hofft Raml, der Auswärts- und Abschlussschwäche seiner Elf Einhalt zu gebieten. Als Schlusslicht in der Auswärtstabelle und mit gerade mal 16 erzielten Toren weiß er nur zu gut, wo der Schuh drückt. Er hat aber volles Vertrauen in die Neuzugänge, die den Weggang von Leistungsträgern wie Marco Fernandes de Lima oder Jonas Bumberger kompensieren sollen. Außerdem hofft er, dass nach der Winterpause die Langzeitverletzten Tobias Groß, Philipp Wilhelm und Manuel Hufsky wieder in den Spielbetrieb einsteigen können.
Beide sehnen die Pause herbei
Bei aller Brisanz und Rivalität, die ein Nachbarderby mit sich bringt, in einem Punkt sind sich die beiden Spielertrainer einig: Sie sehnen die Winterpause herbei, damit ihre Mannschaften die Akkus wieder aufladen und sie selbst ihre eigenen Wehwehchen auskurieren können. Mit einer perfekten Frühjahrsvorbereitung wollen sie dann den Grundstein dafür legen, dass auch in dieser Saison die Mission Klassenerhalt zu einem erfolgreichen Ende geführt wird.