Kreß/Hagengruber werfen hin
Fußball-Erdbeben in Ruhmannsfelden: Trainerrücktritt erschüttert den Verein – So geht’s nun weiter

05.10.2024 | Stand 06.10.2024, 13:06 Uhr |
Thomas Gierl

Ruhmannsfeldens Sportchef Alois „Aise“ Wittenzellner muss nun einen neuen Trainer suchen. − Foto: Gierl

Auch am Tag eins nach der Entscheidung des Trainerduos Martin Kreß (38) und Erich „Pico“ Hagengruber (44), die sportliche Verantwortung nach drei Jahren beim Fußball-Bezirksligisten Spvgg Ruhmannsfelden (Landkreis Regen) abzugeben, ist der sportliche Leiter Alois Wittenzellner noch sichtlich angegriffen, als er die aktuelle Situation schildert.

  

„Am Freitagvormittag hat mich Pico informiert, dass er das Traineramt niederlegt. Noch vor dem Abendtraining sagte uns und der Mannschaft auch Martin Kress, dass er aufhört.“ Letztlich ausschlaggebend war die schwache Leistung des Teams beim Feiertags-Spiel in Niederalteich (0:3). „Das Spiel war freilich ein Offenbarungseid. Die Mannschaft wirkte mut- und leblos“, beschreibt Alois „Aise“ Wittenzellner die Situation am Lerchenfeld.

Der ehemalige Bayernligist wirkte bereits in den letzten Wochen angeschlagen. Die Ergebnisse stimmten nicht und auch das Auftreten der Mannschaft entsprach nicht den Vorstellungen des Trainerteams und der Verantwortlichen. Nach 13 Spieltagen stehen erst 18 Punkte auf der Habenseite des Mitfavoriten, der das Spielfeld erst viermal als Sieger verlassen konnte und als Rangsiebter die Spitzenränge schon (fast) aus den Augen verloren hat. „Fußball ist komplex. Es zählt immer das große Ganze. Gemeinsam haben wir zuletzt unsere Ansprüche nicht mehr erfüllen können. Natürlich rumorte es daraufhin im Umfeld“, so Wittenzellner.

Jahrzehntelange Verbundenheit



Das scheidende Trainerduo und die Spvgg verbindet eine langjährige Freundschaft. Kreß wechselte 1999 als C-Jugendlicher vom FC Edenstetten zur SpVgg Ruhmannsfelden, mit der in der U17- und U19-Bayernliga um Punkte und Tore kämpfte. Später war der kopfballstarke Innenverteidiger mit der Rückennummer 13 jahrelang Kapitän der „Ersten“, mit der er im Sommer 2015 sensationell Landesliga-Meister wurde.

Erich „Pico“ Hagengruber lernte schon das Fußball-Abc bei den Grün-Weißen und war ebenfalls lange Zeit eine Stütze der ersten Mannschaft. Bei seinem Heimatverein engagierte er sich unter anderem als erfolgreicher Nachwuchscoach und war gemeinsam mit Wolfgang Kammerl für das Fußballwunder von 2014 verantwortlich. Mit einer famosen Siegesserie entging das Landesliga-Team unter der Regie der beiden Übungsleiter den bereits sicher geglaubten Abstieg.
Auch aus diesem Grund werde es beiderseits kein Nachtarocken geben: „Wir schätzen uns sehr. Daran wird auch die aktuelle Situation nichts ändern“. Und weiter sagt Alois Wittenzellner: „Für uns ist die Sache ebenso hart wie für Kresbo und Pico. Ich ziehe meinen Hut vor den beiden.“

Team braucht neuen Impuls



Fürwahr: Auch wenn es nur um Fußball geht, ist es doch schmerzlich. Zu viele Erinnerungen und positive Erlebnisse verbanden die Protagonisten miteinander. Erich Hagengruber beschreibt seine Gemütslage am Telefon ähnlich: „Ich war 38 Jahre lang mit der Spvgg eng verbunden. Das schüttelt man nicht einfach so ab“, sagt Hagengruber und fügt an: „Es war jetzt der richtige Zeitpunkt einen Schlussstrich zu ziehen. Der Auftritt in Niederalteich brachte das Fass zum Überlaufen. Das Team wirkte desolat und es braucht dringend einen neuen Impuls in Ruhmannsfelden.“

Wie Hagengruber schildert, planen die beiden Coaches nun eine Auszeit vom Fußballgeschäft. Die Familien sollen mehr in den Mittelpunkt rücken. Freilich wird es bei einem passenden Angebot irgendwann wieder zurückgehen auf die Trainerbank. Der Zeitpunkt sei allerdings offen.

Für die Spvgg Ruhmannsfelden hingegen steht nun viel Arbeit an: „Wir müssen uns zuerst intern beraten und dann nach einer adäquaten Alternative suchen. Einen Plan B für einen Trainerrücktritt gibt es aktuell bei uns nicht“, sagt Alois Wittenzellner. Das sonntägliche Heimspiel gegen den FC Obernzell-Erlau werden interimsmäßig der sportliche Leiter höchstpersönlich und Spvgg-Vorstand Roland Wiesinger, früher selber ein herausragender Fußballer, coachen. Anpfiff am Lerchenfeld ist bereits um 12 Uhr mittags.