Mit dem vierten Tabellenplatz stellten die Fußballerinnen des SV Sulzkirchen in der Bezirksliga Mittelfranken 2 vergangene Saison die beste von vier Mannschaften aus dem Landkreis.
Sophie Rudel stand dabei mit 23 Toren in der Torjägerliste ebenso auf Platz vier – sie war die treffsicherste Schützin im Landkreis. Und ihre Mutter ist mit 44 Jahren die älteste aktive Fußballspielerin in der Region. Zusammen kicken Mutter und Tochter in derselben Mannschaft, und das seit anderthalb Jahren. Silke Rudel-Weinmann spielt seit ihrem elften Lebensjahr Fußball. Erst beim DJK-SV Pilsach, dann, ab dem 16. Lebensjahr, beim TSV Wolfstein. Sie war aktiv mit dabei, als damals mit dem Liga-Betrieb begonnen wurde. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, der die Damen trainierte.
Sohnemann kickt in Kitzbühel
Die 44-Jährige pausierte mehrmals als Spielerin aufgrund ihrer Schwangerschaften, doch die Leidenschaft für den Fußball hat sie nie losgelassen. Auch der älteste Sohn Finn spielt Fußball, aktuell als Vertragsamateur beim FC Eurotours Kitzbühel. Seine anderthalb Jahre jüngere Schwester Sophie war von früh an dabei, als ihr Bruder Fußball spielte.
Während die Mutter um Punkte kämpfte, kickten die Geschwister mit anderen Kindern zusammen auf dem Nachbarplatz. Mit vier Jahren spielte Sophie als Bambini in Sulzkirchen, später in Freystadt, in einer Mannschaft zusammen mit Jungen, und in Wendelstein in einer Jungs-Mannschaft in der Bezirksoberliga.
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Als ihr Bruder Finn auf die Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg ging, einer Eliteschule des Sports, wollte Sophie unbedingt auch dort hin. Nebenbei spielte sie bei der JFG Wendelstein Fußball. Eine enorme Belastung, auch für die Eltern.
Die Tochter wurde zum Zug nach Allersberg oder nach Nürnberg gefahren, manchmal auch öfter als nur einmal am Tag. Das wurde der Fußballerin irgendwann zu viel.
Für den 1. FCN entschieden
Sie verließ zwar die Schule, spielte jedoch leidenschaftlich weiter Fußball. In Fürth, Ingolstadt und Nürnberg wurden Scouts auf die talentierte Spielerin aufmerksam. In Ingolstadt und beim Club trainierte sie probeweise mit und entschied sich für den 1. FCN. Mit der U17-Mannschaft stieg Sophie in die Bundesliga auf, neben dem Training bei der U17 hatte sie auch bei der ersten FCN-Mannschaft mit trainiert. Als die 1. Mannschaft in die 1. Bundesliga aufstieg, hätte sie dort mitspielen können. Doch sie zog die Reißleine. Ihr wurde es zu viel.
„Ich sehe meine Freunde nicht mehr, ich kann das nicht machen“, so ihre Worte von damals. In der Verteidigung hat sie für den Club immer stand gehalten. Dennoch hat sie vom Training beim Club, als auch in der Bertolt-Brecht-Schule viel mitgenommen, unter anderem von Trainer Nate Weiss und Trainerin Isabell Bauer.
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Wer die 17-jährige Fußballspielerin auf dem Platz sieht, wie sie schnell und zugleich elegant ihre Gegnerinnen locker umspielt, bis in den gegnerischen Strafraum läuft und dann aus unmöglichen Winkeln ein Tor schießt, der bemerkt das Talent. Nun spielt Sophie beim SV Sulzkirchen – mit genügend Zeit für ihre Freunde und Familie.
Seit 2016 trainierte Mutter Silke leidenschaftlich Jugendmannschaften, als sie im Sommer 2023 anfing die DJK Burggriesbach/Unter-/Obermässing zu coachen – was sie auch heute noch macht –, wollte sie plötzlich wieder aktiver werden. Sie hätte den Gedanken gehabt, sie könnte es noch schaffen. Eine AH-Mannschaft für Damen gab und gibt es noch immer nicht, so blieb ihr nur die Möglichkeit, im „normalen“ Ligabetrieb mitzuspielen.
Anstandshalber gefragt
Anstandshalber fragte sie Tochter Sophie, ob sie etwas dagegen hätte, wenn sie nun auch bei SV Sulzkirchen spielen würde. Die Tochter verneinte, fügt mit einem Lächeln jedoch hinzu: Etwas anschubsen hätte sie ihre Mutter dennoch müssen. Seit anderthalb Jahren spielen nun Mutter und Tochter zusammen in einer Mannschaft.
Es mache mega Spaß zusammen mit der Mutter zu spielen. „Es ist cool, wenn die Mama mit dabei ist“, so die Tochter. Ihre eigenen Bedenken, dass sie mit ihrem Alter nicht mehr mithalten könne, hat die 44-Jährige rasch zerstreut. So schnell käme keiner an den Ball heran, wenn ihre Mutter den im Strafraum hätte, so die Tochter.
Sicher sagt man sich gegenseitig, was man im Spiel hätte besser machen können. Dass man sich „anzicke“, käme auch mal vor, sei aber selten. Voll des Lobes erklärt Sophie schließlich: „Mama, ich bin stolz auf Dich.“
Natürlich sind auch Sophies kleinere Geschwister, Liam in der D1- und Lucia in der E- und D2-Jugend, begeisterte Fußballspieler. Lucia würde am liebsten schon jetzt mit Sophie und der Mama in einem Team spielen.
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