Er spielte in Ingolstadt, Frankfurt und Sevilla und sammelte bereits in jungen Jahren wertvolle Profi-Erfahrung im In- und Ausland. Nun ist Marius Herzig in seine Heimat Waldkirchen zurückgekehrt und spielt seit Sommer für den SV Schalding-Heining, der nach dem „Fast-Aus“ im Pokal und dem kuriosen Auftritt beim Kreisligisten FSV Harthof München (6:5 n. E.) am Samstag (14 Uhr) beim FC Pipinsried gastiert. Für Marius Herzig steht dagegen – nicht nur wegen seiner aktuellen Verletzung – das Berufsleben im Vordergrund.
Als potenzielle neue Nummer Eins wurde Marius Herzig Mitte Juni bei den Passauer Vorstädtern vorgestellt. Sportlich sollte es wieder bergauf gehen, nachdem er in seiner zweiten Saison in Sevilla wegen Problemen mit dem Trainer kaum noch in der 2. Mannschaft spielen durfte und im letzten Jahr vereinslos war. Doch ein Achillessehnenriss, den sich Herzig in einer eigentlich harmlosen Trainingsszene zuzog, zwingt ihn voraussichtlich bis Ende des Jahres zum Zuschauen.
„Es ist wirklich bitter“
„Es ist wirklich bitter“, sagt Herzig im Gespräch mit der Heimatzeitung über seine Verletzung. Zwar habe er in der ersten Trainingswoche nach einem Jahr Pause etwas Zeit gebraucht, um wieder in Tritt zu kommen, doch die zweite Woche sei sehr positiv verlaufen – bis zu seiner Verletzung. „Marius hat sich die ersten beiden Trainingswochen in einem hervorragenden Zustand präsentiert“, bestätigt ihm auch Markus Clemens, Sportlicher Leiter und verantwortlich für die Verpflichtung Herzigs.
Der Achillessehnenriss ist nicht die erste schwere Verletzung in Herzigs Karriere. Bereits in der Frankfurter A-Jugend fiel der heute 24-Jährige verletzungsbedingt länger aus, im November 2022 zog er sich in Sevilla einen Kreuzbandriss zu. Zwar kämpfte er sich nur drei Monate nach der Verletzung zurück, doch der Gedanke an ein zweites Standbein neben dem Fußball reifte in Herzig dadurch immer weiter.
Abitur in der Heimat nachgeholt
Bereits während seiner Zeit in Rosenheim und Burghausen absolvierte er neben dem Fußball eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Nachdem sein Vertrag in Sevilla im Sommer 2023 nicht verlängert wurde, kehrte er in seine Heimat Waldkirchen zurück und holte sein Abitur nach. Nebenbei arbeitete er im elterlichen Betrieb. Fußball spielte er hingegen nicht. „Es hat sich nichts entwickelt“, sagt Herzig über seine Zwangspause. Der Grund: „Ich habe in den letzten Jahren zu wenig Spiele gemacht“, ist Herzig ehrlich, seine Statistiken seien deshalb nicht so überzeugend für neue Vereine gewesen.
Doch so ganz konnte sich Herzig in dieser Zeit nicht vom Fußball trennen. Ab Winter hielt er sich mit seinem ehemaligen Torwarttrainer Manfred Winter aus seiner Zeit bei der SpVgg Grün-Weiß Deggendorf fit – mit Erfolg, wie sich herausstellen sollte. Markus Clemens kontaktierte ihn auf der Suche nach einem neuen Torhüter, nachdem Stammkeeper Max Böhnke von Schalding zum Regionalliga-Konkurrenten Aubstadt gewechselt war. „Die Gespräche liefen gut“, erinnert sich Herzig, man sei schnell zusammengekommen.
Bis Mitte August im Spezialschuh
Die Verletzung zwingt Herzig nun zu einer Pause beim angestrebten Neustart. Noch bis Mitte August muss er einen Spezialschuh tragen, den er nach der Operation Anfang Juli in Augsburg bei einem Spezialisten bekommen hat. Wenn er den Schuh nicht mehr braucht, will er langsam mit dem Lauftraining beginnen. In der Wintervorbereitung hofft Herzig dann wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen zu können.
Weiter will er aber noch nicht schauen: „Mein Ziel ist es, wieder fit zu werden und mein altes Leistungsniveau zu erreichen“. Außerdem möchte er den Spaß am Fußball wiederfinden. Hier ist Herzig aber auch ganz ehrlich: „Mein Hauptaugenmerk liegt derzeit auf meiner beruflichen Ausbildung.“ Nach dem nachgeholten Abitur beginnt er zum Wintersemester ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Deggendorf.
Froh über Erfahrungen im Ausland
Dass seine Karriere, die hoffnungsvoll begann und ihn bis zum spanischen Spitzenclub Sevilla führte, unvollendet oder gar gescheitert ist, findet Herzig nicht. „Ich bin zufrieden“, sagt er. Sein Traum sei es immer gewesen, für einen Verein aus der Bundesliga zu spielen, und das habe er sich in Frankfurt erfüllt. Dort durfte er in der Saisonvorbereitung mit den Profis trainieren, ebenso in Sevilla, dort sogar regelmäßig. Natürlich habe er gehofft, mehr zu spielen, sagt er zwar auch, aber gleichzeitig habe ihn die Zeit in Spanien menschlich und fußballerisch enorm weiterentwickelt: „Als ganz junger Mensch alleine ins Ausland zu gehen, eine neue Sprache zu lernen und viele neue Erfahrungen zu machen, hat mich sehr weitergebracht.“
Wie seine Karriere vielleicht verlaufen wäre, hätte er andere Entscheidungen getroffen oder wäre verletzungsfrei geblieben? „Es ist sinnlos, darüber nachzudenken, was hätte anders sein können“, sagt Herzig. Er ist froh über die Erfahrungen, die er machen durfte und könne aus seinen Fehlern lernen. Den Wechsel nach Sevilla würde er aber zum Beispiel wieder so machen, betont er deutlich. Und vielleicht ist die Rückkehr in die Heimat auch nur ein kleiner Schritt zurück auf dem Weg wieder nach oben, wenn ab dem Winter endlich der fußballerische Neustart erfolgen soll.
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